Wenn ein wichtiger Fussballmatch mit dem Paarabend kollidiert
Der Arbeitszweig «familylife» von Campus für Christus gibt seit kurzem Beziehungsimpulse für Wenigleser. Interessierte erhalten jeden Mittwoch per E-Mail einen Blog, der in fünf Minuten gelesen ist. Livenet publiziert hier als Beispiel den Blog «Raus aus der Opferrolle» von Marc Bareth.
Raus aus der Opferrolle
Michael ist ein grosser Fan von Real Madrid. Und natürlich möchte er
die Champions-League Spiele seines Teams vor dem Fernseher mitverfolgen.
Doch leider kann er das nur selten, weil seine Frau Fussball überhaupt
nicht mag.
Als Real Madrid im Halbfinale steht, fragt er seine Frau: «Schatz,
ich weiss, dass wir heute einen Paarabend geplant haben. Aber denkst du
nicht, dass ich heute stattdessen endlich wieder mal Fussball schauen
darf?»
Das Opfer delegiert die Entscheidung, damit es Opfer bleiben kann
Michael schafft mit dieser Frage eine Situation, in welcher seine
Frau nur verlieren kann. Entweder willigt sie ein und er kann sein Spiel
schauen. Oder sie besteht auf dem Paarabend und Michael kann in seiner
Rolle als Opfer bleiben. In dieser kann er dann missmutig sein, sich
ungerecht behandelt fühlen und Wiedergutmachung nach dem Motto «ich
durfte ja schon nicht Fussball schauen» einfordern. So oder so also ein
Gewinn für Michael.
Das Opfer delegiert die Entscheidung, damit es Opfer bleiben kann.
Ein solches Verhalten ist nicht geschlechterspezifisch und kommt in
allen möglichen Lebenssituationen vor, in welchen sich zwei Bedürfnisse
gegenüberstehen. Das kann Themen wie Finanzen, Sexualität, Ferien,
Familienplanung oder viele andere betreffen. Immer nach dem Motto: Du
entscheidest und ich darf unzufrieden sein.
Der Ausweg aus dem Opferverhalten
Dieses Opferverhalten ist meistens sehr perfide und kaum wahrnehmbar.
Und doch kommt es in vielen Beziehungen vor. Wer es durchschaut und
durchbricht wird mit einer für beide Seiten befriedigenderen
Kommunikation belohnt.
Wie könnte Michael die Situation dann besser angehen? Indem er die
Entscheidung nicht ganz seiner Frau delegiert. Er sollte seine
Bedürfnisse äussern, dann aber auch einen konstruktiven Vorschlag
machen, wie damit umzugehen ist. Zum Beispiel so: «Schatz, ich weiss,
dass wir heute einen Paarabend geplant haben. Ich würde aber gerne heute
Fussball schauen, weil mich dieses Spiel sehr interessiert. Deshalb
schlage ich vor, den Paarabend auf Freitag zu verschieben. Ist das für
dich möglich oder hast du einen anderen Vorschlag, wie wir diese Woche
beides machen könnten, Fussball schauen und einen Paarabend zusammen
verbringen?»
Next Level für meine Beziehung:
In welchen Situation delegiere ich Entscheidungen, damit ich Opfer bleiben kann?