Evangelische Gemeinschaft

Die «Blumenmönche» mit dem grünen Daumen

Sie sind evangelisch und nennen sich «Blumenmönche». Eine christliche Lebensgemeinschaft im Südwesten Deutschlands verbindet Business und Ordenstraditionen. Die Mitglieder leben vom Pflanzenverkauf.
Ein «grüner» Mönch

Blumen sind für diese Gemeinschaft «das Lächeln Gottes». In den frühen Morgenstunden stellen sie ihre Kisten mit blühenden Blumen auf den Wochenmärkten auf. Dass sie dabei eine dunkelgrüne Mönchskutte tragen, wundert die anderen Marktfahrer schon lange nicht mehr.

Die vor 40 Jahren gegründete Evangelische Bruderschaft «Kecharismai» in Dettingen/Erms hat ihr Gemeinschaftsleben von Anfang an mit dem Verkauf von Pflanzen finanziert. Sie nennt sich selbst «Die Blumenmönche».

«Das Lächeln Gottes»

Grüne Gewächse sind für die 19 männlichen und weiblichen Mitglieder der Kommunität mehr als ein Konsumartikel. In der Schöpfung sehen sie das Wirken Gottes, einer Umgebung mit Pflanzen schreiben sie therapeutische Wirkung zu. «Blumen sind das Lächeln Gottes über der Erde», steht über ihrer Homepage im Internet.

Deshalb gehörte es zu den ersten Aktionen, als sie im Ermstal zwischen Bad Urach und Metzingen Land pachten konnten, dort einen «Garten der Stille» anzulegen. Inzwischen ist ein «Garten Eden» hinzugekommen. In beiden Arealen können auch Leute, die nicht zum Kloster gehören, Erholung suchen und meditieren. Es gibt für Besucher ein Gästehaus und Seminare für Floristik und Mosaikgestaltung.

Geistliche Gemeinschaft

Die Blumenmönche sind eine evangelische Gemeinschaft, die von dem inzwischen 80-jährigen Diakon Wolfgang Rudolph ins Leben gerufen wurde. Er hatte in jungen Jahren die innere Gewissheit bekommen, dass seine Lebensaufgabe der Aufbau einer geistlichen Gemeinschaft sei. In der Jugendarbeit der Dettinger Kirchengemeinde fand er Gleichgesinnte. Anfangs traf man sich zum Essen im Keller des Pfarrhauses und zum Beten in einem Nebenraum des Gemeindehauses. Das griechische Wort «Kecharismai», der Name der Gemeinschaft, drückt aus, dass alles im Leben der geschenkten Gnade Gottes zu verdanken ist.

Aus den einfachen Anfängen hat sich in Dettingen ein imposantes Areal entwickelt – mit grosser Kirche, Theatersaal, zwei Kreuzgängen, Bibliothek, Gästezimmern, Hauskapelle. Nicht zu vergessen das angrenzende «Haus Geborgenheit», ein Altenpflegeheim mit 50 Plätzen, in dem die Gemeinschaft ihren diakonischen Auftrag wahrnimmt. 

Unstimmigkeit

In den ersten Jahren knirschte es noch heftig zwischen Gemeinschaft und Evangelischer Landeskirche in Württemberg. Dem Gründer Rudolph wurde von der Kirche gekündigt, daraufhin trat die Hälfte der Bruderschaft aus der Landeskirche aus. Erst durch einen besonnenen Weltanschauungsbeauftragten und einen vermittelnden Dekan fanden Kirche und Kommunität wieder zusammen. 

Überalterung

Heute hat die Gemeinschaft Nachwuchsprobleme. Bruder Paidoios, mit bürgerlichem Namen Gerhard Schnitzler, sieht die Blumenmönche in einer ähnlichen Situation wie andere Gemeinschaften, Vereine und Verbände. «Das hohe Mass an Verbindlichkeit ist für viele junge Leute abschreckend», beobachtet er.

Die Blumenmönche bieten Seminare rund um das Gestalten mit Pflanzen, ausserdem kann das Gästehaus des Klosters besucht werden.

Webseite:
«Blumenmönche»

Datum: 31.08.2012
Quelle: Epd

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