David Lubega

Vom Mambo-Star zum Missionar

Der Sommerhit «Mambo No. 5» machte Lou Bega zum Weltstar. Damals konnte er von «Monica» und «Rita» nicht genug kriegen. Heute begegnet man ihm beim Missionieren auf der Strasse. Wie er vom Partymachen zum Glauben kam, erzählt er in seiner Biografie.
Lou Bega (Bild: Wikimedia / CC BY-SA 4.0)

Was passiert, wenn ein «Weltstar» Jesus begegnet, wie es im Untertitel Ihrer Biografie heisst?
David Lubega: Ich bin in keinem religiösen Haushalt grossgeworden, habe aber zeit meines Lebens bewusst oder unbewusst gesucht. Ich habe mich in vielem verstrickt, bis ich dem Herrn Jesus begegnen durfte. Das ist einfach nur Gnade gewesen. Ich musste als Person gebrochen werden, mein Stolz und mein Einreden, alles im Griff zu haben. Das hat mehrere Jahre gedauert. Das Wort Weltstar habe ich übrigens immer als komisch empfunden. Seit ich Christ bin, weiss ich, warum: Diese Ehre, die wir Menschen uns geben und geben lassen – und oft auch geniessen –, tut uns selbst nicht gut.

Es war also weniger eine abrupte Kehrtwende als vielmehr ein Prozess?
Ja, und ich denke, das meiste von diesem Prozess geschah im Unbewussten. Mir hat immer diese innere Ruhe gefehlt. Und dieses Loch in mir habe ich versucht zu füllen. Die Religion, der ich gefrönt habe, hiess Mehr. Ich wollte mehr, die Objekte liessen sich beliebig austauschen: Drogen, Sex, Essen – es gibt so viel, womit man dieses Loch füllen kann. Bis man an den Punkt kommt, wo einen nichts mehr füllt.

Das war dann der Punkt, wo Sie offen waren für Gott?
Ja, Gott hat das vorbereitet. Sogar dass die Bibel zur richtigen Zeit am richtigen Ort lag. Es war in einem Hotel auf einer Insel, wo nichts abgelenkt hat, sondern viel Ruhe war. Das war der Zeitpunkt, wo ich mir ins Gesicht schauen musste. Damit ich Gott begegnen und ihn kennenlernen konnte, musste er mich auf diese Insel bringen, weil ich sonst wieder weggelaufen wäre.

Ihre Frau hat sich noch vor Ihnen für Jesus entschieden. Wären Sie auch ohne sie Christ geworden?
Es entscheidet immer der Herr selber. Aber ich erlebe das auch so in meinem Umfeld, dass die Frau in einer Beziehung meistens die Erste ist, die zu Gott findet. Frauen sind vermutlich für so etwas durchlässiger. Ich würde meiner Frau nicht die Krone für meinen Weg zu Gott aufsetzen, aber es war schon hilfreich, es an ihr zu sehen. Meine Augen mussten selbst Stück für Stück geöffnet werden.

Wie passen der Künstler Lou Bega vom «Mambo No. 5» und der Christ David zusammen – sind Sie jetzt ein anderer?
Ich habe sozusagen eine Operation am offenen Herzen bekommen. Gott hat mir mein Herz aus Stein genommen und mir ein Herz aus Fleisch gegeben, so eine Operation kann nur er vornehmen. Ich bin immer noch David und habe nach wie vor meine Schwächen. Aber ich habe eine Stimme in mir, die versucht, mir einen anderen Kurs zu geben. Wer mich vorher gekannt hat und mich jetzt erlebt, der sieht einen Unterschied, hoffe ich.

Sie haben erlebt, dass Geld nicht glücklich macht. Aber es macht das Leben auch ganz angenehm, oder?
Natürlich! Das Geld hat mir immer eine gewisse Freiheit bewahrt. Ich konnte auswählen, was ich mache und für wen ich es mache. Glücklich macht es trotzdem nicht. Man bekommt zwar alles, wird angehimmelt und kann es sich sehr gemütlich machen in so einem Leben. Es ist leicht, sich darin zu verfangen und nicht mehr wachsen zu wollen. Aber mit der Zeit verschiebt sich deine Selbstwahrnehmung und dann brauchst du Hilfe. Bei mir war es so, dass Gottes Wort mich gefunden hat – nicht ich habe dieses Buch gefunden.

