Missbraucht und alkoholsüchtig – wie Russ Taff frei wurde
Als Kind schlich sich der
fünffache Grammy-Gewinner Russ Taff (65) nachts in die christliche Gemeinde
seines Vaters. Als Kind missbraucht, brachte er seinen Schmerz zu Jesus. Um
seine Scham als Erwachsener zu betäuben, glitt er in den Alkohol ab. Heute sagt
er, dass er aus seinem Gefängnis ausgebrochen sei: «Ich bin ein Kind des Königs. Mir ist vergeben... Und
ich glaube immer noch.»
Russ Taff
Nicht wenige
kennen den Sänger Russ Taff zum Beispiel durch sein Lied «Praise the Lord», für welches
er 1981 mit dem Dove-Award ausgezeichnet wurde. In einem neuen
Dokumentarfilm, der diesen Monat veröffentlicht wird, enthüllt Taff seinen jahrzehntelangen
Kampf mit Alkohol. Durch eine Traumatherapie sei die Befreiung gelungen.
«Hinter meinen
Gittern war ich sicher und isoliert. Ich versteckte mich vor meinen Schmerzen
und war innerlich getrennt von der Familie und allen, die ich jemals geliebt
habe.»
Als Kind wurde
er missbraucht. «Die Schande diktierte mir, dass alles meine Schuld sei. Ich
sang für Jesus und führte ein geheimes Leben als Alkoholiker. Die Scham
flüsterte: 'Es gibt keine Hoffnung'.»
Der legendäre
Sänger, der mit christlichen Musikstars wie Amy Grant, Michael W. Smith und den
«Gaithers» tourte, sagt, dass er lange Zeit Alkohol benutzte, um den Schmerz
seines Kindheitstraumas zu betäuben. Sein Vater war
ein Pfingstprediger, der auch mit Alkoholismus zu kämpfen hatte, und seine
Mutter überschüttete ihn häufig mit ihren krankhaften Angstzuständen.
Depressionen und Selbstmordgedanken
In seinem
Dokumentarfilm spricht er über den erlittenen Kindheitsmissbrauch, seine eigene
Sucht, Depressionen, Selbstmordgedanken, wie er seine eigene Familie verliess
und wie er einmal betrunken für eine grosse christliche TV-Show drehte.
Taff erzählt,
dass er manchmal
den Schlüssel zur Gemeinde seines Vaters in der Nacht nahm und einen Platz im
Inneren suchte, um seine Lasten vor Gott auszubreiten.
Nach dem Start
seiner Musikkarriere entwickelte Taff jedoch mit 26 Jahren einen Hang zum
Alkohol und nach dem gleichen Muster wie bei seinem Vater waren seine Frau und seine Kinder keine
Priorität mehr in seinem Leben.
Rückfall nach Tod seines Vaters
Bald durchlief
er eine Reha. Aber als sein Vater 1997 starb, wandte er sich erneut dem Alkohol
zu. Dies dauerte rund zehn Jahre, ehe er verzweifelt für 63 Tage in eine Wohnklinik
für Trauma-Behandlung einzog.
Das kostete
seine Familie den grössten Teil ihrer Ersparnisse, aber es half ihm, Frieden zu
finden, da er in der Lage war, sein Kindheitstrauma zu überwinden.
«Ich bin ein Kind des Königs»
«Ich fing an,
Mitgefühl zu empfinden, als ich anfing, mich damit zu beschäftigen, womit meine
Eltern zu kämpfen hatten», erinnert sich Taff. «Als ich dort wegging, hatte ich
das Gefühl, dass ich mir wünschte, sie wären noch am Leben. Ich glaube, ich
kann jetzt mit ihnen reden. Da ist kein Hass und Wut mehr. Ich habe Mitgefühl.»
«Gefängnistüren
sollten offen sein», sagt er über das erwähnte Gefängnis der Scham. «Denn Gefangene
können freigelassen werden. Ich habe gelernt, dass das Evangelium grösser ist,
als ich es mir je hätte vorstellen können. Ich bin ein Kind des Königs. Ich bin
gebrochen. Ich bin Alkoholiker gewesen. Mir ist vergeben... Und ich glaube
immer noch.»