Stärker als der Tod: Hoffnung

Bill und Lyn Hyde im Jahr 2001 bei ihrem 35-sigstem Hochzeits-Jubiläum. Ihr Sohn Steve und seine Frau Noit sind Missionare in Kambodscha. Ihr zweiter Sohn Timothy lebt in Dallas. Foto: bpnews
Bill und Lyn Hyde (hinten links) leiteten Bibelstudien für philippinische Christen, damit sie mehr der über 18 Millionen Menschen von Mindanao Island mit dem Evangelium erreichen.
Ein philippinischer Pastor tröstet Lyn Hyde an der Gedenkfeier vom 7. März
Stärkendes Gebet für Lyn Hyde (Mitte) an einem Treffen des International Baptist Mission Board

Wer auf Gewalt mit Liebe antwortet, muss mit Kopfschütteln rechnen. Denn dem gesunden Menschenverstand geht es nicht ein: Wer wollte sich der Gefahr, die dem Ehemann das Leben gekostet hat, selbst weiter aussetzen?

Lyn Hyde ist nicht von Sinnen – aber sie lebt in der Hoffnung auf eine bessere Welt. Darum tut sie genau dies: Sie hofft dort, wo menschlich gesehen nichts zu erwarten ist. Sie setzt ihre Hoffnung dem Bösen entgegen, das ihr seine wüste Fratze gezeigt hat.

Landen in Davao City – allein

Am 4. März hat die Lyn ihren Mann verloren. Bill Hyde wurde bei einem Terroranschlag auf den Flughafen von Davao City im Süden der Philippinen getötet – zusammen mit über 40 anderen Reisenden.

Das Ehepaar Hyde war seit 25 in der Mission tätig. Sieben Monate nach dem Schock plant Lyn Hyde die Rückkehr auf die Philippinen. Das Flugzeug wird in Davao City landen, auf der Insel Mindanao, wo islamistische Extremisten immer wieder zuschlagen.

Dem Missionsvorstand der Südlichen Baptistenkirche in den USA sagte Lyn, sie wolle Gottes Willen für ihr weiteres Leben zu erfahren suchen. „Die Bombe, die Bill tötete, hat den Ruf in die Mission, der auf meinem Leben liegt, nicht getötet. Ich weiss, Gott hat immer noch etwas mit mir vor.“

Ein Friede, den andere nicht haben

Lyn Hyde folgt dem Beispiel einer anderen Missionarin, die ihren Mann durch die Heimtücke von Terroristen verloren hat: Gladys Staines. Vor fünf Jahren wurden Graham Staines und seine zwei Söhne von Hindu-Extremisten in Indien umgebracht (erst vor wenigen Tagen ergingen die Schuldsprüche in einem mehrfach verzögerten Gerichtsverfahren).

Für Gladys Staines war klar, dass sie deswegen nicht weichen würde von ihrem Wirkungsort, einer Lepraklinik im vernachlässigten ostindischen Gliedstaat Orissa. Und dies obwohl „die Wunde nie heilen wird“, wie sie kürzlich schrieb.

“Wenn Christen beweisen, dass sie entschlossen sind, in ihrem Glauben fortzufahren, wenn die Leute sehen, dass Christen einen Frieden haben, der anderen fehlt, und wenn die Leute bei Christen einen total anderen Lebensstil wahrnehmen, dann beginnen sie zu fragen: ‚Was bringt sie dazu, so zu leben?’”

Neue Welt-Unordnung

Nach dem Ende des Kalten Krieges ist die Welt nicht sicherer geworden – im Gegenteil. „Willkommen zur neuen internationalen Unordnung“ – mit diesen Worten fasste der Newsweek-Kolumnist Fareed Zakaria die Entwicklung zusammen. Für Zakaria hat der 11. September eine neue Realität ans Licht gebracht: „die Demokratisierung von Gewalt im grossen Massstab“. Während des Kalten Kriegs bewirkte die gegenseitige Abschreckung, dass die Gegner sich kontrolliert verhielten. Heute ist dies anders: „Wie schrecken Sie jemand ab, dessen Adresse Sie nicht kennen?“

Im persönlichen Bereich – dort wo Menschen ihre Entscheidungen zu treffen haben – bedeutet dies, dass Bedürftigen vermehrt nur noch unter Einsatz des eigenen Lebens gedient werden kann.

Weniger offene Arme

Christen, die als Missionare ausreisen, werden “mehr komplexe Krisen antreffen – und weniger offene Arme”, schreibt Erich Bridges im Nachrichtendienst Baptist Press. Er zitiert einen Bericht der New York Times, wonach zwischen 1985 und 1998 382 Hilfswerker umkamen, zwei Drittel durch Gewalttaten. „Oft werden die Anschläge von genau den Leuten begangen, denen die Mitarbeiter zu helfen suchen.“

Während Mitarbeiter von humanitären Hilfswerken auf weniger Leid, soziale Stabilität und Entwicklung hinarbeiten, haben Missionare darüber hinaus ein höheres Ziel: Gottes Reich zu bauen – und Hoffnung zu vermitteln.

Hoffnung auf den Tag, da Gott selbst auf der Erde für Frieden sorgt. Mit dieser Hoffnung reist Lyn Hyde auf die Philippinen zurück.

Audio: Lyn Hyde erzählt Ihre und Bills Geschichte, in Englisch

Datum: 22.09.2003
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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