Sie brach ihr Studium nach dem ersten Jahr ab und bewarb sich bei der «Bunny Mother» im Playboy Club in Lake Geneva, Wisconsin. Bald fand sie sich im knappen Outfit mit Hasenohren wieder und servierte Drinks an glotzende Männer.
«Ich war unter vielen umwerfend schönen Frauen», erinnert
sich Robyn Dykstra. «Der 'Playboy' lässt dich glauben, dass du so leicht zu
ersetzen bist wie ein Golf-Mobil. Verstösst man gegen die Regeln, wird man
gefeuert – bereits warten hundert andere Frauen, die gerne die Stilettos erben.»
Trotz des hemmungslosen Images des «Playboy» waren die
Regeln, die Robyn in den späten 70er-Jahren im Bunny-Handbuch zu lesen bekam, äusserst
streng. Bunnys durften sich aus keinem Grund in einem der Hotelzimmer auf dem
Gelände aufhalten. Und sie durften sich ohne Erlaubnis der Bunny-Mutter nicht
in der Gesellschaft von Männern auf dem Areal aufhalten. Auch durften Bunnys keine
Tätowierungen haben oder Brillen, Ohrringe, Eheringe oder Schmuck jeglicher
Art tragen.
Jede Woche auf die Waage stehen
Weiter war klar definiert, dass die Bunnys bei
jeder Arbeitsschicht falsche Wimpern und einen kräftigen, hellen Lippenstift
tragen mussten. Und sie durften nicht essen, trinken, rauchen oder bei Kunden
sitzen. Selbstverständlich wurde stark auf das Gewicht der Frauen geachtet.
Gewichtsveränderungen, die das «Bunny-Image» beeinträchtigten, konnten ohne weiteres Grund für
eine Suspendierung oder Entlassung sein.
Für ihr Festhalten an dem hochgezüchteten
Fantasie-Look des «Playboy» wurde sie gut bezahlt. «Ich habe mehr Geld verdient
als meine Mutter und mein Vater zusammen», erinnert sie sich. Obwohl ihr
Anfangsgehalt bei 2,20 Dollar pro Stunde lag, erhielt sie grosszügige
Trinkgelder. «Die Leute gaben einem 50-Dollar-Scheine, wenn man hübsch aussah
und lächelte.»
Leicht manipulierbare Männer
Robyn wuchs bei ihrer alleinerziehenden, liberalen
Mutter auf. Das «Playboy-Magazin» fand sie völlig unproblematisch. «Nach
dem ersten Verfassungszusatz und im Sinne meiner Mutter hatte der 'Playboy' das
gleiche Recht zu veröffentlichen wie 'Time' oder 'Life'.»
Robyn benutzte Sex auch um Männer zu manipulieren. «Männer
waren so lächerlich bereit, alles zu sagen oder zu tun, um eine nackte Frau zu
sehen. Sie hatte Sex für Spass, Gefälligkeiten, Sympathie, Geburtstags- und
Abschiedsgeschenke.
Erste Erfahrungen mit «Christlichem»
Robyn hatte ein verzerrtes Bild von Christen, das auf
dem beruhte, was sie in den Medien gesehen hatte. Sie stellte sich vor, dass Christen
keinen Spass haben dürfen und dass christliche Frauen gezwungen wurden, riesige
Familien zu gründen und in Mehrgenerationen-Wohngemeinschaften zu leben.
Bevor sie ihr Studium abbrach, lernte Robyn einen
christlichen Mann namens Jay kennen, der ihr Klischee in mancher Hinsicht zu
widerlegen schien. Als sie erfuhr, dass er noch Jungfrau war, schmiedete
sie einen Plan, um ihn zu verführen. Er wies ihre Annäherungsversuche
entschieden, aber sanft zurück. Die beiden trennten sich, blieben aber
Freunde.
Beziehung-Durcheinander
Stattdessen heiratete Robyn einen Ex-Häftling, den sie
im Club kennengelernt hatte. Der Mann hiess Ron. Er hatte wegen bewaffneten
Raubüberfalls sieben Jahre im Joliet State Penitentiary gesessen. Nachdem
Ron eines Tages die Beherrschung verloren und sie geschlagen hatte, reichte sie
die Scheidung ein und begann wieder zu studieren, um Lehrerin zu werden.
