Dennoch aufblühen

«Lass dich nicht eingrenzen!»

Magdalena Kradolfer aus Gossau ZH hatte einen schwierigen Start ins Leben. Dass sie dennoch ihren Weg gefunden hat, ist alles andere als selbstverständlich.
Magdalena Kradolfer (Bild: Mirjam Fisch-Köhler)

«Meine Adoptiveltern wollten ein Mädchen zu ihren beiden Buben, deshalb holten sie mich zu sich», erzählt Magdalena Kradolfer (55). Sie war dreijährig, als sie zusammen mit ihrem Bruder in ein Kinderheim abgeschoben wurde. Die leibliche Mutter ging als Tänzerin auf Tournee. Der Vater lebte in Spanien und nahm seine Kinder zu sich, wenn seine Frau keine Zeit für sie hatte. Doch Alimente bezahlen, das konnte er nicht. Nach der Scheidung erhielt die Mutter das alleinige Sorgerecht. Doch sie gab ihre Kinder schliesslich weg. «Dass ich im Heim dann auch noch von meinem Bruder getrennt wurde, war traumatisch», hält Magdalena fest. Sie habe sich verlassen und wertlos gefühlt.

Den Krebs überwunden

Nach einem halben Jahr bei den Adoptiveltern erkrankte Magdalena an einem bösartigen Lymphom. Monatelang wurde das Mädchen im Kinderspital Zürich behandelt. Die Besuchszeiten waren damals sehr eingeschränkt, und die leibliche Mutter besuchte sie nie. «Mein neuer Grossvater kam manchmal, zu ihm entwickelte sich eine gute Beziehung.» Dank Chemotherapie und Bestrahlungen wurde Magdalena wieder gesund. Zurück blieben ein Trauma und körperliche Folgeschäden.

Fehlende Wurzeln

Die Adoptiveltern konnten Magdalena Kradolfer die fehlenden Wurzeln nicht vermitteln. Dafür kümmerten sich ihre Paten sehr um sie. Und die Mutter einer Freundin ermöglichte ihr die Teilnahme an einem katholischen Ferienlager. Hier lernte Magdalena Jesus kennen. Später besuchte sie die Kinderstunde im Dorf. Ihr Glaube und ihr Vertrauen wuchsen. Aus der Gottesbeziehung schöpfte sie Zuversicht.

Zuhause war der Glaube aber kein Thema, und die Schulzeit erlebte sie als schwierig. Legasthenie und Dyskalkulie führten dazu, dass ihr Selbstwertgefühl immer tiefer sank. Aber während der Schnupperlehre zur Orthopädieschuhmacherin zeigte Magdalena aussergewöhnliches Talent. Trotz mangelnder schulischer Voraussetzungen wurde sie eingestellt. Der Lehrmeister war bekennender Christ. Er unterstützte sie so gut, dass sie die Ausbildung erfolgreich abschliessen konnte.

Innere Wiederherstellung

Jetzt war es Zeit, sich mit den Traumata der Kindheit auseinanderzusetzen. Während der Therapie meinte der Psychiater, kein Mensch könne einen solchen Start ins Leben unbeschadet überstehen; von daher rühre auch ihre tiefe Verunsicherung. Nach der entsprechenden Ermutigung durch den Arzt wagte sie es, ein Kindergärtnerinnenseminar zu besuchen. «Die meisten anderen Seminaristinnen verfügten über einen Matura-Abschluss und ich hatte die ganze Zeit über Angst, dass ich nicht genüge», erinnert sich Magdalena. Doch sie erbrachte gute Leistungen und war eine der wenigen, die nach der Prüfung sofort eine Stelle fand. «Gott hat mich begleitet», ist Magdalena überzeugt.

«Jesus hat die Welt überwunden!»

Bald darauf lernte sie ihren Mann Thomas kennen. Er bestätigte ihr immer wieder, dass sie liebenswert sei. Heute rät Magdalena Kradolfer – inzwischen zweifache Mutter – aufgrund ihres eigenen Weges: «Lass dich von Widerständen weder eingrenzen noch unterdrücken! Vertraue dich Jesus an – er hat diese Welt überwunden.»

Gerne würde sie ihre Fähigkeiten auch einmal für Kinder in herausfordernden Umständen einsetzen. «Wer weiss», blickt Magdalena Kradolfer mit leuchtenden Augen in die Zukunft, «vielleicht arbeite ich einmal in einem Kinderheim in der dritten Welt.» 

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Datum: 23.03.2020
Autor: Mirjam Fisch-Köhler
Quelle: idea Schweiz

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