Rekordverdächtig: Ansturm auf Jesus-Schocker-Film

Passion Filmplakat
Passion Abendmahl
Passion Jesus am Kreuz
Passion Jesus trägt das Kreuz
Passion Kreuz am Abend

Mit grossem Medienwirbel ist der Film "The Passion of The Christ" angelaufen. Der seit Monaten heftig umstrittene Jesus-Film von Hollywoodstar Mel Gibson ist mit rund 4000 Kopien in die amerikanischen Kinos gekommen.

Der anfangs als Aussenseiter-Projekt belächelte Streifen über das Leiden und Sterben Jesu ist lange vor dem Kinostart zu einem viel diskutierten Ereignis geworden, selbst Magazinen wie "Newsweek" und "Vanity Fair" war der Film eine Titelstory wert.

"Die Passion Christi" spielte am ersten Tag nahezu 25 Millionen Franken ein. Damit verzeichnet das seit Monaten heiss erwartete Leinwandepos über die letzten Stunden im Leben Jesus Christus in den USA die grösste Startkopienanzahl aller Zeiten und übertrifft die bisherigen Spitzenreiter „Herr der Ringe“ (3.703) und Harry Potter“ (3.672) deutlich. Trotz immenser Vorverkaufszahlen bildeten sich landesweit lange Schlangen an den Kinokassen.

In den Kreisen der Evangelikalen wurde schon seit Wochen die Werbetrommel für „The Passion“ gerührt. „Das wird unser christlicher Super Bowl“, sagt ein Pastor in Seattle. Allein in der Umgebung von Dallas wollten rund 6000 Mitglieder von Kirchengemeinden die teils äusserst brutale Darstellung des Leidensweges Christi in den letzten zwölf Stunden seines Lebens noch vor der Frühstückszeit erleben. Bereits am Vorabend hatte es in New York und anderen Grossstädten Sondervorführungen für Kirchengemeinden gegeben.

Heftige Reaktionen

Kinobesucher in den USA zeigten sich tief berührt von dem Film: «Ich fühle mich ganz schwach», sagte Joseph Camerieri in Los Angeles. «Ich denke, wenn man Christ ist, stärkt der Film den Glauben daran, was Jesus für uns getan hat, um das Zehnfache. Wenn man kein Christ ist, wird man anderen nun vermutlich mit mehr Nächstenliebe begegnen.»

Besonders beeindruckt waren die Zuschauer von der Brutalität des Films: "Ich stand kurz vor einer Ohnmacht. Diese Bilder vom blutenden Jesus am Kreuz werden mich nie wieder loslassen", sagte Rosalia Gomez, eine 48-jährige Verkäuferin, die den Film gemeinsam mit Mitgliedern ihrer Gemeinde von der Church of Incarnation in der Nacht in einem Harlemer Kino sah. "Das viele Blut hat mich irritiert", fügte Maria Vannoni von derselben Kirche hinzu. "Aber unser Herr hat nun mal furchtbar gelitten, so war es doch." Im US-Bundesstaat Kansas erlitt eine Frau während der besonders brutalen Szene der Kreuzigung Jesu einen tödlichen Herzanfall.

Gibson: Gewalt in "The Passion" ist nötig

Mel Gibson hat seinen Film erneut gegen die Vorwürfe von überzogenen Gewaltdarstellung verteidigt. Er müsse die massive Gewalt gegen Jesus zeigen und den Zuschauer "über eine gewisse Grenze hinaus" bringen, um ihm so die "enorme Grösse des Opfers" Christi begreiflich zu machen, sagte Gibson in einem Interview des US-Fernsehsenders ABC. Wer Gewaltdarstellungen nicht ertragen könne, dürfe sich "The Passion of the Christ" nicht anschauen oder solle gegebenenfalls nach der Hälfte das Kino verlassen, so der Regisseur. Es sei niemand gezwungen, sich bis zum Ende anzuschauen, was Christus für die Menschen durchlitten habe.

