Nach
einer schwierigen Kindheit, vielen Pflegefamilien, Alkoholproblemen und
ungezählten Schlägereien rutscht Andy Imhof in die rechtsradikale Szene. Doch echte Annahme und Zugehörigkeit findet er an einem völlig anderen Ort.
Andy Imhof
Aufgewachsen ist er bei seiner Mutter. Sein Vater
hatte sich verdrückt, als er drei Monate alt war. Mit ihm gab es daraufhin kein
Kontakt. Die Mutter musste arbeiten und er selbst wurde von einer Pflegefamilie
in die andere weitergereicht. Ein warmes Zuhause blieb ein unerfüllter Wunsch. Das
war das Leben von Andy Imhof.
Erste Berührung mit dem christlichen Glauben
In einer der Pflegefamilien wurde gebetet und von
Jesus gesprochen. Sonntags ging es zur Gemeinde. Mehrmals ging Andy mit – es
gefiel ihm. Grundsätzlich war er gerne bei dieser Familie. Einmal ging er mit
seiner Mutter zu einem Weihnachtsgottesdienst. Seine Mutter ging dann
regelmässig hin und nahm Andy mit. So war Andy während seiner Kindheit und bis
in die frühen Teenagerjahre ein oft gesehener Gast in dieser Freikirche – bis seine
Besuche ab der siebten Klasse seltener wurden.
Ein Patriot mit Fäusten
Andy war ein Kämpfertyp und drückte sich gerne
auch mit den Fäusten aus. Oft musste er gezwungen werden, sich irgendwo zu
entschuldigen. Aber durch seine Gewaltakte verschaffte er sich Respekt. Bald
stand er in dauerndem Konflikt mit Ausländern. Anfänglich waren die Rivalitäten
zwischen den Nationalitäten spielerisch und relativ harmlos. Doch dies würde
sich bald ändern.
Es war die Zeit des 700-Jahr-Jubiläums der
Schweiz. Bei Andy und seinen Freunden war Patriotismus hoch im Trend. Bald
kamen Springerstiefel und rasierte Köpfe dazu. Dann folgte entsprechende rechtsradikale
Musik. Und so wurden sie eine Gruppe Rassisten, die in der Schule Aufsehen
erregten. Mit Ausländern kam es fast täglich zu Schlägereien.
Andy fühlte sich als Teil der Clique und erfuhr
dadurch etwas wie ein Zuhause.
Alkohol und Gewalt
Ende Schulzeit kam der Konsum von Alkohol dazu.
Während der Lehrzeit konsumierte Andy dann immer mehr. Dadurch nahm die
Gewaltbereitschaft beständig zu. «Ich verlor meine Hemmungen.
Bald scheute ich mich nicht mehr, mit meinen Stahlkappenschuhen auf jemanden zu
treten, der bereits auf dem Boden lag.» Andy brauchte keine Provokation mehr,
um gewalttätig zu werden. Hin und wieder war er auch Opfer: «Ich erwachte im
Spital mit einer schweren Hirnerschütterung.»
Während der Woche versuchte er, sich auf die Lehre
zu konzentrieren. Am Wochenende zog er mit den Kumpels als Rechtsradikale
herum. Es folgten negative Kontakte mit der Polizei und
auch mehrere grosse Geldstrafen. Alkohol und Gewalt zeichneten diese Jahre.
Wie das Leben so spielt
Jedes Jahr folgte Andy der Einladung seiner
Mutter zum Weihnachtsgottesdienst und dem anschliessenden Essen. In jedem
Gottesdienst spürte er Gottes Gegenwart. Einmal hielt er es nicht aus und
verliess das Gebäude. «Ich war mir sicher, dass ich irgendwann Christ
werden würde», erinnert er sich. «Zuerst wollte ich aber all die Dinge
ausleben, von denen ich ganz genau wusste, dass sie falsch waren.»
Obwohl Andy noch immer Rassist war, wurden der
übermässige Alkoholkonsum und die Schlägereien seltener. Inzwischen war er
verheiratet und als seine Frau schwanger wurde, mässigte er sein Leben. Er verfolgte sogar ein neues Hobby und hielt bei sich zu Hause ein paar Schafe.
Sind Christen wirklich engstirnig?
Einmal rief ihn der Pastor überraschend an: «Du hast
Schafe und ich würde diese gerne mal ansehen.» Andy war überrascht, dass ein
Pastor sich mit Schafen abgab. «Irgendwie glaubte ich, dass es bei Christen
nichts anderes als Gott geben durfte.»
Als der Pastor vorbeikam, fürchtete Andy fromme
Gespräche. Sie unterhielten sich dann aber eine Stunde lang über Schafe – und
keinen Moment über die nötige Bekehrung von Andy. Das entspannte ihn.
Kurz darauf sagte er zu seiner Frau: «Lass uns in
den Gottesdienst gehen.» Bis heute kann Andy nicht genau erklären, wie er
plötzlich auf diese Idee kam. Sicher hatte es etwas mit dem Besuch des Pastors
zu tun – aber gewiss auch mit Gottes Ziehen.
Nach Hause kommen
Die Leute in der Gemeinde freuten sich über Andys
Auftauchen. Obwohl er viele Leute nicht kannte, fühlte er sich sofort Zuhause.
Von da an ging er regelmässig hin. Es dauerte nicht lange, bis er erkannte, dass
Jesus der Grund für dieses Zuhause ist. 2016 machte Andy seinen Glauben und
seine Beziehung mit Jesus fest, indem er sich taufen liess.
Andys Begeisterung für Jesus ist gross. Auch in
der Gemeinde fühlt er sich weiterhin wohl und liebt es, in gewissen Bereichen
Verantwortung zu übernehmen.
Heute ist Andy am Ziel seiner Suche nach
Zugehörigkeit und Annahme angekommen. Er weiss: «Bei Jesus habe ich mein Zuhause gefunden!»