Bekannte Redewendung

Woher stammt: «Das ist doch alles Habakuk»?

Sein Name ist wohlklingend und seine Worte waren klug – und dennoch wird ausgerechnet er dazu verwendet, um etwas als irrwitzig abzutun. «Alles andere ist Habakuk», lassen sich Firmenbosse oder Sportchefs zitieren. Wer war dieser Habakuk?
Das Buch Habakuk in der Bibel

Sven Leuenberger, Sportchef des SC Bern, wurde beispielsweise in diesem Jahr in der Berner Zeitung mit dem Titel «Alles andere ist Habakuk» wiedergegeben. Etwas ausführlicher lautet sein Statement: «Also liegt der Fokus auf dem Match in Davos. Danach sehen wir, ob wir noch dabei oder ausgeschieden sind. Alles andere ist Habakuk.»

In «20 Minuten» äusserte sich eine Leserin über einen «Theater-Würfel» mitten in der Stadt: «Für solchen Habakuk hat man in Bern Geld.» Der Begriff steht also für Unnötiges oder Quatsch.

Habakuk ist einer der biblischen Propheten, die regelmässig in der Presse erwähnt werden, obschon den wenigsten beim Wort Habakuk überhaupt bekannt ist, ob es sich um einen Menschen handelt oder um einen altorientalischen Begriff für «Chaos».

«Der Hochmütige verfehlt sein Ziel»

Zeit also, Licht ins Dunkel zu bringen: Habakuk lebte im siebten Jahrhundert vor Christus. Sein Wirken geschah nicht lange vor der Zeit, bevor die Babylonier Jerusalem belagerten und schliesslich einnahmen. Von ihm stammt ein biblisches Buch, das in drei Kapitel unterteilt ist. Unter anderem prangert er an, dass Unschuldige von Kriminellen in die Enge getrieben werden und dass das Recht in Unrecht verdreht wird.

Der Prophet erklärt, dass Gott die Babylonier als Mittel zur Strafe brauchen wird, weil sich sein Volk von ihm abgewendet hatte. Er versucht sogar, Gott umzustimmen (Habakuk, Kapitel 1, Vers 12 bis 17).

Ein Statement von Habakuk wird verschiedentlich im Neuen Testament zitiert: «Wer aber hochmütig und unaufrichtig ist, verfehlt sein Ziel». Dieser bekannte Vers stammt aus Habakuk 2,4; und sein drittes Kapitel wird sogar als Psalm gewertet.

Was Habakuk alles sagte

Habakuk äusserte sich äusserst sozialkritisch gegen mächtige Herrscher, die ihre Königreiche auf Blut und Ausbeutung aufbauten. Markant sind etwa diese Worte: «Du bist verloren! Denn ständig willst du deinen Besitz vergrössern, und dabei ist dir jedes Mittel recht. Doch letzten Endes stürzt du dich und deine Nachkommen damit nur ins Unglück. Du fühlst dich sicher und unbezwingbar wie ein Adler in seinem Nest hoch oben. Du hast beschlossen, viele Völker auszurotten, doch damit hast du dein Leben verwirkt! Es wird deinem Königshaus den Untergang bringen!» (Habakuk 2,9-10).

Für die Ausbeuter und Gewaltherrscher waren seine Worte unbequem und sie wurden nicht gern gehört. Die Wendung «Das ist doch alles Habakuk», dürfte rund zweieinhalb Jahrtausende nach seinem Tod als eine Versinnbildlichung in den deutschen Sprachgebrauch eingegangen sein, dass seine Worte einst in den Wind geschlagen wurden, um selber unangenehme Punkte wegwischen zu können.

Habakuk sollte übrigens recht behalten: Die Babylonier überrannten Jerusalem. Der Prophet stand somit genau für das Gegenteil dessen, wofür sein Name heute verwendet wird: Nicht für unnötigen Unsinn, sondern für das Eintreffen von Gottes Wort.

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Datum: 05.11.2015
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet

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