Ob als Missionar oder Flüchtling

Wo sie hinkommen, führen sie Menschen auf den «Jesusweg»

Der Ägypter Gamil und die Israelin Doaa waren Missionare im Südsudan. Heute leben sie als Flüchtlinge in Deutschland – doch auch hier erzählen sie, wo sie nur können, von Jesus. Eine fast unglaubliche Geschichte.
Doaa und Gamil
Gamil gründete im Südsudan 22 Gemeinden.
Doaa bei Gartenarbeit im Südsudan

Doaa ist 34 Jahre alt und stammt aus Galiläa in Israel, ihr Mann Gamil ist 48 und Ägypter – sie leben in einem Flüchtlingsheim in Rheinland-Pfalz. «Wir sind Missionare», erklären die beiden. «Wir haben im Südsudan in einem unerreichten Volk christliche Gemeinden gegründet.» Araber als Missionare? Und Flüchtlinge? Wie kommt das?

Ein Soldat findet Freude

Gamil stammt aus Alexandria, seine Mutter war Witwe und überzeugte Christin. «Sie hat viel für mich gebetet», erzählt er. «Als junger Erwachsener im Militärdienst wollte ich nichts mehr vom Glauben meiner Familie wissen.» Doch sein Bruder lud ihn immer wieder in die Gemeinde in Alexandria ein. «Einmal im Urlaub bin ich aus Neugier mitgegangen», lächelt er. «Weder der Lobpreis, noch die Predigt haben mich angesprochen. Doch dann legte ein Mann mir seine Hand auf die Schulter und betete für mich. In diesem Moment hat Jesus mein Herz erneuert.» Gamil empfand bei dem Gebet eine unbeschreibliche Liebe und Freude. «Ich war völlig verändert danach», sagt er.

Die Glaubensfreude hielt an, das merkten alle in Gamils Kompanie. Seine Freunde und Kameraden fragten, was ihn so verändert hatte. Fröhlich bezeugte er ihnen Jesus. Als Gamils Militärdienst endete, begann er, auch zu Hause überall offen von Jesus zu reden. «Ich möchte, dass jeder die Freude kennenlernt, die nur Jesus schenkt.»

Der junge Ägypter studierte Management und gründete eine erfolgreiche Firma, die Plastikteile produzierte. Eines Tages besuchte er eine Missionskonferenz. Ein Missionar erzählte von Nubien im südlichen Nachbarland Sudan, wo es 99 Volksgruppen ohne eine einzige Gemeinde gab. «Durch seinen Bericht sprach Gott direkt zu mir», erzählt Gamil. «Ich spürte, dass ich in die Berge Nubiens sollte, um von Jesus weiterzusagen.»

Fruchtbarer Boden

Vier Jahre nacheinander nahm der Jungunternehmer jeweils zwei Monate frei, um sudanesischen Bergvölkern die gute Botschaft zu bringen. Seine Einsätze waren gesegnet: «Zu einer Evangelisation kam ein alter Mann, der mich in sein Volk mitnahm.» Sie kletterten über Steilhänge und Abgründe immer höher hinauf. Im Dorf des Alten zeigte Gamil mehrere Tage den Jesusfilm vor insgesamt über 500 Zuschauern. Am Ende hielten die Dorfältesten eine Versammlung ab und entschieden gemeinsam, künftig den Jesusweg zu gehen. Gamil war so angetan von Gottes Handeln im Sudan, dass er 2007 seine Anteile an der Firma verkaufte, um Vollzeitmissionar zu werden.

22 Gemeinden gegründet

Bereits im Jahr darauf schien sich alles wieder zu zerschlagen. Der Sudan untersagte Ausländern Reisen in die Berge Nubiens, ägyptische Christen konnten nicht mehr in diese Region. War alles umsonst gewesen? «Ich betete wochenlang und Gott antwortete», sagt Gamil. 2011 teilte sich der Sudan in zwei Länder. Im Süden standen plötzlich alle Türen offen. «So sandte meine Gemeinde in Alexandria mich als ihren Missionar in den Südsudan.» Von 2012 bis 2016 arbeitete Gamil in der Region Western Bahr el Gazal in einem verstreut im Urwald lebenden Volk, bei Menschen, die noch nie zuvor von Jesus gehört hatten. Hier gründete er 22 christliche Gemeinden.

