Sie wurde vergewaltigt – und entschied sich für ihr Kind
Jennifer Saucier ist Opfer einer Vergewaltigung. Im
Krankenhaus erfährt sie, dass sie schwanger ist. Der Arzt bietet ihr eine
Abtreibung an, noch am selben Abend. Doch mit einem Mal hat Jennifer das
Gefühl, dass alles gut werden wird. Was brachte sie dazu, ihr Kind zu behalten?
Jennifer mit ihrer Tochter
Meine Tochter ist das
Licht meines Lebens. Ihre Geschichte begann an einem ganz normalen Tag. Ich
hatte den ganzen Tag gearbeitet und am Abend fand mein Chef heraus, dass es
mein Geburtstag war. Er rief uns alle zusammen und lud uns ein, gemeinsam etwas
trinken zu gehen. Ich war früher alkoholabhängig und trinke seitdem überhaupt
nicht mehr. Daran erinnerte ich meinen Chef, aber die anderen wollte unbedingt
gehen und so beschloss ich, mitzugehen und alle hinterher im Auto nach Hause zu
fahren.
Der Übergriff
Wir gingen los, tanzten und
hatten viel Spass. Die anderen wollten hinterher noch in eine Disko, aber
ich war müde und wollte nach Hause. Also rief ich ein Taxi, bezahlte es für sie
und sie fuhren weg. Ich selbst ging noch mal in die Kneipe, um das, was ich
gegessen hatte, zu bezahlen. Während ich das Essen bezahlte, mixte mir ein Mann
etwas in mein Getränk. Ich erinnere mich noch, dass ich rausging und mir
plötzlich schwindelig wurde. Derselbe Mann kam auf mich zu und meinte: «Ich
bringe Sie zu Ihrem Auto, damit Sie sicher bis dorthin kommen.» An mehr kann
ich mich nicht erinnern…
Acht Stunden später
wachte ich in meinem Auto auf. Ich dachte, dass ich in einer Schlägerei gewesen
wäre, weil ich blaue Flecken hatte. Ich hatte keine Ahnung, was passiert war,
ich blutete… aber ich wartete erstmal ab. Nach ein paar Tagen bekam ich heftige
Schmerzen. Ich ging in die Notfallaufnahme vom Krankenhaus, weil ich wusste,
dass etwas nicht stimmte… Ich ging auf eine Krankenschwester zu und sagte ihr:
«Ich glaube, dass ich sexuell missbraucht wurde!»
«Wir können uns noch heute darum kümmern…»
Eine sehr mitfühlende
Krankenschwester setzte sich zu mir und stellte mir ein paar Fragen. Dann
musste ich einen Schwangerschaftstest machen – er war negativ. Ein Arzt rief
Polizisten dazu, denen ich viele Fragen beantworten musste (der Täter wurde zwei Wochen später bei einer weiteren
Vergewaltigung ertappt und zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt). Ein Team, das
sexuell missbrauchten Frauen hilft, zeigte mir, wo ich Unterstützung finde, und
dann kam der Arzt zurück. Aber sein Gesichtsausdruck verängstigte
mich fürchterlich. Man hatte noch Bluttests gemacht, um zu sehen, ob ich
irgendwelche sexuell übertragbaren Krankheiten bekommen hatte, was nicht der
Fall war. Dann sagte der Arzt mir, dass der Schwangerschaftstest scheinbar länger
gebraucht habe, aber er sei positiv.
Ich fühlte mich so schutzlos und
verängstigt, und in diese Situation hinein meinte der Arzt: «Wir können uns
noch heute Abend darum kümmern. Sie können eine Tablette nehmen, morgen
wiederkommen und wir regeln das…» Er bot mir noch eine Alternative an: eine
Abtreibungsklinik von Planned Parenthood.
