Mit 19 Jahren
hat ihren ersten Schwangerschaftsabbruch. Es folgen drei
weitere. Was zu Beginn ganz normal erscheint – sie ist überzeugt, dass ein Baby
noch wenigen Wochen noch nicht lebt – hat mit der Zeit schwere Konsequenzen.
Ich bin in Costa
Rica geboren und bei meiner streng katholischen Mutter aufgewachsen. Meine
Eltern waren nicht verheiratet und mein Vater war nie präsent. Keinen Vater in
meinem Leben zu haben, hinterliess eine grosse Leere in mir. Meine Mutter
arbeitete von Montag bis Sonntag in ihrem Geschäft, für mich blieb nicht viel
Zeit.
Ich wollte schon
immer heiraten – und als ich mit 15 Jahren meinen ersten Freund hatte, war ich
überzeugt, dass ich ihn heiraten würde. Ich wollte eine Familie gründen, Kinder
haben – das war mein einziger Traum, ich hatte keine anderen Träume.
Ein Problem
beseitigen
Nach dem
Schulabschluss, mit 19 Jahren, zog ich in die Hauptstadt San José, hatte dort
einen Freund und wurde völlig unerwartet schwanger. Ich wohnte bei meiner Cousine
und ihrer Mitbewohnerin, die beide Krankenschwestern waren. Als ich ihnen von
der Schwangerschaft erzählte, sagte mir die Mitbewohnerin als allererstes, dass
ich abtreiben musste, weil ein Kind in meinem Alter mein Studium jäh beenden
würde. Ich dachte auch an meine Mutter, die immer gesagt hatte: «Wenn du
ungewollt schwanger wirst, dann bist du nicht mehr meine Tochter…» Ich war
völlig durcheinander. Aber die Mitbewohnerin meinte, das sei kein Problem, mit
sechs Wochen lebe der Embryo noch gar nicht. Das beruhigte mich – ich konnte
einfach «das Problem beseitigen».
Etwa ein Jahr
später hatte ich erneut eine Abtreibung. Jetzt war es für mich schon normaler
– ich verspürte weder Schuldgefühle noch Angst, weil ich überzeugt war, dass das
Baby noch nicht lebt. Und ich war mir sicher, dass dies das Beste war. Beim
dritten Schwangerschaftsabbruch spürte ich aber tief in mir, dass es nicht
korrekt war. Doch der Vater des Kindes war verheiratet und so entschied ich
mich trotzdem dafür. Und die Rolle des Vaters ist ganz entscheidend: Bei keinem
meiner Schwangerschaftsabbrüche interessierte sich der Vater für die Situation.
Psychisch
angeschlagen
Jetzt, beim
dritten Mal, war die Situation anders: Nach und nach fühlte ich mich immer
schlechter, spürte eine Leere im Herzen und es war, als ob das Leben keinen Wert
mehr hatte. Meine Grossmutter väterlicherseits war evangelische Christin und
betete regelmässig für mich. Ich glaube, aufgrund dieser Gebete sprach ich
irgendwann mit einer Freundin darüber, wie schlecht es mir ging. Sie lud mich in
ihre Kirche ein. Dort nahm ich Jesus als meinen Retter an, aber ich kannte ihn
noch nicht richtig und besuchte keine weiteren Gottesdienste...
Ich lernte
einen jungen Mann kennen – und wurde von ihm schwanger. Er war kein Christ und
wollte kein Kind haben… Das war für mich unheimlich schwer; ich wollte nicht
mehr abtreiben und meine Freundin riet mir auch davon ab. Aber obwohl ich jetzt
genau wusste, dass es falsch war, liess ich doch wieder abtreiben in der
Hoffnung, dass dieser Mann mich dann heiraten würde. Doch das Gegenteil geschah.
Heilung – ein
langer Prozess
Ich war völlig
enttäuscht. Aber Gott begann in mir zu arbeiten. Für mich war es extrem hart,
als ich verstand, dass Abtreibung Sünde ist – Gott zeigte mir, dass ich
praktisch eine Generation ermordet hatte. Ich fühlte mich total schlecht, bekam
Herzrasen, Angstzustände. Ich weinte sehr viel und bereute die Schwangerschaftsabbrüche –
und Gott begann mich zu heilen. Ich fing an, regelmässig in den Gottesdienst zu
gehen. Aber die Auswirkungen auf emotionaler Ebene waren heftig. Wir glauben
manchmal, dass wir, sobald wir Jesus annehmen, neue Geschöpfe sind und alles
Alte vergangen ist. Aber über Jahre hinweg habe ich Seelsorge in Anspruch genommen,
weil ich mich immer noch schuldig fühlte. Ich konnte mir selbst nicht vergeben
und dachte, auch Gott könne mir nicht vergeben. Aber nach und nach hat Gott mit
gezeigt, dass mir vergeben ist und hat mich innerlich geheilt und vollkommen
verändert.
Mut für andere
Frauen
Mittlerweile sind
25 Jahre vergangen – heute bin ich selbst Seelsorgerin und helfe anderen
Frauen, Heilung und Veränderung zu finden. Und ich ermutige jede Frau, die über
Abtreibung nachdenkt, es nicht zu tun: Nicht nur, dass du eine Person
ermordest, die im Leben etwas Wichtiges erreichen kann, sondern es bringt dir
persönlich ernstzunehmende psychische Folgen, vor allem lähmende Schuldgefühle.
Aber wenn du schon abgetrieben hast, dann will ich dir Mut machen: Gott kann dich
erneuern. Wenn du zu ihm kommst, deine Entscheidung bereust und Gott um
Vergebung bittest, dann nimmt er dir die Schuld und erneuert dich.