Längere Zeit wurde die hebräische Landnahme von Jericho ebenso angezweifelt wie die damalige Versklavung der Israeliten in Ägypten. Neue Erkenntnisse sorgen für ein Umdenken. Gerade auch durch Papyrusse, welche hebräische Sklavennamen in
Ägypten belegen.
Jericho (Bild: Wikipedia)
Seit
längerem existiert ein populäres Buch namens «Keine Posaunen vor Jericho»; in
diesem zweifeln Archäologen die in der Bibel geschilderten Ereignisse um den
Kampf von Jericho an.
Wirklich keine Posaunen vor Jericho?
Mit
neuen Erkenntnissen brachten inzwischen christliche Archäologen eine Neuauflage
ihres Werks «Keine Posaunen vor Jericho?» heraus – also der gleiche Titel, aber
mit einem Fragezeichen versehen.
Mitautor,
Archäologe und Orientkenner Peter van der Veen: «Es geht in unserem Buch darum,
dass es unserer Meinung nach durchaus Indizien gibt, auch in Jericho selber,
dass die Landnahme so stattgefunden hat, wie sie in der Bibel überliefert
worden ist.»
«In falschen Schichten gesucht»
Peter van der Veen
Wenn
man in tieferen Schichten sucht, «gibt es unserer Meinung nach sehr wohl
Indizien dafür», erklärt Peter van der Veen, der zudem wissenschaftlicher Mitarbeiter
bei der Studiengemeinschaft «Wort und Wissen» ist. Davon
war man früher noch weit entfernt. «Allgemein
gibt es ein Bewusstsein dafür, dass die Datierung der archäologischen Schichten
im Vorderen Orient im zweiten Jahrtausend vor Christus nicht in Stein
gemeisselt ist.»
Inzwischen
wurde erkannt, dass es sehr viel komplizierter ist. «Es kann also durchaus
sein, dass die Datierung bisher um 100 bis 200 Jahre zu hoch war und wir
deshalb in falschen Schichten gesucht haben.»
Es gab tatsächlich hebräische Sklavennamen in Ägypten
Bisher
wurde teilweise angezweifelt, dass die Israeliten einst überhaupt in Ägypten
waren. Ebenso wird dadurch der Exodus und die Einnahme Jerichos in Frage
gestellt. Doch inzwischen geht aus den Auswertungen eines Papyrus hervor, dass das ägyptische Reich
in Richtung zerfall ging und arg geschwächt war. «Zwar waren diese Papyrusse
schon früher bekannt.» Doch sie erhielten längere Zeit für die entsprechende
Epoche keine Beachtung.
«Es
ist nicht so, dass diese Hinweise wie etwa diese Papyrusse – wo tatsächlich
Sklaven mit hebräisch klingenden Namen erwähnt werden – früher nicht bekannt
waren. Aber es ist oft so, dass Wissenschaftler einfach in späteren Zeiten nach
Indizien suchen und solche Funde einfach übergehen.»
Neue Chronologie bestätigt
Jericho-Geschichte
Wenn
die Chronologie nach heutigen Erkenntnissen geordnet wird, dann bestätigt sich die
früher bestrittene Einnahme von Jericho sehr wohl. Durch
die neuen Datierungen «sagen wir, dass das alles früher als
bisher angenommen geschehen ist. Und wenn man dort sucht, wird man auch fündig. Nicht nur in
Papyrus und anderen Inschriften, sondern wir haben auch eine Menge an
materiellen Funden von Israeliten im Ost-Delta von Ägypten.»
Diese
frühere Datierung der Israeli in Ägypten wäre völlig kompatibel mit dem, was in
Jericho vorgefunden worden ist. «All das ist etwa zweihundert Jahre 'zu früh',
aber wenn tatsächlich die archäologische Datierung um 200 Jahre in unsere
Richtung verschiebt. Mit anderen Worten aus 1600 vor Christus wird 1400 vor
Christus – wie es aufgrund der neuen Erkenntnisse sinnvoll ist – dann passt das
wunderbar mit den Daten der Bibel überein.»
Auch
ist festzustellen, dass Ägypten zum entsprechenden Zeitpunkt wirtschaftlich wie
militärisch erheblich geschwächt war, während das Reich in den Jahrhunderten
vorher und nachher eine Weltmacht darstellte.