Durst nach Lebenssinn gestillt

«Wahrheit in ihrer ganzen Schönheit»

Zwei Schriftsteller gehen nach Südafrika. Sie wissen nicht genau, wonach sie suchen. Unerwartet finden sie Gott. Elke Naters und Sven Lager erzählen, wie sie Christen wurden.
Elke Naters und Sven Lager

«Wir leben mit unseren Kindern seit sieben Jahren in Südafrika. Es war unsere Entscheidung, das Licht im Dunkel der Welt zu sehen, die uns zum Glauben gebracht hat. Dieser Glaube hat mit der verändernden Kraft der Liebe zu tun», so die beiden Autoren.

War das schon alles?

«Vor acht Jahren wohnten wir noch in Berlin-Mitte», schreibt die «Zeit» in ihrer neusten Ausgabe. «Wir standen an einem Punkt unseres Lebens, an dem sich ein Überdruss breitmachte, der schwer zu fassen war. Wir fragten uns, ob das alles war, was das Leben zu bieten hatte: Bücher schreiben, Kinder kriegen, trinken gehen. Ein paar rauschhafte Nächte, gute Filme und anregende Gespräche. So zog das Leben vorbei – die meiste Zeit recht angenehm, ohne besonderen Schmerz, aber auch ohne besondere Tiefe», so der Bericht der «Zeit» weiter.

«Es musste mehr als all das geben. Wir lebten zwar in kulturellen Reichtum, doch Kunst, Musik und Literatur boten keine Antworten mehr. Wir waren durstig und hungrig, aber egal was wir in uns hineinfüllten, wir wurden nicht satt.

Da es nicht weiter in die Tiefe ging, suchten wir die Lösung in der Breite. Wir wollten mehr Sonne, herzlichere Menschen, noch mehr kulturelle Vielfalt und ein noch anregenderes Leben. So landeten wir in Südafrika.

Vergebung

Es dauerte auch nicht lange, und wir begriffen, wie sehr die Menschen hier vom christlichen Glauben geprägt waren. Nelson Mandelas Absage an die Gewalt und seine Predigten für Vergebung hatten die junge Demokratie vor dem Bürgerkrieg bewahrt. Vergebung war und ist im südafrikanischen Alltag wichtig. Anders als in unserer Heimat. Schwer vorstellbar, dass in Deutschland ein Altnazi einem ehemaligen KZ-Häftling die Füsse wäscht, wie der ehemalige Sicherheitsminister Südafrikas, Adrian Vlok, dem Kirchenmann Chikane, dessen Vergiftung er während der Apartheid angeordnet hatte.

Soziale Kraft

Solche Geschichten übermenschlicher Liebe sind in Südafrika an der Tagesordnung. Immer geht es um Vergebung, Nächstenliebe, Ermutigung, Gemeinschaft. Hier hat der christliche Glaube noch eine soziale Kraft. Keine sprengende, sondern eine vereinende. Unter Südafrikanern lernten wir einen Gott kennen, der in den Menschen lebt und nicht in einem Kirchengebäude. Einen persönlichen Gott, der Humor hat, der liebt und den Menschen Zuversicht gibt. Einen Glauben, der radikaler ist als Punk, Kommunismus, Feminismus und jede Revolution. Der Krankheit, Rassen und Klassen überwindet.

Unverständnis

In unserem deutschen Freundeskreis wären wir auf mehr Verständnis gestossen, wenn wir Buddhisten, Veganer oder alkoholabhängig geworden wären. 'Ihr glaubt echt an die Bibel?' – 'Ja, wir leben danach.' – 'Ewiges Leben, Himmel und Hölle?' – 'Genau. Und wir glauben an ein Leben vor dem Tod.' – Da bleibt nur ein 'Oh...'

Anfangs war unser Glaube noch ein wenig verschwommen, enthielt viel Zweifel und Skepsis. Aber nach und nach entfaltete sich die Wahrheit in ihrer ganzen Schönheit. Das hört nie auf. Die radikale Liebe Gottes, die Freiheit, die wir in ihm finden, und wie Jesus sich in jedem Menschen spiegelt – um das zu verstehen werden wir mehr als nur ein Menschenleben brauchen. Dazu braucht man ein ewiges Leben, denn der Glaube sprengt unser weltliches Denken.

Gemeinschaft

In Südafrika erleben wir, wie der Glaube die Herzen der unterschiedlichsten Menschen verknüpft. Das ist mehr als eine Religion, das ist real und lebensverändernd. Zum ersten Mal fanden wir Freunde, die in keiner Weise waren wie wir. Die nicht die gleichen Bücher gelesen, die gleichen Filme gesehen, die gleiche Musik gehört hatten. Wir sind ihnen trotzdem nahe.

Die Jesusgeschichte, dass Gott am Kreuz für unsere Sünden gestorben und seine Wiederauferstehung Triumph über den Tod ist, das leuchtet jedem Afrikaner ein – während die Westeuropäer das Übernatürliche nur noch symbolisch verstehen. Also gar nicht.

Wir aber haben in Afrika gelernt, dass das Evangelium die unterschiedlichsten Menschen in einer Familie zusammenbringt, denn die Stärke des Glaubens liegt im bedingungslosen Zusammenhalt der Gemeinschaft. Die Europäer kennen dafür zwar das Wort Kirche. Nur dass ihnen seine radikale frühchristliche Bedeutung verloren gegangen ist.

Wie hält man das aus?

Uns hat der Glaube auch als Familie stärker gemacht und unsere Liebe für einander vertieft. Es ist fast so, als würden wir unser Leben plötzlich dreidimensional sehen statt nur skizziert. Und wir können uns gar nicht mehr vorstellen, wie andere Menschen ohne Jesus eine Ehe führen, wie sie die Pubertät ihrer Kinder meistern, wie sie Geldkrisen, Sorgen, Sehnsüchte, Ängste, Todesfälle ertragen, wie sie auch nur das eigene Älterwerden bewältigen.

Wir haben in Afrika auch begriffen, dass wir nicht alles verstehen müssen. Was wir wissen, ist, dass Gott uns den Auftrag gibt, diese Welt zu einer besseren zu machen. Ganz einfach. Mit Humor, mit Freude und mit unserer Kunst. Mit aufrichtiger Liebe für einander. Von Mensch zu Mensch – aber mithilfe einer Kraft, die göttlich ist.»

Buchtipp:
Was wir von der Liebe verstehen
Leseprobe

Webseite:
Elke Naters/Sven Lager

Datum: 14.08.2012
Quelle: Die Welt

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