Schweizerin in Palermo

Hoffnungslosigkeit der Kinder schrie nach einer Antwort

Seit Jahren setzen sich Damaris und Marco Trentacoste (beide 33) für Kinder und Jugendliche in Palermo/Sizilien ein. Zu sehen, wie sich hoffnungslos scheinende Situationen zum Guten verändern, motiviert zum Weitermachen.
Marco und Damaris Trentacoste (Bild: zVg)
Damaris und Marco Trentacoste

Als 19-Jährige reiste Damaris aus der Schweiz für ein Jahr als Volontärin nach Sizilien (Italien). Die dortige Armut und die überall präsente Hoffnungslosigkeit berührten sie. Im Kinderheim, wo sie arbeitete, gab es Probleme ohne Ende.

In Sizilien gelandet

Während des Jahres in Sizilien lernte Damaris Marco Trentacoste kennen. Er ist Sizilianer aus Palermo. Die beiden verliebten sich und entschieden, zu heiraten. Der Einsatz für die Not von Kindern und Jugendlichen in Palermo war ihre gemeinsame Vision. Nach der Hochzeit gestaltete sich das Leben dann aber anders als sich Damaris vorgestellt hatte. «Als Schweizerin war ich optimistisch und glaubte, dass die Leute ihre Probleme schon überwinden könnten, wenn sie es nur richtig angingen.» Sie musste lernen, dass es nicht so einfach und ihr Enthusiasmus manchmal alles andere als hilfreich war.

Startschwierigkeiten

In den ersten Ehejahren versuchte Marco vergeblich, ein Fischgeschäft aufzubauen. «Wir scheiterten an der Bürokratie.» Mit anderen Worten: Trentacostes weigerten sich, Schmiergeld zu bezahlen und erhielten in der Folge keine Bewilligung.

Doch die Vision, sich für notleidende Kinder und Jugendliche in Palermo einzusetzen, blieb. Gemeinsam mit einem anderen Ehepaar gründeten sie 2012 die Arbeit Bussola (Kompass) in Palermo. Der Anfang war schwer und die Rückschläge zermürbend. «Oft waren wir nahe am Aufgeben und wollten tun, was den meisten Sizilianern verwehrt ist: in die Schweiz ziehen.» Immer wieder zeigte Gott ihnen, dass er sie in Palermo haben wollte und sie hier eine Aufgabe hatten. So machten sie weiter und inzwischen werden die Programme in drei verschiedenen Städten Siziliens durchgeführt.

Die Probleme der Jugendlichen in Sizilien

Mehr als 53 Prozent der Jugendlichen Palermos sind arbeitslos. Wer eine gute Bildung geniessen oder sogar ein Studium absolvieren kann, zieht meistens nach Norditalien oder ins Ausland. Die Kriminalität ist sehr hoch und viele Jugendliche geraten in der Hoffnung aufs schnelle Geld in die Fänge der Mafia. Ein Mangel an Einkommen und Beschäftigung, gepaart mit überall lauernder Kriminalität, ist keine gute Verbindung. Eine gesunde Lebensperspektive wird verdrängt durch Hoffnungslosigkeit und Resignation.

Beschäftigung und Vertrieb in der Schweiz

Den Jugendlichen musste also eine sinnvolle Beschäftigung ermöglicht werden, welche ihnen einen Verdienst einbringt. «Wir wollten eigentlich etwas mit Beton machen, doch da wurden uns immer wieder Hürden in den Weg gelegt.» So mussten sie dieses Vorhaben letztlich aufgeben. Dann bot ein Freund aus der Schweiz an, ihre Produkte in der Schweiz zu vertreiben. «Da wurde klar, dass Betonprodukte für einen internationalen Handel ohnehin viel zu schwer und damit ungeeignet gewesen wären.»

Damaris und Marco sind dabei, ein Team von Jugendlichen aufzubauen, die das Geschick haben, Dinge herzustellen. «Wenn sie sehen, wie ihre Artikel im Schweizer Onlineshop 'Cementini, handmade' angeboten werden, gibt ihnen das einen grossen Motivationsschub.» Aktuell werden Bilder aus Holz hergestellt, verziert mit Betonbuchstaben.

Investment in Jugendliche

Aktuell sind Damaris und Marco dabei, Jugendliche aus einem sozial schwierigen Umfeld in ihr Projekt aufzunehmen und beabsichtigen, künftig auch solchen eine Chance geben zu können, die bereits mit dem Gesetz in Konflikt gekommen sind. Sie möchten ihnen die Möglichkeit bieten, nicht ins Gefängnis gehen zu müssen. «Die Jugendlichen müssen lernen, nicht vorschnell aufzugeben», erzählt Damaris, welche oft motivierend zureden muss. Ihr Motto lautet: «Wir tun alles, was wir können, und übergeben den Rest Gott.» Sie ist sich bewusst, dass Gott selbst in das Leben dieser jungen Menschen eingreifen muss und ist dankbar, nicht selbst die ganze Last der Verantwortung tragen zu müssen.

«Wir sind bemüht, schon mit Kindern Beziehungen aufzubauen und diese dann bis ins Erwachsenenalter zu begleiten.» Es ist ihr ein grosses Anliegen, Jugendliche letztlich in den Arbeitsmarkt integrieren zu können. «Dazu ist unser Projekt 'Cementini' ein gutes Gefäss, wo viel gelernt werden kann.»

Ermutigende Geschichten

Da ist ein junger Mann im Programm, dessen Mutter früh gestorben und der Vater, ein Mafiaboss, seit Jahren im Gefängnis ist. Er lebt seinen Glauben an Jesus und sein Leben hat sich positiv verändert. Einen anderen Jugendlichen lernten Trentacostes in der Arbeit mit den Kindern kennen. «Heute arbeitet er im Projekt 'Cementini' mit», erzählt Damaris voller Freude. «Wir konnten ihm helfen, eine Ausbildung zu machen.» Ein 17-jähriges Mädchen aus Bangladesch unterstützt beim Malen der Bilder. «Manchmal wird sie von ihrem jüngeren Bruder begleitet, dem wir bei den Hausaufgaben helfen.»

In ihrem Quartier leben sehr viele Ausländer, die auf Hilfe angewiesen sind. «Genau deshalb setzen wir uns hier ein, damit das Leben von Jugendlichen verändert werden kann.» Damaris und Marco träumen davon, noch viele Jugendliche zu einem besseren und hoffnungsvollen Leben begleiten zu können.

Mehr Informationen über die Arbeit von Damaris und Marco unter «Der Kompass, Kinder und Jugendhilfe».

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Datum: 06.10.2020
Autor: Markus Richner-Mai
Quelle: Livenet

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