Mysteriöser Motorradfahrer rettet Missionare in Haiti
Als eine Gruppe von acht Missionaren von einer Strassenblockade
überrascht wird, sind sich alle sicher, dass sie sterben werden. Einer der
Missionare ist bereits angeschossen und am Verbluten. Doch mit einem Mal taucht
ein Motorradfahrer auf. Und seine Worte verändern die Situation.
Protest in Haiti
Seit die Benzinpreise in
Haiti im vergangenen Sommer in die Höhe geschossen sind, gibt es immer wieder
blutige Proteste im Land. Trotz der Gewalt ist eine Gruppe von Christen der USA
mit dem Missionswerk Living Waters Ministries regelmässig nach Haiti geflogen, um dort ein Gemeinschaftszentrum aufzubauen.
Im April flogen erneut
einige US-Christen mit 20 Computern und zwei Servern hin, die dort installiert
werden sollten – doch im Gegensatz zu den unproblematischen Reisen zuvor wäre diese beinahe tödlich geendet: Nach etwa vier Stunden Autofahrt
ausserhalb von Port-Au-Prince werden die zwei Pickup-Trucks mit einem Mal von
einer wütenden Menschenmenge umringt – viele der Menschen sind bewaffnet. «Wir kamen um
die Kurve und plötzlich war da eine Strassensperre mit brennenden
Autoreifen, Trümmerhaufen und eine Menschenmenge (…), alle bewaffnet und als
wir auf sie zufuhren, begannen sie, in die Luft zu schiessen», erinnert sich
Team-Mitglied Jeff Lee. «Um ganz ehrlich zu sein, dachte ich in dem Moment,
dass wir sterben werden…»
«Wie Voodoo»
Vier der betroffenen Missionare (v.l.): Fred Chalker, Jackie Brandon, Jeff Lee und Drew Pasler
Die wütenden Menschen
hämmern gegen die Fensterscheiben, um diese zu zertrümmern, steigen auf den
Truck, um das Gepäck der Missionare herunterzubekommen und bedrohen sie mit
Gewehren. Jackie Brandon, ein weiteres Team-Mitglied, berichtet: «Ein Mann
stand da mit seiner Waffe und er hatte zwei weisse Linien von seinen Wangen bis
zum Kinn geschminkt – es erinnerte mich an Voodoo…»
In einem zweiten Auto fährt
Drew Pasler mit dem Teamarzt Doug Burbella und zwei weiteren Missionaren. Sie bleiben etwa 100 Meter entfernt
stehen und beobachten die Szene. «In dem Moment sah ich das Gewehr auf der
Seite. Wir dachten, dass sie alle niederschiessen werden. Also begann ich,
rückwärts wegzufahren (…) und dann hörten wir die Schüsse…»
Ein Motorrad ist schnell
neben Paslers Wagen und der Beifahrer schiesst auf die Missionare und auf die Reifen. Kurz darauf hört der
Fahrer den Teamarzt Doug schreien: «Ich sterbe, ich wurde getroffen.»
Gleichzeitig werden die Türen beider Wagen aufgebrochen und der Mob holt alles
raus, was nicht niet- und nagelfest ist. Pasler: «Als ich zurückschaute, sah
ich Dougs Gesicht mit Blut überströmt und konnte sehen, dass er zwei Wunden und
vielleicht sogar noch mehr hatte…»
«Alles wird gut!»
In dem Moment, als einer
der Männer das Gewehr an Dr. Bubellas Kopf hält, geschieht etwas Unfassbares:
«…ein Mann auf einem Motorrad kam aus dem Nichts vor unser Auto gefahren»,
erzählt Drew Pasler. «Er schaute mich an und sagte in perfektem Englisch: 'Es
ist ok, es wird alles gut'. Dabei schrie er noch nicht mal, er sagte es mit einer normalen Sprechstimme. Dann sagte er etwas auf Creole, zwei oder drei
Worte, und alle um uns herum, die Waffen hatten, standen plötzlich still…»
Mit einem Mal verändert
sich die gesamte Situation. «Ich weiss nicht, was die Leute sahen, aber sie
machten alle einen Schritt zurück und die Spannung war weg», berichtet auch
Jackie Brandon. Die Menschen gaben die zuvor geklauten Dinge wieder zurück,
Mobiltelefone, Bargeld – auch von den Computern und dem Material im Wert von
20'000 USD kommt nichts weg. Als Drew sich wieder umdreht, ist der Mann auf dem
Motorrad spurlos verschwunden.
Ein weiteres Wunder
Dr. Doug Burbella schwer verletzt
Doch Doug Burbella blutet
immer noch sehr stark. Mit dem einen Fahrzeug, das noch fahrtüchtig ist, fahren
die Missionare so schnell wie möglich in das nächste Krankenhaus. Doch
Doug glaubt nicht, dass er die einstündige Fahrt überleben wird und nimmt ein
paar letzte Worte für seine Frau und seinen Sohn auf.
Wider Erwarten überlebt
er doch und wird von Haiti aus in ein Krankenhaus in Florida geflogen, wo
Chirurgen die Kugeln und Kugelreste aus seinem Nacken und Kopf entfernen. Dass
er heute noch am Leben ist, ist ein Wunder. Und dass er mittlerweile wieder
laufen, sich bewegen und sprechen kann, ebenfalls. «Ich möchte, dass die Leute
erfahren, dass wenn Gott mich hier durchgebracht hat, ohne dass ich irgendwelche
Körperfunktionen verloren habe, dann ist auch jedes Problem, das Sie haben, (für
Gott) winzig. Es ist ein Wunder.» Er möchte Menschen ermutigen, dass Gott durch
jede noch so schwierige Situation hindurchtragen kann.
Bereit, zurückzugehen
Fred Chalker, Gründer
von «Living Waters Ministries» und ebenfalls Team-Mitglied der ereignisreichen Reise, schrieb nur drei Tage nach
dem Geschehnis auf seiner Facebookseite: «Wir sind bereit, dem Ruf des Herrn zu
antworten und hoffen und beten, dass er uns so führen wird, dass wir die Arbeit
weiterführen können, die er in den Dörfern von Nordwest-Haiti begonnen hat. Wir
sind bereit, dorthin zurückzugehen.»