«Zu lange habe ich nur existiert, nun will ich in der Fülle leben»
Bereits kratzte Pastor Jeremy Atwood
an der 250-Kilogramm-Marke. Dann änderte er sein Leben, um seine körperliche und
auch geistliche Gesundheit zurückzuerhalten. In den letzten zwei Jahren nahm er
120 Kilogramm ab – bald will er einen Halbmarathon bestreiten.
Jeremy Atwood nahm in den letzten zwei Jahren 120 Kilogramm ab.
Die
Waage meinte es nicht gut mit Jeremy Atwood (oder er es mit der Waage). Bei
seinem Höchst-Kampfgewicht zeigte das Messgerät satte 491 Pfund an, er kratzte
somit an der 250-Kilogramm-Marke.
Das
Essen artete derart aus, dass es ihm alle Energie raubte und ihn an seinem Dienst
hinderte. Jahrelang schaufelte der heute 37-jährige Senior-Pastor der «Immanuel
Baptist Church» in Glasgow im US-Bundesstaat Kentucky unkontrolliert Kalorien
in sich hinein. «Ich war ein Fast-Food-Junkie. Ich war wirklich süchtig.»
Pastoren besonders gefordert
Mit
seinem Problem war er nicht allein. Laut Studien ist einer von drei Einwohnern
seines Bundeslandes übergewichtig. Und Pastoren seien besonders anfällig.
Deshalb kämpft Jeremy Atwood nun mit vielen Gleichgesinnten für jene, welche
mit derselben Sucht zu kämpfen haben.
Pastoren
sind besonders gefährdet: Enge Terminpläne, wöchentliche Mittagstreffen,
ausgiebige Essen (teils auf Einladungen) am Sonntagmittag und endlose
Buffet-Dinner – all das macht es ihnen einfach, die Gürtel weiter
statt enger zu schnallen. Laut einer Studie sind 75 Prozent der US-amerikanischen
Pastoren übergewichtig, viele von ihnen haben den Punkt der Fettleibigkeit erreicht.
Junge war mehr an Atwood als an Berg interessiert
Seymour
Wattenbarger, Direktor der «Knox Association of Baptists» sagt, dass Pastoren
oft über ihren Lebensmittelkonsum witzeln würden. Doch eigentlich sei das kein Grund
zum Lachen – er weiss es aus eigener Erfahrung, vor drei Jahren verlor er fast
40 Kilogramm, um seine Gesundheit wiederzuerlangen, nachdem er eine Herzattacke
erlitten hatte.
«Unsere
Pastoren schaufeln ihre Gräber mit den Zähnen», sagt Wattenbarger. Dass auch
Jeremy Atwood umgedacht hat, liegt an der Aussage eines fünfjährigen Jungens
beim Besuch in den Great Smokey Mountains. Trotz all den Blickfängen der
üppigen Bergwelt in einer von Touristen am besten besuchten Attraktionen des Landes, war der Knabe am meisten an Atwoods Umfang interessiert. Begeistert
riet der Junge seiner Mutter, ebenfalls hinzusehen…
Wasser predigen… und trinken
«Ich sehe den
Jungen heute noch vor mir», berichtet Atwood. «Er war nicht gemein oder
bösartig. Wir alle wissen aber, dass Kinder brutal ehrlich sein können. Sie
haben keinen Filter und auch keine Kontrolle über ihr Volumen. Es stach heraus,
dass mich dieser kleine Junge als Freak ansah.»
Wieder daheim
gingen Atwood und seine Frau Cara zum Essen mit Curtis Woods, dem Direktor
der «Kentucky Baptist Convention». Sie
genossen die Köstlichkeiten, die das Restauranbuffet bot, in vollen Zügen.
Beide Männer fühlten sich schuldig wegen ihrer Völlerei und ermutigten
sich gegenseitig, es nun besser zu machen. Und tatsächlich – das Bild sei erlaubt – sie
predigten nicht nur gegenseitig Wasser, sie konsumierten es auch.
«Ich war schockiert»
Atwood erinnert
sich sogar noch an das Datum: Am 28. Dezember 2015 suchte er Hilfe bei einem
Arzt. «Gott brachte mich an den Punkt des kompletten Zerbruchs.»
«Ich fühlte mich
scheusslich und ich sah entsetzlich aus. Ich wusste, dass ich etwas tun muss.
Ich machte mit dem Arzt einen Termin ab, um eine Operation zu besprechen.» Aus dem
Wartezimmer hörte er, wie die Schwester seinen Namen rief. Der erste Haltepunkt
war die Waage, die er erstmals seit zwei Jahren wieder betrat: 491 Pfund.
«Ich war
schockiert», sagt Atwood heute. «Ich wusste, dass ich ausser Kontrolle geraten
war, doch mir war nicht bewusst, dass es so übel war. Wäre die Schwester nicht
dagestanden, wäre ich in Tränen ausgebrochen.»
Atwood, der in
jüngeren Jahren im High-School-Football-Team mitgespielt hatte, kämpfte schon
immer mit seinem Gewicht. Als er graduierte, erreichte er die 250-Pfund-Marke.
Jahr für Jahr stieg das Gewicht, Diäten halfen nicht, das führte nur zum
Jo-Jo-Effekt. 30 Pfund verschwanden, doch bald kamen 40 neue dazu.
Nun wartet Halb-Marathon
Auch geistlich
war eine Auswirkung zu verzeichnen. «Ich verlor meine prophetische Stimme. Wie
konnte ich mit jemandem über Sünde sprechen, wenn ich 491 Pfund wog? Ich
wusste, dass ich alles daran setzen musste, um Gewicht zu verlieren, um
Christus gehorsam zu sein.»
Nachdem er im
April 2016 mit einer Operation seinen Magen verkleinern liess, begann Atwood zu
joggen und Gewichte zu heben – um dafür zu sorgen, dass das Gewicht auch
wirklich wegblieb. Er absolvierte inzwischen ein 5'000-Meter-Rennen und bereitet
sich nun auf einen Halbmarathon vor. «Zu lange Zeit habe ich nur existiert, ich
will nun in der Fülle leben.»