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Bei unserem Streifzug durch die Ahnengalerie Jesu machen wir heute in einer finsteren Epoche der jüdischen Geschichte Halt: dem babylonischen Exil. Ein unglaublicher Blutrausch erfüllte Mesopotamien. Grimmige Armeen grössenwahnsinniger Herrscher überrollten den Nahen Osten.
Zuerst wurden zehn jüdische Stämme deportiert. Dann belagerte der blutrot aufgegangene Stern Babylons 18 Monate lang Jerusalem. Dann fiel diese Stadt, Jerusalem, die ewige, die heilige, die göttliche Stadt, sie zerfiel in Schutt und Asche. Wenig später haben unsere beiden Zeitzeugen das jüdische Volk getroffen. Der Eindruck, den diese unfreiwilligen Asylanten gemacht hatten, ist anscheinend unvergesslich. Noch heute wird von ihnen erzählt:
«Sie sassen bei uns und weinten.» Ja, das stimmt. Nur ist das «Uns» etwas kompliziert. Eigentlich sind wir zu zweit, und andererseits sind wir auch ein einziges Stück. Ach, wir erklären es am besten einfach. Also: Sie kennen uns als Euphrat und Tigris, die beiden Flüsse, die um Babylon fliessen. Später dann fliessen wir gemeinsam als ein einziger Fluss. Die letzten knapp 200 Kilometer sind wir nämlich unter dem Namen Shatt al-Arab Richtung Persischer Golf unterwegs.
Über uns gibt es sogar ein bekanntes Lied: «By the rivers of Babylon...» von Boney M. Sie kennen es bestimmt. Die Gruppe singt, dass die Juden bei uns gesessen hätten und geweint hätten beim Gedanken an Jerusalem und an Zion.
Es waren viele, viele Tränen, die aus den Augen der Verschleppten rollten. Viele kleine salzige Tropfen fielen in uns beide. Wir versuchten die Deportierten mit möglichst kühlem Wasser zu erfrischen. Selten zeigen wir Flüsse Empfindungen. Manchmal treten wir über die Ufer, aber das hat mit unserer Gemütslage nichts zu tun. Aber damals haben wir mitgeheult. Sie können sich das wohl nicht so richtig vorstellen.
Die Situation hat sich dann aber ein wenig verbessert. Die Vorfahren von Jesu durften ihren Glauben meistens frei leben. Sogar wertvolle Schriften sind hier entstanden, und wichtige Propheten waren hier unterwegs. Zum Beispiel Daniel, denn man einmal in die Löwengrube warf. Das war eine der Geschichten, die man sich an unseren Ufern erzählte. Oft waren die Leute bei und in uns und erzählten. Manche vermuteten, dass Gott die Verschleppung zugelassen hat, weil man nicht mehr auf ihn gehört hatte.
Und so gewöhnten sich die Verschleppten im babylonischen Taumelbecher langsam an uns und wir uns an sie. Einige fühlten sich richtig heimisch. Sie warfen auch nicht viel Abfall in uns. Naja, manche Leute tun das! Dann, in nur einer Nacht, war alles anders. Die Perser fielen ein, und die Babylonier verloren ihre Macht. Später dann durften die Vorfahren von Jesus heimziehen.
Sie waren sehr froh. Wir auch, zumindest für sie. Uns wurde warm ums Herz. Ein wenig zerbrach es auch. Denn wir hatten das Volk liebgewonnen. Sie lachen, weil sich zwei Flüsse ihre Herzen zerbrechen? Sie sollten sich schämen! Das war nicht zum Lachen. Es waren einfach zu viele Emotionen, die da an uns rüttelten. Da waren kleine Kinder, die in uns spielten. Frauen die ihr Spiegelbild an unserer Oberfläche bewunderten – und ein wenig bewunderten sie natürlich auch uns ... Es war eben einfach eine besondere Zeit. Denken Sie einfach nächstes Mal ein wenig daran, wenn Sie «By the rivers of Babylon» wieder mal im Radio hören.
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