Ganz konkrete Wunder

«Wir haben viele Wunder erlebt», strahlt Gamil. Einmal kam eine verzweifelte Frau auf ihn zu und erzählte, dass fünf ihrer Kinder bereits als Säuglinge gestorben waren, weil sie keine Milch für ihre Kinder hatte. Sie sorgte sich um den kleinen, abgemagerten Säugling in ihrem Arm. Würde sie diesmal ihr Kind stillen können? Zu der Zeit war es heiss und trocken, auch die Tiere der Gegend gaben keine Milch mehr. Verzweifelt bat die Frau Gamil um Hilfe. «Ich hatte nichts, was ihr helfen konnte. Also betete ich für sie, danach reisten wir weiter.»

Wie Gott dieses Gebet beantwortet hat, bewegt den arabischen Missionar bis heute: «Eine Woche später kam ich in dieses Dorf zurück und alle haben mich freudig erwartet. Ganz vorne sass die Mama und stillte glücklich ihr Kind. Jesus hatte sie geheilt. Nach dem offensichtlichen Wunder wollten alle in dieser Gegend meinen Gott kennenlernen. So entstand die erste Gemeinde dort.»

Hochzeit und Flucht

2013 lernte Gamil in der südsudanesischen Hauptstadt Juba seine Frau Doaa kennen, eine junge Araberin aus Galiläa in Israel. Doaa kam wie er aus gläubigem Elternhaus. Sie hatte Psychologie studiert und war in ihrer Heimat Israel Beraterin für Eltern und Erzieherinnen. Auch ihr liegen die unerreichten Völker am Herzen. Eine Freundin hatte ihr zu einem dreimonatigen Einsatz im Südsudan geraten, wo sie in einem Waisenheim mithalf. Bei ihrem zweiten Einsatz verlobten sich Doaa und Gamil, 2015 heirateten sie. Gemeinsam wollten sie als Missionare im Südsudan bleiben.

Leider brach 2016 in ihrer Region rund um die Stadt Wau ein schwerer Stammeskonflikt aus. «Direkt bei unserem Haus wurde geschossen, Bomben fielen, wir mussten weg!» Zunächst flohen Doaa und Gamil in die Nachbarstadt, dann weiter nach Jordanien, wo sie Visa für einen Monat erhielten. Eigentlich wollten sie nach Hause, nach Ägypten oder Israel, doch beide Staaten liessen sie nicht gemeinsam einreisen. Was sollten sie tun? Wo war ihre gemeinsame Heimat? Ende 2016 entschied das arabische Missionarsehepaar verzweifelt, eine neue gemeinsame Heimat in Europa zu suchen.

Plötzlich ein Niemand

Wie es sich anfühlt, wenn man als Flüchtling in Deutschland ankommt? Doaa stehen Tränen in den Augen bei dieser Frage. Ihre Gefühle sind gespalten. Es war unglaublich schwer für sie als Psychologin und für ihren Mann, einen ehemaligen Unternehmer, plötzlich nur noch ein Niemand zu sein. Für viele Deutsche waren sie unerwünschte Fremde. «Die Sprache ist schwer», sagen sie, dabei sprechen beide gut Deutsch und verstehen fast alles. Andererseits staunen sie über die Liebe der vielen deutschen Helfer, die sich uneigennützig für sie engagiert haben. «Wir beten vor allem für die lieben Leute darunter, die noch keine Christen sind, dass sie Jesus kennenlernen», das ist Gamil und Doaa wirklich wichtig.

Sie haben in der Freien ev. Gemeinde in Kusel ein Zuhause gefunden und im zurückliegenden Jahr vielen Einwanderern und Deutschen das Evangelium erklärt. Schliesslich sind sie auch hier Missionare und ihre Muttersprache Arabisch ist ein Geschenk Gottes, um Flüchtlingen von Jesus weiterzusagen.

Gegenwärtig absolvieren die beiden ein Vorbereitungspraktikum beim christlichen Missions- und Hilfswerk DMG. Das Ziel ist, wenn ihr Asylantrag genehmigt wird, dass sie als DMG-Mitarbeiter teils Geflüchteten in Deutschland helfen und ansonsten in der Trockenzeit im Südsudan in einem unerreichten Volk Gemeinden gründen.

Zur Webseite:
DMG

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Datum: 24.05.2018
Autor: Theo Volland
Quelle: DMG

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