Sie hat
die Hölle hinter sich. 12 Jahre lang litt Jolanda Zeller an Schizophrenie.
Viele Jahre hat die heute 62-Jährige in psychiatrischen Kliniken,
therapeutischen Wohngruppen und an geschützten Arbeitsplätzen verbracht.
Täglich musste sie bis zu 17 Medikamente einnehmen. Mehrmals versuchte sie,
ihrem Leben ein Ende zu setzen.
Jolanda Zeller aus Zollikofen ist glücklich und etwas nervös.
Sie hat zur Vernissage ihres Buches eingeladen. Seit 20 Jahren wünschte sie
sich, ihre Lebensgeschichte aufzuschreiben. Jetzt liegt sie vor – und Jolanda
Zeller liest im Saal ihrer Freikirche in Oberzollikofen dem 50-köpfigen
Publikum daraus vor:
Von Angst gequält
«Jolanda, sagst du deiner Tante auch guten Tag», forderte
meine Grossmutter mich auf. Ich brachte kein Wort über die Lippen.» Schliesslich
packt die Grossmutter ihre damals fünfeinhalbjährige Enkelin. «Sie sperrte mich
im oberen Stock in ein Zimmer ein und band mich an, damit ich nicht weglaufen
konnte …» Die ersten Sätze aus dem Buch erschüttern die Zuhörer. Sie erfahren,
dass Jolanda schon als Kind unter vielen Ängsten und Blockaden litt. Trotz
guter Noten traute sie sich keine höhere Schule zu. Und nachdem ein Nachbar sie
mit einer Pistole bedroht hatte, konnte sie abends lange nicht mehr
einschlafen. Als sie mitten im Winter
vor einem anderen Mann floh, brach sie auf der Schwelle einer fremden Familie
zusammen. «Und plötzlich war Rumpli da, diese Stimme in meinem Kopf, die mich
bedrängte und quälte», erzählt Zeller. Sie hatte ihr diesen Namen gegeben, um
sie besser wegschicken zu können. Doch das gelang nicht. Immer wieder wurde sie
deswegen und wegen ihrer Ängste psychiatrisch und psychotherapeutisch
behandelt. Aber nichts half. Es wurde
eine Schizophrenie diagnostiziert, die sich mehr oder weniger stark im Alltag
auswirkte. Die Medikamente machten Jolanda träge und führten zu Übergewicht.
«Ich wollte so gerne arbeiten und selbständig leben», betont sie. Doch es
gelang immer weniger. «Für die Ärzte war ich schliesslich ein hoffnungsloser
Fall». Sie werde nie selbständig wohnen und für sich sorgen können, wurde ihr
prognostiziert.
Die letzte Rettung
Jolandas Gotte Leni hatte immer liebevollen Kontakt mit ihr
gepflegt. Bekannte von Leni empfahlen die die christlich-therapeutische
Lebensgemeinschaft Mettleneggen im Gürbetal.Jolanda las das Konzept und wusste:
«Das ist mein letzter Strohhalm – da will ich unbedingt einen Therapieplatz!». Doch
es gab einen Haken – das Angebot war auf junge Erwachsene bis 25 Jahre
ausgerichtet «Als 30-Jährige war ich viel zu alt!». Aber Jolanda liess nicht
locker, schrieb nochmals ans Leitungsteam und schilderte ihre ausweglose
Situation. Tatsächlich wurde sie für einen Probemonat aufgenommen. Die
Mitarbeitenden lebten mit den Teilnehmerinnen und Teilnehmern zusammen, nahmen
sie ernst, behandelten sie auf Augenhöhe. Sie beteten mit ihnen und liessen sie
die bedingungslose Liebe Gottes erfahren. «Die Ärzte hatten mich aufgegeben»,
hält Zeller fest. Aber nun fand die junge Frau Therapeuten, die durch ihr
Vertrauen in Jesus Christus an eine Heilung für Jolanda glaubten. Gut zwei
Jahre verbrachte sie im Mettleneggen. Die liebevolle, aufmerksame Gemeinschaft,
Therapie und Gebete taten ihr gut. Sie durfte im Garten und mit Tieren
arbeiten. «Der lange Heilungsprozess erforderte viel Geduld und Ausdauer»,
bestätigt Jolanda. Doch nach dem Absetzen der Medikamente fühlte sie sich viel
besser. Sie trieb wieder Sport und wurde schlank. Und eines Tages war auch
Rumpli verschwunden.
Heute lacht, singt und strahlt Jolanda Zeller
wieder. Sie ist von ihren psychischen Erkrankungen befreit. Auch ihre Ärzte
bestätigen dies als Wunder. Sie hatten die Frau schon lange aufgegeben. Jolanda
lebt allein und glücklich in einer eigenen Wohnung, engagiert sich in ihrer Kirche
und erfreut viele Menschen mit ihren liebevollen Geburtstagskarten. «An mir ist
ein Wunder geschehen», strahlt sie. Was niemand für möglich gehalten hätte, hat
Gott ihr geschenkt. Jolanda hat ihre Lebensgeschichte aufgeschrieben, damit
Leidensgenossen die Hoffnung nicht aufgeben und bei Jesus Hilfe und Befreiung
suchen. Das Buch heisst «Ich lache wieder» – und dazu hat Jolanda Zeller allen
Grund!