Forscher behauptet: Ich habe den Gral entdeckt!

Für einige Leute soll der „Santo Cáliz in Valencia“ der legendäre Gral sein.

Indiana Jones hatte ihn schon in der Hand, so mancher Thriller- und Fantasy-Autor schilderte die Jagd nach ihm und kaum jemand glaubt, dass es ihn tatsächlich gibt: Gral heisst jenes Trinkgefäss, das Jesus beim letzten Abendmahl benutzt haben soll.

Das Wort Gral kommt aus dem Lateinischen und bedeutet: Schale, Topf, Becher, Kelch oder Stufengefäss, also Behältnisse, in die etwas hineingetan werden kann. Der Autor und Historiker Michael Hesemann glaubt, den Gral jetzt nach jahrelangen Forschungen in Spanien gefunden zu haben. In Valencia wurde er kürzlich zum Gralsritter geweiht. Damit gehört er einer Gemeinschaft von insgesamt 160 Gralsrittern an, unter ihnen ist der spanische König Juan Carlos.

Der Gral, und was immer man darunter verstehen mag, geistert seit Jahrtausenden durch die Menschheitsgeschichte. Einmal klarer und einmal weniger klar tritt er hier und dort in Erzählungen, in der Dichtkunst, in der Malerei, in der Musik, oder in der Baukunst in Erscheinung. Er wird als Sage, als Legende, als Phantasie, als Einweihung, als Geschichte mit teilweise geschichtlichem Hintergrund oder als Botschaft Gottes an die Menschen begriffen, je nachdem, von welcher Warte aus er von Menschen betrachtet wird.

Legenden und Spekulationen

Die Suche nach dem heiligen Gral ist eines der bedeutendsten Themen der christlichen Geschichte. Das Gefäss soll durch Josef von Arimathea vor Pontius Pilatus gerettet und als Gabe für die frühe Kirche nach England gebracht worden sein. Angeblich würde der Gral dort vergraben oder sei in der Nähe von Glastonbury, dem Mittelpunkt der frühen christlichen Kirche in England, verloren gegangen. Viele Jahrhunderte lang suchte man ihn, erst die Ritter von König Artus Tafelrunde fanden ihn der Sage nach auf geheimnisvolle Weise.

Auch der Gral selbst gibt Rätsel auf. In frühchristlichen Dokumenten stellte man den Gral als eine grosse Schüssel dar. Erst später veränderte sich die Legende und der Gral wurde zu der Schale, mit der Jesus das Abendmahl abgehalten haben soll. Es ist ziemlich sicher, dass die heute bekannten Gralslegenden im 12. oder 13. Jahrhundert entstanden indem verschiedenste Geschichten von umherziehenden Geistlichen und Barden zusammengetragen und miteinander versponnen, sowie mit einem christlichen Rahmen umgeben wurden. Sie verbreiteten ihre neue Gralslegenden an den europäischen Höfen. Die Auslegung der Gralsgeschichte und die Art und Weise ihrer Offenbarungen waren immer auch vom Zeitgeist abhängig.

Keine historische Wahrheit

Das alles ist eher eine Glaubenssache als eine historische Wahrheit. Doch wenn es um den Heiligen Gral geht, ist das für den Neusser Michael Hesemann keine Glaubenssache mehr.

"Um es kurz zu machen: Ich habe den Heiligen Gral entdeckt", berichtet der 38-jährige Historiker und Schriftsteller Michael Hesemann. Jahrelang hatte er - ebenso wie viele andere vor ihm - nach dem Gral geforscht. Jetzt glaubt er ihn gefunden zu haben. Die Ergebnisse der Forschungen und den Fund hat Hesemann jetzt in einem im Münchener Pattloch Verlag erschienenen Buch beschrieben mit dem Titel: "Die Entdeckung des Heiligen Grals".