Ihre frühere Freundschaft mit Jay wurde neu entfacht
und entwickelte sich zu einer Romanze. Beide Mütter waren dagegen, dass die
beiden heiraten würden. «Meine Mutter wollte nicht, dass ich einen religiösen
Fanatiker heirate, der mich einer Gehirnwäsche unterziehen würde», erinnert sie
sich. Auch Jays Mutter hatte Widerstände. Sie wollte nicht, dass ihr Sohn
eine Isebel heiratet, ein heidnisches Mädchen, das keine Ahnung hatte, wie man
ihn so liebt, wie er es verdient.
Bei der vorehelichen Beratung des Paares durch Jays Pastor
stellte sich heraus, dass Robyn keine Kinder haben wollte. Sie betrachtete
Kinder als «Ballast». Sie wollte Jays ungeteilte Aufmerksamkeit und hielt Babys
für «Rampenlichträuber».
Ein besonderes Gebet
Kurz vor ihrer Hochzeit besuchten sie gemeinsam einen
Abendgottesdienst. Am Ende der Predigt sagte der Pastor: «Gott hat seinen Geist
geschickt, um euch zu retten, weil er euch so sehr liebt! Wir alle auf dieser
Erde sind Sünder. Der Lohn der Sünde ist der Tod und das bedeutet, dass wir
alle zur ewigen Verdammnis verurteilt sind, wenn wir unsere Sünden nicht vor
Gott bekennen und uns von ihnen abwenden.»
Doch er nannte auch den Ausweg: «Gott, der Vater, hat
seinen Sohn Jesus gesandt, um für alle deine Sünden zu bezahlen. Jesus ist an
deiner Stelle gestorben und nach drei Tagen im Grab von den Toten auferstanden,
um den Tod zu besiegen. Jesus ist der einzige Weg zu Gott. Ich möchte heute
Abend dafür beten, dass alle, die es noch nicht getan haben, Jesus als ihren
persönlichen Erlöser annehmen.» Der Pastor lud die Menschen ein, das
Übergabegebet zu sprechen.
Robyn erinnert sich: «Was auch immer 'gerettet'
bedeuten mochte, ich wusste, dass ich es brauchte, und so sprach ich das Gebet
leise hinter dem Pastor nach: «Lieber Jesus, ich gebe zu, dass ich eine Sünderin
bin ... Danke, dass du am Kreuz für meine Sünden gestorben bist ... Ich bitte
dich, mir zu vergeben ... Ich öffne die Tür meines Lebens und nehme dich als
meinen Retter und Herrn an ... Danke, dass du mir das ewige Leben schenkst ...
Amen.»
Tragische Verluste
Ihre Ehe dauerte 14 Jahre, endete aber tragisch mit
Jays frühem Tod im Alter von 39 Jahren. Er hinterliess zwei Kinder im Alter von
sieben und vier Jahren. Robyns dritter Ehemann, Craig, starb unerwartet im
Alter von 41 Jahren, nur wenige Jahre nach ihrer erneuten Hochzeit. «In dieser Zeit habe ich die Gegenwart Gottes gespürt»,
sagt Robyn. Sie war dankbar, dass sie von einer betenden Gemeinschaft von
Gläubigen umgeben war.
«Manchmal werden wir von Menschen verraten, wir werden
mit Krankheiten und Katastrophen konfrontiert und fragen uns, ob Gott noch auf
dem Thron sitzt. Es ist nie zu spät für einen Neuanfang mit Jesus. Er ist
vertrauenswürdig. Auch wenn die Erde bebt, der Herr ist treu.»
Heute wirkt Robyn
Dykstra als Rednerin und ist nun seit zwanzig Jahren verheiratet mit Dave. Die beiden sind im vollzeitlichen Dienst unterwegs. Robyn spricht insbesondere bei Frauen-Veranstaltungen, wo sie aus der Bibel lehrt und ihre Geschichte erzählt.