Homeoffice

Herausforderungen und Chancen in der Corona-Krise

Durch Corona sind viele gezwungen, im Homeoffice zu arbeiten. Livenet sprach mit einigen Angestellten in der Schweiz über Herausforderungen, Chancen und Gottes Rolle in dem Ganzen.
Mann arbeitet im Homeoffice

Der Ausstiegsfahrplan, den der Bundesrat am 16. April 2020 präsentiert hat, lässt noch kaum Spielraum, was die «Social Distancing»-Massnahmen betrifft. So wird auch weiterhin Homeoffice empfohlen, wo dies machbar ist. Livenet-Redaktorin Meike Ditthardt fragte bei einigen Angestellten in der Schweiz nach, wie sie diese spezielle Situation erleben.

Herausforderungen:

Ein gewisses Mass an Vertrautheit fällt weg
«Herausfordernd ist, dass sich das Team nicht mehr sieht und trifft. Ein gewisses Mass an Vertrautheit und sozialem Austausch geht verloren. Etliche Interaktionen können über elektronische Wege nicht auf der Ebene stattfinden wie gewöhnlich. Eine Kaffeepause funktioniert anders!»

Neue Spielregeln für Video-Meetings
«Vor der Corona-Krise hatten wir die Remote-Besprechungen jeweils nur mit Ton durchgeführt. Seit dem ersten Tag im Corona-Homeoffice führen wir sehr viele Meetings mit Video-Übertragung durch. Einmal war ich in einem Meeting mit ca. 170 Personen. Da braucht es neue Spielregeln, wie man sich verhalten soll. Das hat sich aber sehr schnell eingespielt, und die Leute sind sehr diszipliniert.»

Kontakte reduzieren sich auf reine Arbeitsinteraktionen
«Eine grosse Herausforderung ist, dass 'zufällige' Interaktionen völlig wegfallen. Du begegnest niemandem auf dem Flur und kannst noch kurz ein Thema ansprechen. Die Kontakte reduzieren sich auf die notwendigen Arbeitsinteraktionen oder du musst die Kontakte bewusst pflegen und einplanen.»

Doppelbelastung durch Kleinkinderbetreuung, Aufgabenhilfe und Homeoffice
«Einige Personen im Team müssen viel grössere Herausforderungen meistern. Da kommt ein grosses Pensum an Kleinkinderbetreuung auf die Familie zu, da entweder die Kita oder die Betreuung durch die Grosseltern oder gegenseitige Betreuung im Quartier wegfällt. Andere müssen während der ganzen Woche Aufgabenhilfe geben (neben der Herausforderung, dass beide Elternteile erwerbstätig sind). In diesen Situationen den Ausgleich zu schaffen und trotzdem allen Ansprüchen gerecht zu werden, ist eine grosse zusätzliche Belastung.»

Chancen:

Beziehungspflege durch Ermutigungen und Humor
«Ich versuche, jeden Tag dem ganzen Team über ermutigende Grüsse oder über eine humorvolle Auflockerung unterstützend beizustehen. Ich staune, mit welch guter Moral das Team in der aktuellen Situation agiert.»

Ein regelmässiger Rhythmus hilft
«Ich arbeite in der IT in einem Grossunternehmen. Mein Büro ist in der Stadt Bern, wobei wir mehrere Standorte haben und für Treffen und Meetings regelmässig an einen anderen Standort wechseln müssen. Im Team hatten wir vor Corona einen Tag in der Woche Homeoffice. Von daher sind wir vorbereitet und haben auch die notwendigen technischen Voraussetzungen, um gut von zu Hause aus arbeiten zu können. Ich halte weiterhin einen regelmässigen Rhythmus ein, um zwischen Arbeit und Privatleben zu trennen.»

Technische Mittel werden noch mehr entwickelt und eingesetzt
«Wir sind gezwungen, die zur Verfügung stehenden technischen Mittel noch besser einzusetzen und alle Funktionalitäten zu optimieren, damit das Arbeitsleben im Homeoffice gelingt.»

Der Arbeitsweg fällt weg
«Ein Vorteil von der Arbeit zu Hause ist, dass der Arbeitsweg wegfällt. Eine Sitzung zu organisieren ist jetzt auch viel einfacher, denn die Suche nach einem freien Sitzungszimmer entfällt.»

Die Familie bekommt mehr Einblick in das Arbeitsleben der Eltern, der Kinder oder des Partners
«Ein Vorteil ist, dass alle in der Familie sehen, wie der Partner oder Papa oder Mama und die Kinder arbeiten und daher mehr Anteil nehmen können. So unterstützt jeder implizit den anderen bei seinen Aufgaben. Mit Telefongesprächen wird Rücksicht aufeinander genommen. Auch können wir uns so organisieren, dass jedes Familienmitglied einen eigenen Arbeitsbereich hat und dadurch ungestört arbeiten kann.»

Mehr Kontakt in der Familie
«Etwas sehr Positives an der Situation ist, dass dadurch der soziale Kontakt in der Familie wieder grösser und enger wird. In der Regel essen wir wieder alle zusammen und verbringen so  mehr Zeit zusammen. Da merken wir, dass der Zusammenhalt und die Vertrautheit in der Familie wachsen.»

Mehr Dankbarkeit
«Wir sind dankbar über unsere Arbeitsstellen und dass diese in der aktuellen Situation nicht in Frage gestellt sind. Ich bin auch dankbar für ein zuverlässiges, qualitativ hochstehendes und funktionierendes Gesundheitssystem mit all den Menschen, die jeden Tag bis an die Grenzen der Belastbarkeit gehen.»

Mehr Solidarität
«Ich denke viel an Personen, denen von einem Tag auf den anderen sämtliche Einkünfte weggebrochen sind und die trotzdem ihre Fixkosten tragen müssen. Da gibt es unzählige Kleinunternehmen, Familien und Einzelpersonen, welche in ihrer Existenz akut bedroht sind. Und dies nicht nur in der Schweiz, sondern weltweit. Da sind wir als ganze Gesellschaft herausgefordert und gerufen, zu helfen und zu unterstützen.»

Wir fragen wieder mehr nach Gott
«In der gesamten Situation ist für mich wichtig, die Sicht von Jesus zu suchen. Ich habe auch viele Fragen an Gott, die nicht einfach zu beantworten sind. Über welche Medien und Kanäle kann ich mich zuverlässig informieren? Wie schlimm ist die Situation wirklich? Wie kommt es, dass in vielen Situationen und Krisen in den letzten Jahren oder Jahrzehnten mit einem Bruchteil der Aufwände und finanziellen Unterstützung aus der Corona-Krise mindestens gleich viele oder mehr Menschen hätten gerettet werden können? Das sind Fragen, die ich mit Jesus bespreche.»

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Datum: 20.04.2020
Autor: Meike Ditthardt
Quelle: Livenet

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