In alten spanischen Klosterakten aus dem Jahre 1134 fand Hesemann die erste Spur des mystischen Gefässes. Sie berichteten von der Reliquie des Abendmahlskelches, einem kostbaren Achatbecher, der von Petrus nach Rom gebracht wurde. Während einer Christenverfolgung im dritten Jahrhundert soll ihn der aus Spanien stammende Diakon Laurentius in seine Heimat geschickt haben. Als im 8. Jahrhundert die moslemischen Mauren Spanien eroberten, versteckten Christen das kostbare Gefäss zuerst in einer unzugänglichen Höhle, schliesslich in der Klosterburg von San Juan de la Pena im Pyrenäenvorland. Als Hesemann das befestigte Kloster inspizierte, entdeckte er , dass das Kloster am Hange des "Mons Salvatoris" in allen Details der Gralsburg "Monzalvasche" glich, wie sie im Gralsepos "Parzival" des Deutschen Wolfram von Eschenbach (um 1205) beschrieben wurde. In der Klosterchronik heisst es, dass die Reliquie seit dem achten Jahrhundert von einem Ritterorden gehütet wird.

Im Jahre 1437 soll der Gral nach Valencia gebracht worden sein, wo er sich noch heute in einer eigenen Kapelle der Kathedrale befindet. Nach Ansicht von Kunsthistorikern handelt es sich um ein hellenistisches Trinkgefäss, hergestellt in Syrien, aus dem vierten bis ersten Jahrhundert vor Christus.

Bei den Juden waren Steingefässe für das Passahmahl beliebt, denn sie galten als besonders "kosher", als kultisch rein. Er könnte der reichen Ordensgemeinschaft der Essener gehört haben, in deren Gästehaus auf dem Zionsberg nach alter Tradition das Letzte Abendmahl stattfand. Als Hesemann das Gefäss inspizierte, fiel ihm eine altarabische Inschrift auf, die "Al-labsit as-sillis" ("der Barmherzige") gelesen werden kann. Wolfram von Eschenbach erwähnt eine Inschrift auf dem Gral, zitiert sie als "lapsit exillis". Hesemann: "Diese Übereinstimmung nahm mir den letzten Zweifel, tatsächlich den historischen Gral gefunden zu haben."

„Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“

Woher kommt dieses Bedürfnis der Menschen, ihren Glauben an einem solchen Gegenstand wie den Gral festzumachen? Ein Objekt, der kaum echt ist, wird gesucht und dann noch verehrt. Wichtiger als dieser Gral wäre doch die Bedeutung des Abendmahls und nicht der Kelch: "Dann nahm er den Kelch, sprach das Dankgebet und reichte ihn den Jüngern mit den Worten:
Trinkt alle daraus; das ist mein Blut, das Blut des Bundes, das für viele vergossen wird zur Vergebung der Sünden."

Der Mensch neigt jedoch zu „handfesten Beweisen“. Das zeigt auch die Begebenheit beim Apostel Thomas: „Thomas aber, der Zwilling genannt wird, einer der Zwölf, war nicht bei ihnen, als Jesus kam. Da sagten die andern Jünger zu ihm: Wir haben den Herrn gesehen. Er aber sprach zu ihnen: Wenn ich nicht in seinen Händen die Nägelmale sehe und meinen Finger in die Nägelmale lege und meine Hand in seine Seite lege, kann ich's nicht glauben. Und nach acht Tagen waren seine Jünger abermals drinnen versammelt, und Thomas war bei ihnen. Da kommt Jesus, als die Türen verschlossen waren, und tritt mitten unter sie und spricht: Friede sei mit euch! Danach spricht er zu Thomas: Reiche deinen Finger her und sieh meine Hände, und reiche deine Hand her und lege sie in meine Seite, und sei nicht ungläubig, sondern gläubig! Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott! Da sprach Jesus zu ihm: Weil du mich gesehen hast, Thomas, darum glaubst du. Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“

Datum: 15.05.2003
Autor: Bruno Graber
Quelle: Livenet.ch

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