"Deep Blue": Ein atemberaubender Bilderrausch

Mantarochen.

Dramatische Szenen aus den Tiefen der Ozeane. Eine Unterwasserdokumentation wird zum Kinoerlebnis.

Die besten Szenen aus 7000 Stunden Filmmaterial dramatisch unterlegt mit eigens zu den Bildern komponierter Musik bei spartanischen Kommentaren – das ergab die 90-minütige Unterwasserdoku „Deep Blue“.

Der Film ist schön und gleichzeitig brutal. Er zeigt die Realität der Schöpfung jenseits von Eden in einer Welt, die noch kaum entdeckt ist, obwohl die Meere 70 Prozent der Erdoberfläche bedecken.

Die BBC hat sich mit der Produktion herausragender Dokumentationen längst einen Namen gemacht. „Deep Blue“ wurde von BBC Worldwide zusammen mit der Berliner Greenlight Media zum einen als TV-Serie gemacht und zum anderen als Kinofilm und ist sicher eines der aussergewöhnlichsten Projekte, das bislang im Rahmen des Dokumentarfilms gedreht wurde.

Zwanzig Kamerateams drehten an über 200 orten auf der ganzen Welt – von der Antarktis über Südafrika, die USA, Japan. und Neuseeland bis in die Arktis. In gepanzerten Mini-U-Booten tauchten sie bis in Tiefen von 5000 Metern. Die Reise führt von bunten Korallenriffen über die unwirtlichen Küsten der Antarktis bis in die Weiten des offenen Meeres und in die tiefste Tiefe, wo kein Lichtstrahl hinabdringt.

Regie führten Alastair Fothergill und Andy Byatt. Dabei gelangen ihnen nicht nur Aufnahmen von bislang noch nie gefilmten Lebensformen und Verhaltensweisen. Sie entdeckten sogar zwei neue Tierarten: Eine Qualle und einen Tintenfisch.

Meisterhafte Filmmusik

Was die Tieraufnahmen zu einem ganzheitlichen Kinoerlebnis macht, ist die von George Fenton meisterhaft komponierte Orchestermusik, gespielt von den Berliner Philharmonikern. Fenton setzte die Bilder in Musik um. Er vertonte Bewegungen, Spannung, Licht. Die Musik spielt in „Deep Blue“ eine Hauptrolle, dazu kommen die Originalgeräusche aus der Tiefe. Die gesprochenen Kommentare hingegen sind äusserst zurückhaltend. Sie belehren nicht und spekulieren nicht, sie beschreiben nur.

Die Szene, in der Orcas eine Grauwalmutter mit ihrem Kalb jagen und das erschöpfte Jungtier schliesslich nach sechsstündiger Zermürbungsjagd töten, ist innerhalb des letzten Jahrzehnts nur gerade einmal beobachtet worden. Hier liegt nun ein Filmdokument vor. Oder dass Delphine im Rudel jagen und gemeinsam grosse „Netze“ aus Blasen bilden, welche die Sardinen eng zusammentreiben, ist ebenfalls eine Beobachtung, die bislang unbekannt war.

Überhaupt zeigt „Deep Blue“ beides. die Faszination der Tiere des Wasser und die Brutalität ihres Überlebenskampfes, dann, wenn Killerwale sich von den Wellen an Strand treiben lassen und dort spielende, junge Seelöwen erbeuten oder sich gefrässige Weissspitzhaie in der Nacht auf die Jagd begeben oder Korallen sich gegenseitig „aufsaugen“.

Der grösste Künstler bleibt Gott

Der Apostel Paulus schrieb im Römerbrief: „Denn die Schöpfung ist der Vergänglichkeit unterworfen, allerdings ohne etwas dafür zu können. Sie musste sich dem Willen dessen beugen, der ihr dieses Schicksal auferlegt hat. Aber damit verbunden ist eine Hoffnung: Auch sie, die Schöpfung, wird von der Last der Vergänglichkeit befreit werden und an der Freiheit teilhaben, die den Kindern Gottes mit der künftigen Herrlichkeit geschenkt wird. Wir wissen allerdings, dass die gesamte Schöpfung jetzt noch unter ihrem Zustand seufzt, als würde sie in Geburtswehen liegen“ (Römer 8,19 bis 22 NGÜ).

Anmut und Schönheit vermitteln die zu tanzen scheinenden Quallen und die Gärten der bunten Korallenriffe. Ruhe und Beschaulichkeit vermitteln die zu schweben scheinenden Rochen und Schildkröten. Besonders eindrücklich ist der Blick ins Tiefste des Ozeans, wo ewig Nacht ist. Hier leben so seltsame Wesen wie der Anglerfisch, der sich selbst Licht spendet oder andere, die Blitze abschiessen, um den Gegner zu überraschen und zu verwirren. Der Tauchgang geht bis hin zu einem tiefen Riss im Meeresgrund und dort hinunter zu den „Black Smokers“, wo riesige schwarze Rauchwolken aus dem Erdkern in die Höhe schiessen.

“Deep Blue“ gehört in die Reihe von Filmen wie „Mikrokosmos“ und „Nomaden der Lüfte“. Dabei haben die BBC-Produzenten die Dramaturgie durch Bildauswahl, Schnitt und Vertonung auf eine Art und Weise erhöht, dass man kaum noch von einem Dokumentarfilm sprechen kann. „Deep Blue“ ist mehr Kunst denn Doku. Die Filmemacher fügten der Wirklichkeit geschickt so viel Spannung zu, dass auch an Action gewöhntes Publikum von einen Kinoerlebnis sprechen wird. Der grösste Künstler allerdings ist und bleibt der Schöpfer des Lebens und damit auch aller faszinierenden Tiere im Wasser.

Datum: 18.02.2004
Autor: Rolf Höneisen
Quelle: factum Magazin

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