Der Film wurde wegen diesen brutalen Szenen in den USA als nicht jugendfrei eingestuft. Aufgrund des massiven Drucks jüdischer Organisationen schnitt Gibson jene Szene aus dem Film heraus, wo die jüdische Volksmenge ruft: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder!“

Gibsons Botschaft im Film: Jesus ist aus Liebe zu uns für unsere Sünden gestorben. Nicht nur für die Sünden seiner Zeitgenossen, sondern zugleich für alle Generationen vor ihm und nach ihm. Das Blut Jesu wäscht uns von unseren Sünden rein, und ohne Jesu Opfertod gäbe es keine Vergebung der Sünden und keine Versöhnung mit Gott.

"The Passion of the Christ" spaltet die Kritik

Anderseits enthält der Film wiederum Aussagen und Momente, die nicht in den Evangelien stehen. Zum Beispiel hilft Maria Jesus auf dem Weg zum Kreuz. Dabei sagt er zu ihr: „Siehe, ich mache alles neu. Kritik diesbezüglich kommt auf. Die massivste bislang, stammt vom deutschen Betanien-Verlag. „The Passion“ sei stark geprägt vom römisch-katholischen Mystizismus und Okkultismus im christlichen Gewand. Er sei auf keinen Fall die von Gott vorgesehene Weise, „um Sünder geistlich zu erwecken und ihnen das Evangelium nahezubringen“.

Der Rabbiner Marvin Hier vom "Simon-Wiesenthal-Center" in Los Angeles kritisiert: "Jeder Jude in diesem Film", monierte der Rabbi, "mit Ausnahme der Jünger Jesu, wird als grausam dargestellt. Sie haben dunkle Augen und Bärte - wie Rasputin."

Für den konservativen Rabbi Daniel Lapin, den Vorsitzenden der Organisation Toward Tradition, ist es »der ernsthafteste und authentischste Bibelfilm, der je gedreht wurde«. Andere jüdische Organisationen – hauptsächlich die Anti-Defamation League, das American Jewish Committee und das Simon Wiesenthal Center in Los Angeles – verurteilen den Film als antisemitisch und warnen, dass er zu gewalttätigen Angriffen auf Juden führen werde.

Das Magazin "Time" schreibt hingegen, es sei schwer, "Gibsons Passion nicht zu bewundern". Der 48-jährige Star habe einen "ernsthaften, ansehnlichen, quälenden Film gemacht, der ein totales Bekenntnis ausstrahlt". Anders die Beurteilung der "New York Times": „Während die Gewaltdarstellung alle anderen Eindrücke in den Hintergrund dränge, fehle es dem Film an Würde, bemängelte sie.

Ted Haggard, Präsident der „National Association of Evangelicals“ gab auch sein Urteil ab. Der Film sei „schön, einfach wunderbar“, sagt er. Was zu sehen sei, stehe wörtlich in der Bibel. Joel Rosenberg hat „The Passion“ auch gesehen. Rosenberg zeigte sich begeistert. Zum ersten Mal in seinem Leben habe er während eines Filmes geweint. Für den 36-jährigen Bestseller-Autor („The Last Jihad“, „The Last Days“) ist es der „machtvollste Film, den ich je gesehen habe“.

Bill Hybels von der Willow-Creek-Kirche und auch der Bestseller-Autor Rick Warren von der Saddleback-Gemeinde zeigten sich begeistert. Der Baptistenpastor Morris H. Chapman (Nashville), Vorsitzender des Exekutivausschusses der Südlichen Baptisten, sagte: „Es scheint, als ob Gott uns etwas in den Schoss legt, das als Katalysator für eine geistliche Erweckung unseres Volkes dienen kann.“

US-Präsident will sich "The Passion of the Christ" ansehen

US-Präsident George W. Bush hat nach Darstellung des Weissen Hauses die Absicht, sich Mel Gibsons Kinofilm "The Passion of the Christ" anzusehen. Er gehe mit grosser Sicherheit davon aus, dass sich der Präsident den Film "ansehen will und ansehen wird", erklärte Scott McClellan, der Sprecher des Weissen Hauses.

Hinweis: Informationen zum Film unter www.passion-movie.com/deutsch/index.html oder unter www.passion.film.de

Quellen: Livenet/ZDF/Kipa/ORF/ Newsweek/Vanity Fair/Time/ New York Times/ABC/Betanien/ Sonntags Zeitung/Constantin Film

Datum: 27.02.2004
Autor: Bruno Graber

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