Treue,
ein altmodisches Wort. Der moderne Mensch lebt eher mit seinem «Lebensabschnittgefährten», Ratgeber und Internetforen empfehlen Seitensprünge, um die
Beziehung zu beleben. Trotzdem glauben viele weiterhin an Treue.
Treue kommt von dem griechischen Wort «pistis»,
das auch «glauben» heisst. Man kann jemandem vertrauen, jemand ist zuverlässig
und hält sein Wort. Eigentlich etwas sehr Angenehmes. Aber warum ist Treue
heutzutage so anstrengend und selten geworden?
Leben
in der Spassgesellschaft
Spass ist ein wichtiger Faktor in
unserer Gesellschaft. Arbeit, Freizeit und Beziehungen müssen Spass machen.
Wenn man wo eingeladen wird, lässt man sich bis zur letzten Sekunde offen, ob
nicht noch 'was Besseres kommt. Konkrete Zusagen sind selten, man kann ja nochmal
telefonieren. Bevor man 'was verpasst, lässt man lieber alles offen.
Diese
Unverbindlichkeit hat auch in den Beziehungen Einzug gehalten. Man hat lieber
unkomplizierte Affären als Partnerschaften, die anstrengend werden könnten. Man
zieht lieber mal auf Probe zusammen, als zu heiraten. Man legt sich nicht gerne
fest, das Leben hat ja viel zu bieten.
In Wirklichkeit ist das Gegenteil von
Treue aber nicht Spass, sondern Angst. Die Spassgesellschaft ist geprägt von
der ständigen Angst, etwas zu verpassen, nicht das Tollste zu erleben, zu kurz
zu kommen oder zu wenig zu bekommen. Vor lauter Angst lebt die Spassgesellschaft an echten Beziehungen vorbei.
Treue
ist kostbar
Tatsächlich kann Treue anstrengend und
mühevoll sein. Es ist nicht immer einfach, treu zu jemandem zu halten, auch
wenn man alle seine Macken und Eigenarten kennt. Oder wenn Alternativen
angenehmer und lustiger erscheinen. Treue kostet etwas. Aber deswegen ist Treue
auch etwas sehr Kostbares.
Treue ist eine göttliche Eigenschaft. Gott ist immer
treu. Er möchte diese göttliche Treue auch in unser Herz legen. So heisst es in
der Bibel: «Lass Gnade und Treue nicht von dir weichen. Binde sie dir an den
Hals wie eine kostbare Kette, schreibe sie in dein Herz. Dann wirst du Ansehen
und Freundschaft finden bei Gott und den Menschen.» (Sprüche, Kapitel 3, Verse
3 bis 4)
Was
hat man von Treue?
In Matthäus, Kapitel 25, erzählt Jesus
ein Gleichnis, das den Lohn der Treue erklärt. Drei Arbeiter sollen in der
Abwesenheit ihres Vorgesetzten dessen Vermögen verwalten. Zwei der Arbeiter
machen das Beste aus dem Anvertrauten, und als der Chef wiederkommt, lobt er
sie mit den Worten: «Du treuer und zuverlässiger Knecht. In kleinen Dingen bist
du treu gewesen. Darum werde ich dir Grösseres anvertrauen. Geh ein in die
Freude deines Herrn.»
In dem Beispiel vergleicht Jesus den Vorgesetzten mit
Gott und die Arbeiter mit den Menschen. Gott ist also stolz auf den, der es
schafft, treu zu sein und zeigt ihm seine Anerkennung. Gott vertraut dem Treuen
ausserdem noch mehr an.
Und vielleicht der schönste Lohn: Wer treu ist, muss
nicht traurig sein, sondern erhält einen Anteil an der riesigen himmlischen
Freude, die alles übertrifft, was man sich vorstellen kann.