Ihr Leben war oft wie eine Achterbahnfahrt – sind Sie jetzt in ruhigerem Fahrwasser angekommen?
Ruhiger ist es nicht, auch dieses Leben verlangt mir viel ab. Ich bin oft wie gefangen zwischen zwei Welten: Gefühlt will ich nur für den Herrn unterwegs sein, bin aber an viele alte Verträge noch gebunden. Man ist immer irgendwie im Sturm. Aber die innere Einstellung dazu ist eine andere. Jetzt kann ich mein Leben unter Gottes Ruhe stellen. Das lerne ich jeden Tag, da ist auch kein Tag wie der andere. Es ist ein schmaler Weg, kein breiter.

Würden Sie sich so einen durchschlagenden Erfolg wie damals noch mal wünschen?
Nein! Ich hätte auch gar nicht mehr die Energie dafür, das körperlich durchzustehen. Aber auch sonst will ich das nicht mehr. Es war fantastisch damals mit 23 Jahren, aus dem Nichts kommend endlich das zu schaffen, was man schaffen wollte. Aber es kann nicht das Ziel sein, so etwas noch toppen zu wollen. Da müsste ich scheitern. Seit vielen Jahren ist weltlicher Erfolg für mich nicht mehr so wichtig.

2017 haben Sie und Ihre Frau sich bekehrt. Würden Sie im Rückblick sagen, es hat sich gelohnt?
Ewiges Leben ist der grösste Preis, den man haben kann! Wer den Heiligen Geist einmal geschmeckt hat, kann nicht mehr umkehren. Selbst wenn ich wollte, könnte ich es nicht. Es lohnt sich vielleicht nicht nach weltlichen Massstäben, man wird zum Beispiel nicht mehr von der breiten Masse gemocht. Aber das hat Jesus selbst ja schon angekündigt, dass man als sein Nachfolger in der Welt nicht viele Fans hat. Auch im Glaubensleben gibt es Wüstenzeiten. Man muss immer wieder zur Quelle gehen und die Quelle ist Jesus. Meine Bekehrung war wie ein zweiter Geburtstag und es hilft, sich daran immer wieder als einen Höhepunkt zu erinnern. Aber auf Dauer trägt einen nur das Wort Gottes durch.

Sie sind von Berlin aufs Land gezogen. Gehören Sie dort als Familie zu einer Gemeinde?
Wir haben eine eigene kleine Gemeinde, eine Art grösseren Hauskreis von etwa zehn bis fünfzehn Leuten. Wir versuchen gemeinsam, Gottes Wort zu studieren und auch zu leben. Wir musizieren zusammen, gehen auch auf die Strasse und erzählen von Gott, manchmal kommt jemand Neues dazu, der getauft werden will. Wir versuchen, unser Leben an die Zeit der ersten Jünger anzulehnen.

Werden Sie auf der Strasse als der Lou Bega vom «Mambo No. 5» erkannt?
Ich versuche, nicht erkannt zu werden, und das ist ganz einfach. Wenn ich keinen Hut aufhabe, keinen Anzug und keine Krawatte trage, sondern sehr leger angezogen bin, erkennt mich eigentlich niemand auf der Strasse. Manchmal passiert es aber doch und dann benutzt Gott das vielleicht, um jemanden für ihn zu interessieren.

Was haben Sie und Ihre Frau musikalisch für Pläne?
Meine Frau Jenny hat so eine wunderbare Stimme, wir schreiben gerade Songs für sie. Mein grösster Wunsch wäre, diese von ihr gesungenen Glaubenslieder herausbringen zu können. Das ist aber gar nicht so leicht.

Und was wünschen Sie sich von Ihrer Biografie?
Dass viele Menschen, die Gott nicht kennen oder das befremdlich finden, in meiner Geschichte einen Teil ihrer eigenen Geschichte finden. Dass sie sich die Frage stellen, warum ich, der ich nach ihrer Ansicht vielleicht alles hatte, was man nur haben kann, trotzdem diesen Weg gegangen bin. Dass sie sich fragen: Warum hat er das getan, was ist das Geheimnis dahinter? Wenn Menschen über meine Geschichte Gott kennenlernen, wäre das das Schönste.

Dieser Artikel erschien zuerst bei PRO Medienmagazin

Zum Buch:
Mambo No. 1

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Datum: 30.08.2022
Autor: Christina Bachmann
Quelle: PRO Medienmagazin

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