Ebrahim Firouzi

«Sieben Jahre Haft sind nichts im Vergleich zur Ewigkeit»

Sieben Jahre Haft, jetzt fast drei Jahre Zwangs-Verbannung – und seine einzige Straftat war, von Jesus zu reden und Bibeln zu verteilen. Trotz allem will Ebrahim Firouzi den Iran nicht verlassen, wie er unlängst in einem Interview erklärte.
Ebrahim Firouzi im Skype-Interview (Bild: Screenshot Hovsepian Ministries)

Ebrahim Firouzi wächst in einer traditionell muslimischen Familie des Irans auf. Als er als junger Mann auf Arbeitssuche nach Teheran zieht, stösst er im Internet nicht nur auf Jobangebote – er findet eine Seite, auf welcher das Evangelium von Jesus Christus erklärt wird. «Ich wurde sehr neugierig, vor allem, weil der Jesus, von dem sie sprachen, völlig anders war als der Jesus, über den ich in meiner Kindheit gehört hatte. Durch den Kontakt zu diesen Christen wurde ich offen und nahm schliesslich Jesus als meinen Herrn und Retter an.»

Einfach ist das nicht. Als seine Mitbewohner mitbekommen, dass er im Internet Predigten hört, kappen sie seine Internetverbindung. Sechs Monate lang hört er heimlich auf der Dachterrasse mit Kopfhörern christliche Radiosendungen via Kurzwellenradio, bis er sich endlich eine eigene Wohnung leisten kann.

Eine neue Priorität

Von Anfang an ist ihm klar, dass der christliche Glaube ihm im Iran Probleme bringen kann. «Aber meine einzige Priorität war, dass Menschen das Wort Gottes hören konnten. Ich lebte ein ganz normales Leben, hatte einen normalen Job, aber sprach mit jedem über meinen Glauben, der auf der Suche und offen dafür war. Auf allen offiziellen Formularen schrieb ich immer, dass meine Religion das Christentum ist.»

Wo immer möglich verteilt er Bibeln und spricht über Jesus. Ob ihn ein Gesprächspartner bei der iranischen Geheimpolizei angezeigt hat oder ob diese von allein auf ihn aufmerksam wurde, weiss er bis heute nicht. Doch eines Tages im Jahr 2011 ist es soweit. «Ich erinnere mich an den Morgen, an dem sie zu meinem Haus kamen. Sie durchsuchten alles, verhafteten mich und nahmen mich zum Verhör mit. Sie hatten viele Beweisstücke gegen mich: Ich hatte handgeschriebene Traktate, Bibelverse und viele andere Informationen, die sie zusammengesammelt hatten.» Bestreiten tut er nichts davon, denn er ist überzeugt davon, keine Straftat begangen zu haben. «Ich sprach lediglich mit anderen über meinen Glauben. Niemand wird gezwungenermassen Christ. Gott zwingt uns nicht, zu glauben. Das geschieht nur durch eine persönliche Entscheidung.»

Im Gefängnis

Zunächst wird er zu zehn Monaten Haft verurteilt. Als er wieder frei ist, ändert sich für ihn aber nicht viel. «Natürlich war ich weiterhin ein Zeuge für Jesus und hörte nicht auf mit meinen Aktivitäten. Also wurde ich 2013 erneut verhaftet.» In diversen Prozessen mit mehr oder weniger Beweisstücken wird er zu insgesamt sieben Jahren Gefängnis verurteilt. «Bei einer meiner Gerichtsanhörungen sagte mir der Richter ganz offen, dass sie meinen Prozess einstellen und mich frei lassen würden, wenn ich einfach meinem Glauben absagen und auch andere Konvertiten überzeugen würde, ihrem Glauben abzusagen. Ich antwortete nicht auf diese Angebot…»

Obwohl er durch seine offene und freundliche Art im Gefängnis schnell Freunde gewinnt und von den Mitgefangenen nie angegriffen wird, erlebt er schwere Momente, etwa als seine Mutter an Krebs erkrankt und ihm ein Besuch der totkranken Mutter verweigert wird. Als sie im Dezember 2018 stirbt, wird ihm selbst die Teilnahme an ihrer Beerdigung verweigert. Dennoch sagt Firouzi heute, dass es alles wert war. «Durch Gottes Gnade ertrug ich ein paar Jahre im Gefängnis, und bekomme dafür eine Ewigkeit bei ihm.»

Zwei Gründe, um im Iran zu bleiben

Mittlerweile ist Ebrahim Firouzis Haftstrafe seit Oktober 2019 vorbei, doch er muss zwei Jahre lang in der Verbannung in der iranisch-pakistanischen Grenzstadt Sarbaz verbringen und täglich bei der Polizei vorsprechen. Viele haben ihn gefragt, warum er nicht mittlerweile nach Pakistan oder in ein anderes Land geflohen ist, um dort Asyl zu beantragen. Doch zwei Gründe halten ihn davon ab: «Manche sagen, dass Iraner nur konvertieren, um eine leichtere Möglichkeit zu finden, in andere Länder auszuwandern. Ich möchte ihnen zeigen, dass das nicht stimmt!»

Auf der anderen Seite liegen ihm die Iraner am Herzen. «Vielen Menschen im Iran geht es sehr schlecht und sie sind verloren, so wie wir es früher waren. Sie suchen verzweifelt nach einer Lösung, nach einem Weg aus dem Elend. Und ich weiss, dass die einzige wirkliche Antwort darauf das Wort Gottes ist – und ich liebe es, es ihnen weiterzugeben.»

«Gott ist bei der iranischen Kirche»

Nur eine Woche, nachdem im Januar das Interview mit Ebrahim Firouzi vom Missionswerk Hovsepian Ministries ins Internet gestellt wurde, erhielt Firouzi den Bescheid, dass die Verbannung um acht Monate verlängert wird – er dürfe keine Interviews mit ausländischen Werken führen. Doch seine abschliessenden Worte im Interview zeigen, dass nichts seinen Glauben erschüttern kann: «Ich möchte nicht, dass die Menschen entmutigt werden, wenn sie Geschichten wie meine hören, dass Menschen im Iran oder anderswo verfolgt und verhaftet werden. Ich möchte vielmehr, dass sie darauf sehen, dass Gott bei der iranischen Kirche ist und den Christen Gnade und Kraft schenkt, um schwierige Zeiten durchzustehen.»

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Datum: 19.06.2020
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet / VOM

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