Schmuck statt Asche
Ich begann zu weinen. Ich
hatte solche Angst – und in dem Moment kam Jesus in meine Situation hinein und
erinnerte mich daran, dass er aus Asche etwas Wunderschönes machen kann. Diese
Worte hörte ich immer und immer wieder in meinem Kopf: «Schmuck statt Asche,
Schmuck statt Asche…» (aus der Bibel, Jesaja, Kapitel 61, Vers 3) Ich wurde
erfüllt von diesem überwältigenden Gefühl, dass alles gut werden würde. Ich
schaute den Arzt an und sagte: «Nein!» Erneut versuchte er mich von einer
Abtreibung zu überzeugen, doch ich blieb stark. Denn mein Kind war von Gott
geschaffen worden.
Ein Monster?
Meine
Schwangerschaft war alles andere als einfach. Eigentlich wollte ich das Kind
zur Adoption freigeben. Aber an dem Tag, an dem ich zum ersten Mal den Herzschlag des Babies hörte, war mir klar: Ich möchte mein Kind behalten!
Durch meine Gemeinde fand ich ein Haus für
schwangere Frauen in Krisensituationen, wo ich eine Zeit lang wohnte. Heute lebe
ich bei Freunden. Es ist nicht einfach, ein Kind aufzuziehen, aber es ist
machbar. Viele Leute, denen ich meine Geschichte erzähle, fragen mich: «Und
was, wenn sie ein Monster ist? Was, wenn du dich immer nur daran erinnerst,
wenn du sie anschaust?» Aber wenn ich in ihre Augen schaue, sehe ich das
überhaupt nicht. Ich schaue die Narben an, die mir geblieben sind, und sehe
nichts davon. Denn anstatt das Kind abzutreiben und mein Leben weiterzuleben,
habe ich Gott gesucht.
Zurück zum Arzt
Tochter Samantha Dean
Kurz nach dem ersten
Geburtstag meiner Tochter Samantha Dean (der Name bedeutet «Gott ist treu und
im Tal gegenwärtig») ging ich zurück zum Krankenhaus, zu dem Arzt, dessen
einziges Hilfsangebot die Abtreibung gewesen war. Und ich sagte zu ihm: «Hier,
das ist meine Tochter. Ich möchte Ihnen dieses wunderschöne Geschöpf
vorstellen, das Sie zerstören wollten…» Ich bin auch heute noch im Kontakt mit
diesem Arzt. Er behandelt viele Frauen, die sexuell missbraucht wurden und er
rät ihnen heute nicht mehr zur Abtreibung. Und das ist etwas, wodurch Samanthas
Leben für mich schon heute eine tiefe Bedeutung hat.
«Sie macht mein Leben lebenswert»
Im gesamten Prozess hatte
ich ein tolles Hilfsnetz, meine Gemeindefamilie, ein Teil meiner eigenen
Familie… Es gab Zeiten, in denen ich zu gestresst war, um zu essen, und in
denen ich Angst hatte. Aber Abtreibung war nie eine Option für mich. Ich hatte überlegt, sie zur Adoption freizugeben, weil ich nicht wusste, wie ich mich um
sie kümmern könnte, wenn ich mich noch nicht einmal richtig um mich selbst
kümmern konnte. Aber ich habe einen Weg gefunden. Ich musste gegen
Depressionen, Ängste und für Heilung kämpfen. Aber wenn ich am Abend nach Hause
komme und meine Tochter zu mir rennt, «Mami» sagt und mich umarmt, verschwinden
alle Probleme, alles Schlimme. Sie macht mein Leben lebenswert.
Gott hat meine
wunderschöne Tochter erschaffen. Die Umstände waren nicht ideal, aber was mir
zugestossen ist, war nicht ihre Schuld. Eine Schwangerschaft, die durch
sexuellen Missbrauch entsteht, ist nicht die Schuld des Kindes. Das Kind hat
Sie nicht verletzt, das war jemand anderes. Geben Sie dem Leben eine Chance.
Geben Sie dem Leben die Chance, Sie zu heilen. Mein Glaube ist durch das alles
stärker geworden. Mein Frausein wurde durch meine Tochter wiederhergestellt.
Sie wird die Welt verändern und ich hoffe, dass unsere Geschichte und das Leben
meiner Tochter dabei helfen, das Töten von Kindern zu enden.