Der in England entstandene Ehe-Kurs hat sich in der Pandemie auch erstmals als Online-Angebot bewährt: Der Besuch ist stark angewachsen – auch in der Schweiz.
Neu verfilmt und übersetzt wird der Ehe-Kurs in revidierter Form auch in der Schweiz angeboten. Veranstalter sind über 30 verschiedene katholische, reformierte und Freikirchen, die den Ehe-Kurs hybrid – also online oder physisch – anbieten. Es sollen mindestens 300 Ehepaare begeistert werden.
«Scheidungsvermeidungskurs»
Die Pandemie
fordert von allen grosse Ausdauer und ist für viele Paare eine spezielle
Herausforderung. Kein Wunder, hat das Angebot für einen Kurs für
gestandene Ehepaare grosse Resonanz ausgelöst: Normalerweise nehmen 80
bis 100 Paare am Ehe-Kurs in der anglikanischen Holy Trinity Brompton
Church in London teil, wo das Angebot entstanden ist. Jetzt haben seit
Beginn des Lockdowns schon 5500 Paare online am Kurs teilgenommen. Das
Angebot hat sich damit zum «Scheidungsvermeidungskurs» für etliche Paare
entwickelt.
Scheidungen machen indes auch vor den Superreichen nicht halt: Vor gar nicht allzu langer Zeit liessen sich Amazon-Gründer Jeff Bezos und seine Frau MacKenzie Scott scheiden. Jetzt kommt die nächste Ehetrennung im digitalen Kapitalismus, und zwar bei einem Paar, das über die gemeinsame intensive Stiftungsarbeit eng verbunden ist: Bill und Melinda Gates. Nach 27 Jahren wollen sie getrennte Wege gehen.
Guy Bodenmann: «Liebe muss gepflegt werden»
Guy Bodenmann
«Viele halten die Liebe für selbstverständlich. Liebe sei etwas, das einem bleibt, da muss man nur daran glauben. Aber Liebe ist wie eine Pflanze. Diese Pflanze muss man düngen, wässern, in den Schatten oder ans Licht stellen, man muss Zeit für sie haben und sich Mühe geben, das Pflänzchen zu umsorgen. Liebe ist ein schönes Geschenk, das man aber auch pflegen muss», erklärt Guy Bodenmann, der seit 2008 als ordentlicher Professor für Klinische Psychologie mit Schwerpunkt Kinder/Jugendliche und Paare/Familien an der Universität Zürich tätig ist.
Wie aktuell der «Scheidungsvermeidungskurs» ist, zeigen Hochrechnungen
in Deutschland: Sie spekulieren mit einer Verfünffachung der Scheidungen
während der Pandemie. In der Schweiz präsentiert sich die Situation
nicht so dramatisch. Laut dem Bundesamt für Statistik (BfS) gingen 2020
sowohl die Anzahl Eheschliessungen als auch die der Scheidungen zurück:
Insgesamt wurden 34'940 Ehen geschlossen (-10,4 Prozent) und 16'091
Scheidungen ausgesprochen (-4,7 Prozent). Dadurch erhöhte sich die
Scheidungsrate aber auf 46,0 Prozent (Vorjahr 43,3 Prozent). Bei
Fortsetzung der 2020 beobachteten Trends ist laut BfS davon auszugehen,
dass zwei von fünf Ehen (39,2 Prozent) irgendwann mit einer Scheidung
enden.
30 Schweizer Kirchen lancieren den Ehe-Kurs
Alexandra Kämpf im Livenet-Talk
Nach den Sommerferien lancieren in der Schweiz 30 Kirchen aus allen Denominationen nach dem Motto «7 Date Nights for your relationship» den Ehe-Kurs von FamilyLife. Sie bieten die Neuverfilmung des Ehe-Kurses mit praktischen und effektiven Beziehungstipps, wahren Geschichten von Paaren aus aller Welt sowie Interviews mit renommierten Experten an.
Der Ehe-Kurs deckt Themen wie Kommunikation, Vergebung oder guter Sex ab. «Unsere Vision ist es, ein weites Netzwerk neuer Ehe-Kurse zu knüpfen, in dem die Kirchen selbst zu Kompetenz-Zentren für gute Ehen werden – in Städten und Dörfern, in Pfarrsälen, bei netten Gastgebern zuhause im Wohnzimmer und als Online-Kurse», erklärt Alexandra Kämpf, Projektleiterin bei FamilyLife. Über den neuen Ehe-Kurs sprach Kämpf auch im Livenet-Talk vom 1. Juli 2021, der hier als Youtube-Videonachgeschaut werden kann.
Über den Ehe-Kurs
Der Ehe-Kurs wurde 1996 vom anglikanischen Pfarrer Nicholas «Nicky» Lee und seiner Frau Sila Lee entwickelt. Sie sind seit 1976 verheiratet und Teil der Holy Trinity Brompton Church (HTB) – einer anglikanischen Kirchgemeinde in London. Der Ehe-Kurs zeigt sowohl die Realität der Herausforderungen der Ehe als auch die Möglichkeit der Veränderung. Die Inhalte basieren auf aktuellen Erkenntnissen der Paarforschung. In der Schweiz ist FamilyLife Träger des Kurses. Die Organisation arbeitet überkonfessionell. Der Ehe-Kurs ist für alle offen. Weitere Information sind verfügbar auf «The Marriage Course» und «FamilyLife».