Schauen Sie sich einmal das bekannte Gleichnis vom wiedergefundenen Sohn aus Lk 15,20. unter diesem Aspekt an. Welches Wort folgt, wenn es vom Vater heisst: "Der sah ihn schon von weitem kommen und..." - Ich beende den Satz schriftlich, wie ich ihn in Erinnerung habe. Und was? !!! "und fühlte Erbarmen ..." (Zwingli) Es folgt ein Ausdruck wie in der Erzählung vom barmherzigen Samariter: "… der Priester sah ihn und - ging vorüber. Der Levit sah ihn und - ging vorüber. Der Samariter sah ihn und - hatte Mitleid, Erbarmen mit ihm." Das griechische "splangchnizomai" heisst im übertragenen Sinn "sich erbarmen", "Mitleid empfinden". Über die vordergründige Bedeutung hinaus "krampft sich ihm das Herz zusammen" (genauer: "die Eingeweide, die Innereien" beim Anblick einer schreienden menschlichen Not). Fortsetzung mit dem Bibeltext vergleichen Was kann man daraus lernen? Miteinander darüber reden Obwohl fast ärgerlich einfach und wie ein Vorwurf klingend, ist es gut, sich immer wieder zu fragen: Lese ich auch wirklich und aufmerksam, was ich lese? Ja, was dann? "Was wir gesehen und gehört haben, das verkündigen wir auch euch, damit auch ihr...?" ??? "... dies seht, dies wisst!" Im christlichen Leben sollte die Gemeinschaft besonders wichtig zu sein. Um dies deutlich zu machen, sind solche Überraschungen gut - falls man sie bemerkt und nicht darüber hinweg liest. Autor: Modifiziert durch Ruth M. Michel
- Bin ich sicher dabei? Oder unsicher?
??? "eilte ihm entgegen"
??? "und rief die Knechte"
??? "und fiel ihm um den Hals"
Nein!
"und hatte Mitleid mit ihm ..." (Einheitsübersetzung)
"voller Mitleid lief er ihm entgegen ..." (Hoffnung für alle)
"und es jammerte ihn ..." (Luther)
"und wurde innerlich bewegt ..." (Elberfelder)
- Was ist gleich? Wo gibt es Unterschiede? Fehlt ein Wort oder Satzteil?
- Habe ich etwas angefügt?
- Warum wohl?
- Da erlebte man oft echte Überraschungen.
Dann frage ich mich (allein oder in der Gruppe):
- Was sagt der mögliche Unterschied über mich, mein Bibellesen, meine Gottesbeziehung, mein Gottes- und Menschenbild, mein Selbstverständnis?
- Gewichte ich eventuell gewisse Dinge zu stark oder zu wenig?
- Blende ich Dinge aus? Betone ich gewisse Dinge zu stark?
- Man kann den Eindruck mit einer thematischen Bibelarbeit vertiefen, indem man Parallelstellen nachschlägt.
- Austausch über "Erkenntnisse" und Beobachtungen.
- Was hat uns betroffen gemacht?
- Wo fühle ich mich angesprochen?
Ein weiteres Beispiel: "Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und stirbt, dann..." (Joh 12,24)
??? "... dann bringt es keine Frucht."
!!! Nein, "dann bleibt es allein!"
??? Warum wird hier die sonst natürliche Reihenfolge von - Säen/Sterben/Keimen/Frucht bringen - nicht eingehalten?
!!! Nein! "... damit auch ihr Gemeinschaft mit uns habt."
Quelle: Bausteine/Buch "Beten im Pulsschlag des Lebens" von Willi Lambert SJ, Herder-Verlag
Webseite: www.ebausteine.ch
Datum: 05.09.2003