In der Todeszelle

Vom «Monster» zur «Gefängnis-Mama» und Theologiestudentin

Von einer verbitterten Frau zu «Mama Kelly»: Die zu Tode verurteilte Kelly Gissendaner ist im Gefängnis zu einer Mutterfigur und zum Zeugnis für andere Häftlinge geworden, weil Gott ihr Leben komplett verändert hat. Sogar mit Theologieprofessoren tauscht sie sich aus. Nun wartet sie darauf, ob der Staat Georgia sie begnadigen wird.
Kelly Gissendane bei der Abschlussfeier des Theologiestudiums.
Kelly Gissendane mit Professor Moltmann.

Eigentlich hätte Kelly Renee Gissendaner bereits zweimal sterben sollen. Sie wurde 1998 in Georgia, USA, zu Tode verurteilt, da sie ihren Freund überzeugt hatte, ihren Ehemann zu töten. Doch beide Male musste die Durchführung ihrer Strafe aufgeschoben werden, am 25. Februar diesen Jahres aufgrund des schlechten Wetters und am 2. März aufgrund von Problemen mit dem Gift, das sie durch eine Spritze verabreicht bekommen sollte. War es Gott, der hier eingriff?

«Mama Kelly», von allen geliebt

In den 17 Jahren der Haft lernte Kelly Jesus Christus kennen und das veränderte ihr ganzes Leben. Von einem verbitterten Menschen wurde sie zu einem Mentor und zu einer Mutterfigur für viele der Insassen. Einige von ihnen erzählen laut Mission Network News, dass «Mama Kelly» ihnen Selbstmordgedanken ausgeredet hat, sie ermutigt, sich gut zu benehmen und ihnen geholfen hat, ihre Ziele zu erreichen. Und sie ist ein lebendiges Zeugnis für Jesus Christus. Über ihren Glauben sagt sie: «Ich habe aus erster Hand gelernt, dass niemand, noch nicht einmal ich selbst, von Gottes Erlösung durch seine Gnade und sein Erbarmen ausgenommen ist.»

Erfolgreiche Studentin

Im Jahr 2007 begann die 46-Jährige durch das Crossroad Bible Institute, ein spezielles Studienprogramm für Häftlinge, ein Bibelstudium, das sie 2010 erfolgreich abschloss. Dann schrieb sie sich in die Emory Universität ein – und nahm an einem einjährigen Theologiestudium teil. Während des Studiums interessierte sie sich insbesondere für Dietrich Bonhoeffer, Rowan Williams (ehemaliger Erzbischof von Canterbury) und Prof. Jürgen Moltmann aus Deutschland.

Eine besondere Brieffreundschaft

Sie schrieb dem 88-jährigen Moltmann sogar einen Brief, woraus eine Brieffreundschaft entstand. In den 20 oder 30 Briefen, die sie sich laut Professor Moltmann in den vier Jahren geschrieben haben, diskutierten sie insbesondere «theologische und Glaubensfragen», so Moltmann gegenüber der New York Times. «Sie war sehr sensibel, auf keinen Fall ein Monster, wie die Zeitungen sie beschrieben haben. Und sie ist sehr intelligent!» Der Theologieprofessor aus Tübingen ist sich sicher: «Sie hat ihre Denkweise und ihr Leben verändert.» 2011 trafen sie sich sogar persönlich bei der Abschlussfeier ihres Studiums.

Echter Glaube, keine Show

Auch Cathy Zappa, Leiterin des Theologieprogramms für Häftlinge, hat schon tiefgründige Diskussionen mit ihr geführt. «Sie fragt echt schwere Fragen über Gott. Ihr Einspruch wurde abgelehnt und sie fragt mich:'Wo ist Gott in dieser Situation?' oder 'Ich bin sauer und hab gerade echt Probleme, zu beten.' Das ist echter Glaube, das ist keine Show!», so Zappa.

Gebet um Wunder und Frieden

Etwa 100 Theologen haben sich durch Briefe für ein Gnadengesuch eingesetzt, weitere 500 Kirchenleiter und Pastoren haben eine Petition unterschrieben. David Schuringa vom Crossroad Bible Institute bittet alle Christen um Gebet für Kelly. Er bete, dass «der Herr ein Wunder vollbringt und einen Weg findet, Kellys Leben zu retten. Und möge er ihr, ihrer Familie und der Familie ihres Ehemannes Frieden schenken.»

Auch Professor Moltmann hofft, dass ihr Gnadengesuch akzeptiert wird. Doch «wenn der Staat Georgia ihr keine Gnade schenken sollte - Gottes Gnade hat sie schon erhalten», so der deutsche Theologieprofessor.

Datum: 11.03.2015
Autor: Rebekka Schmidt
Quelle: Livenet

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