Nur wenige Wochen zu leben, so lautete die Prognose
des Arztes nach einem kleinen Eingriff, der Entfernung einer Geschwulst
am linken Schienbein. Zurück auf der Abteilung erfährt Peter Kunz, die
Geschwulst sei ein hochmalignes Sarkom, das nicht entfernt werden könne.
Der gesamte Wadenmuskel sei bereits befallen, eine Amputation
unumgänglich. Zusätzlich müsse er mit Dutzenden von Metastasen im ganzen
Körper rechnen. Nachfolgend schildert der pensionierte Pastor sein
Erleben.
Peter Kunz (Bild: Benjamin Hochuli)
«Kein Problem», hatte der Arzt vor dem Eingriff geäussert. Trotzdem
sorge ich mich und lasse mit mir beten. Ich war immer der Überzeugung
gewesen, dass für Gott nichts unmöglich ist und hatte zu diesem Thema
auch schon Predigten gehalten – und nun?
An diesem Abend im Spital
fühle ich mich elend und plage mich mit den Gedanken: «Wie sollen meine
Frau und unsere vier Kinder – die Jüngste erst im Kindergarten – damit
fertig werden? Ist es 'fair', mit gut 41 Jahren schon sterben zu
müssen?» Fragen über Fragen. Es bleibt mir nichts anderes, als diese
immer wieder vor Gott zu bringen, bis ich endlich den Schlaf finden
kann.
Am nächsten Morgen
Um sechs Uhr erwache ich mit einer klaren Botschaft im Sinn: «Ich
werde nicht sterben, sondern leben und die Werke des Herrn verkünden.»
Sofort erkenne ich, dass dieses Psalmwort von Gott ist. Ich freue mich
über diese klare Antwort auf mein Gebet, aber … die Geschwulst am Bein
ist immer noch da, ebenso meine Zweifel. Dann tue ich etwas für mich
Unübliches. Ich sage zu Gott: «Wenn dies wirklich deine Antwort für mich
ist, dann gib mir doch noch eine Bestätigung.» Mit Radiomusik versuche
ich etwas abzuschalten. Nach den 7-Uhr-Nachrichten folgt die Sendung «Ein Wort aus der Bibel», ausgerechnet Psalm 118 mit dem erwähnten Vers
17! Ich bin total überwältigt und tief bewegt. Gott spricht einmal mehr
zu mir! Er ermutigt in diesen Tagen auch auf besondere und eindrückliche
Weise meine Frau und unsere Kinder.
Die bevorstehende Amputation
In verschiedenen Kirchen und Gemeinden in der Schweiz und in anderen
Ländern wird für mich gebetet. Weitere Untersuchungen wie MRI etc.
folgen. Ein Wunder: Nirgends wird eine Metastase gefunden. Nun folgt
jedoch der Termin für die Amputation. Was nun? Plötzlich realisiere ich:
Gott hat mir ja versprochen, dass ich an dieser Krankheit nicht sterben
werde. Bis zur Amputation hoffe ich aber, dass er mich noch heilen
wird, wenn dies seinem Willen entspricht.
Gott hatte jedoch einen
noch besseren Plan für mich. Besser? Ja! Immer wieder erlebe ich seine
Gegenwart und Hilfe, beginnend mit der Operation, seither aber auch in
vielen Kontakten mit Menschen in notvollen Situationen. Wie gut zu
wissen, dass Gott jeden Menschen ganz persönlich führt, ob dies nun eine
Krankenheilung bedeutet oder seinen Beistand in allerlei Nöten und
Schwierigkeiten.
Und dann?
Ich muss mit der Oberschenkelprothese wieder gehen lernen. Dann
folgen sechs Monate mit happigen Chemotherapien im Inselspital, die mich
sehr schwächen. Nach Abschluss eröffnet mir der Onkologe, dass der
Krebs wiederkommen werde und meine Überlebenschance im ersten Jahr
weniger als 1 Prozent sei. Eine emotionale Achterbahn, doch obiges Wort hält
mich immer wieder fest. Es ist allein Gottes Wirken, dass ich heute, 29
Jahre später, nicht nur lebe, sondern gesund sein und weiterhin die
Werke Gottes verkündigen darf, trotz meiner körperlichen Einschränkung.
Ich
bin überzeugt, dass Gott souverän ist und jede Person persönlich führt.
Er will uns jedoch vor allem innere Gesundheit schenken, geistliches,
ewiges Leben in Jesus Christus. Jesus sagt: «Was hat ein Mensch denn
davon, wenn ihm die ganze Welt zufällt, er selbst dabei aber seine Seele
verliert?» Gesundheit ist wertvoll, aber nicht das Wichtigste.
Dieser Artikel erschien zuerst in der Zeitschrift «Hope Frutigland».
«Hope Frutigland» war auch ein Thema am Jubiläumsanlass von Livenet & Jesus.ch am 15. Oktober 2020 in Frutigen. Hier können Sie in den Talk hineinhören: