Das Unterscheidende deutlich machen

Kirchen müssen deutlicher Identität zeigen

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Berlin. Die Kirchen müssen nach Ansicht des Schweizer Soziologen Franz-Xaver Kaufmann ihre christliche Identität deutlicher zum Ausdruck bringen. Wenn sie sich selbst nur noch als gesellschaftliche Vermittlungsinstanz sähen, hätten sie schnell verspielt, sagte der aus Zürich stammende und in Bielefeld lehrende Religionssoziologe am Montag bei einem Symposium in Berlin. Die Kirchen müssten das Unterscheidende deutlicher machen, sonst würden sie uninteressant.

Derzeit scheinen die Kirchen nach Ansicht des Wissenschaftlers vor allem damit beschäftigt, sich der Moderne anzupassen. Das sei aber nur möglich, "wenn man weiss, was man will". Ihn erinnerten die Anstrengungen der Kirchen hingegen manchmal an den Satz von Mark Twain: "Als wir das Ziel aus den Augen verloren hatten, verdoppelten wir unsere Anstrengungen."

"Gesellschaft erwartet moralische Wegweisung"

Trotz wegbrechender Basis wird die Stellung der Kirche in Deutschland bislang nicht in Frage gestellt, so der Soziologe. Das sei nicht nur auf die grosse Zahl von Christen in Führungspositionen zurückzuführen. Vielmehr erwarte die Gesellschaft auch weiterhin von den Kirchen moralische Wegweisung.

Kaufmann sprach von einem Rückzug des Religiösen aus der Öffentlichkeit in den innerkirchlichen Raum, also einer fortschreitenden Verkirchlichung. Mit dem Verlust der Familie als letzter Bastion der Glaubensvermittlung in den vergangenen Jahrzehnten sei in der Jugend in ganz Westeuropa ein "Traditionsabbruch" entstanden. So träten die Kirchen nur noch bei Grossveranstaltungen wie Kirchentagen oder Papstbesuchen auf. Diese Eventkultur sei aber kaum persönlichkeitsprägend.

Datum: 12.09.2002
Quelle: Kipa

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