«Ich erlebte die Probleme, die viele Immigranten erleben»
Livenet unterhielt sich mit
Daniel Portugal Geiser über das Wirken dieser Organisation.Daniel Portugal Geiser, wo
macht «Sonrisa» einen Unterschied durch seinen Einsatz?
Daniel Portugal Geiser: Sonrisa schafft eine Verdienst- und
Ausbildungsmöglichkeit für Menschen, die Schwierigkeiten haben, im Schweizer Arbeitsmarkt
Fuss zu fassen. Bei ihrer Arbeit für Sonrisa erleben sie Wertschätzung und ihr
Alltag bekommt einen Sinn. Dies ist für unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
sehr motivierend. Zudem begeistert es sie, dass sie mit ihrer Arbeit auch noch
anderen Menschen in Not helfen können, da wir auch in soziale Projekte im
Ausland investieren.
Was tun Sie alles hier in der
Schweiz?
Sonrisa betreibt einen Catering und Eventservice, der internationale
Gerichte anbietet. Das internationale Team kocht jeweils Spezialitäten aus
ihrer Heimat, authentisch nach Grossmutters Rezept. Zudem unterstützt unser
Team den Auftraggeber gerne auch in der Eventorganisation und im Service. Unsere kochenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden von einem
ausgebildeten Koch betreut und von mir als Geschäftsführer gecoacht und
begleitet. Dies ist wichtig, da es für einige die erste Arbeitserfahrung in der
Schweiz ist und sie teilweise schon sehr lange nicht mehr wirtschaftlich tätig
waren. Vereinzelt brauchen sie auch administrative und sprachliche Hilfe. Das
Wohl des Teams ist uns sehr wichtig.
Sonrisa hat auch einen
Arbeitszweig im Ausland. Wie ist Sonrisa international tätig?
Es ist so, dass das erwirtschaftete Geld durch die Tätigkeiten des
Catering- und Eventservices zum einen wieder in die Arbeit in der Schweiz
reinvestieret wird, zum anderen gibt Sonrisa einen Teil dieses Geldes an
angegliederte soziale Projekte im Ausland weiter. Zurzeit ist dies ein
Bildungsprojekt in Peru. Mit dem Engagement in die Ausbildung der Kinder wollen
wir einen Teil dazu beitragen, dass sie sich selbst eine erfolgreiche Zukunft
aufbauen können.
Warum haben Sie Sonrisa
überhaupt gegründet?
Wegen unserer eigenen Erfahrungen und durch die Begegnungen mit Menschen
mit ähnlichen Problemen. Ich bin als Auslandschweizer in Peru aufgewachsen. Als ich dann mit 24
Jahren in die Schweiz gekommen bin, um mir hier ein Leben aufzubauen, habe ich
viele Probleme und Herausforderungen erlebt, welche die meisten Immigranten
erleben, die versuchen, hier in der Schweiz Fuss zu fassen. Dazu gehörten
grosse Schwierigkeiten, eine Arbeit zu finden; ich habe zeitweise erfolglos Hunderte von Bewerbungen verschickt. Obwohl ich in Peru einen guten Lebenslauf
erlangt habe, war es schwierig, in der Schweiz eine faire Arbeit zu finden.
Durch meine eigene Geschichte bin ich mit vielen Menschen in Kontakt gekommen,
die Schwierigkeiten in diesem Bereich haben und ihnen möchten wir mit Sonrisa
gerne helfen.
Können Sie ein, zwei
Lebensgeschichten mit uns teilen, bei denen Menschen durch Ihre Arbeit
verändert worden sind?
Eine Frau, die für uns arbeitet, hat zuvor in der Schweiz schon in
einem anderen Betrieb gearbeitet. Allerdings wurde ihre Lage ausgenutzt. So
wurde sie zum Beispiel schlecht bezahlt und durfte keine Überstunden aufschreiben.
Zudem wurde sie mehrmals aufgrund ihrer Herkunft beschimpft. Dass sie nun an
einem Ort mitarbeiten darf, an welchem sie und ihre Arbeit wertgeschätzt
werden, hat ihren Selbstwert gestärkt und sie hat wieder neue Zuversicht.
Durch unser Engagement in Peru hat sich dieses Jahr zudem das Leben von vier kleinen Kindern verändert. Sie kommen aus sehr armen Familien, die den Kindern keine Schulbildung ermöglichen konnten. Nun dürfen die vier Kids dank der Unterstützung aus der Schweiz einen guten Kindergarten besuchen. Damit ist ein wichtiger Grundstein für ihre Zukunft gelegt.
Gibt es neue Projekte, die bei
Ihnen anstehen?
Wir sind verschiedene Möglichkeiten am Abklären. Unter anderen sind wir
auf der Suche nach einer Küche im Raum Frauenfeld, welche wir täglich nützen
können. Dies würde uns den Aufbau eines Gastrobetriebes ermöglichen. Zudem ist der Start eines des neuen Arbeitszweiges im Homeservice
aufgegleist. Mit unterschiedlichen Haushaltsarbeiten möchten wir junge und alte
Leute zu Hause in ihrem Alltag entlasten.
Was berührt Sie bei Ihrer
Arbeit besonders?
Die vielen Sonrisas; auf Spanisch bedeutet das «Lächeln»! Zum einen die
Sonrisas, welche wir auf den Gesichtern unserer Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter sehen, weil sie gerne für die Organisation Sonrisa arbeiten, zum
andern auch die Sonrisas der Kunden, welche zufrieden sind mit unserer Arbeit und zudem glücklich, weil sie mit ihrem Auftrag Menschen in
Schwierigkeiten unterstützen konnten.
Welches sind Ihre aktuellen
Brennpunkte?
Die Auftragsbeschaffung. Sonrisa ist noch ein sehr junges Projekt und
die Auftragslage ist noch bei weitem nicht so, dass wir Mitarbeiterinnen und
Mitarbeiter Vollzeit anstellen könnten. Dies ist jedoch unser Bestreben,
denn nur so können wir den Leuten eine Anstellung bieten, mit welcher sie
selber für ihre eigenen Lebenskosten aufkommen können.
Welche Rolle spielt der christliche
Glaube in Ihrer Arbeit?
Der
christliche Glaube ist unsere Motivation, unser Antrieb. Gott fordert uns in
der Bibel auf, unseren Nächsten zu lieben. Wir sehen unsere Arbeit bei Sonrisa
als eine Möglichkeit, dieser Aufforderung nachzukommen. Wir können unsere
Mitarbeiter ganz praktisch unterstützen und sie erleben dadurch, dass Gott sich
für sie interessiert und sie liebt.
Zur Webseite:
«Sonrisa»
Zum Thema:
Innovationspreis für «Al Salam»: Ein Projekt, das den Arbeitseinstieg für Flüchtlinge erleichtert
Hope Sozialwerk Wolfhusen: Ein christliches Werk macht einen Unterschied für viele
Sound&Sandwich in Bern: Wenn das Sandwich im Takt mitschwingt
Datum: 06.10.2018
Autor: Daniel Gerber
Quelle: Livenet