Sieger in Islamischer Republik

Iran: Mit der Verfolgung nimmt die Stärke der Christen zu

Offizieller Anlass für den dreitägigen Besuch des Schweizer Aussenministers Ignazio Cassis in der Islamischen Republik Iran war das 100jährige Jubiläum der Aufnahme diplomatischer Beziehungen von Bern mit dem damaligen Kaiserreich Persien, sowie
Iranische Frau
Bundesrat Ignazio Cassis

Erleichterungen für Investitionen schweizerischer Firmen in Iran. Doch versäumte er es bei den Ayatollahs nicht, mehrmals auf ihre menschrechtlichen Verstösse hinzuweisen.

Die Wahrung der Menschenrechte sei eine unentbehrliche Säule für jede gedeihliche Zusammenarbeit mit der Schweiz. Seinem Amtskollegen Dschawad Sarif drückte Cassis eine lange Liste von Menschenrechtsverletzungen des Regimes der schiitischen Klerisei des Iran in die Hand.

Seine mahnende Worte und handfesten Beweise für die Diskriminierung und sogar Verfolgung von Nichtmuslimen in der Islamischen Republik hatten besonderes Gewicht, da die Schweiz in Teheran auch die USA diplomatisch vertritt. Und es war dafür genau der richtige Zeitpunkt.

Lage iranischer Christen spitzt sich zu

Die Lage von Christen in Iran spitzt sich nach Einschätzung von Menschenrechtsbeobachtern gerade jetzt wieder zu. Die Situation sei vor allem für vom Islam zum Christentum konvertierte Menschen «äusserst bedrohlich». In den vergangenen Wochen seien «35 bekennende Christen» verhaftet worden. Zudem habe es Dutzende Hausdurchsuchungen gegeben. Vier christliche Konvertiten wurden am 1. August wegen «Verbreitung des zionistischen Christentums» und «Handlungen gegen die Staatssicherheit» zu Gefängnisstrafen zwischen zwei und fünf Jahren verurteilt. 

Bei dem Vorwurf eines «zionistischen Christentums» handelt es sich um eine neue Argumentation des islamistischen Regimes von Teheran. Bisher wurden die iranischen Christen stets beschuldigt, Werkzeuge des westlichen, vor allem amerikanischen Imperialismus zu sein. So wie die ersten evangelischen Missionare und Bibelübersetzer im Reich der Schahs dem britischen Kolonialismus gedient hätten. Jetzt wird die positive religiöse Einstellung der meisten Evangelikalen zu Volk und Land Israel zum Vorwand genommen, ihnen politische Verbundenheit mit den Israelis zu unterstellen.

Friedfertige «Glaubensdiebe»

Der eigentliche Grund für die Angst der fanatischen Schiiten, die in Iran seit der «Islamischen Revolution» von 1979 an der Macht sind, vor den evangelikalen Gemeinden, ist ihre trotz Unterdrückung und Verfolgung lebendige Ausbreitung. Immer mehr Iranerinnen und Iraner fühlen sich zu Jesus hingezogen. Die Regierungspropaganda spricht von den Christen daher als «Glaubensdiebe», die der einzig wahren Religion Mohammeds Anhängerschaft wegstehlen. In allen Bereichen der Islamischen Republik herrscht nackte Gewalt. Die friedfertige christliche Botschaft spricht daher viele Muslime an.

Christen als finanzielle Melkkühe

Eine wachsende Verarmung und die Überforderung wegen der Corona-Pandemie führen dazu, dass das iranische Regime vor allem evangelikale, missionarische Christen auch finanziell auspresst. Typisch dafür die jüngste Forderung an eine Hauskirche, für die Freilassung ihres willkürlich verhafteten Vorstehers Josef Schahbazian ein Lösegeld von umgerechnet 130'000 Franken in Bargeld zu zahlen. Doppelt so hoch wie die bisher höchste Summe, die zur Freilassung eines christlichen Gefangenen im Iran gezahlt werden musste. Eine absurd hohe Forderung!

Diese Freikaufspolitik stürzt Christengemeinden in den finanziellen Abgrund. Ihre als Geiseln genommenen Angehörigen können – wenn überhaupt – erst dann freigekauft werden, wenn sie in der Haft schon irreparable gesundheitliche Schäden erlitten haben. Auch in Kreisen, die sich noch nicht zu Jesus bekennen, sondern einfach humane Menschlichkeit fordern, weitet sich Solidarität mit den christlichen «Glaubensgefangenen» aus. Die Rechtsanwältin Nasrin Sotudeh, ausgezeichnet mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis, steht schon die fünfte Woche dafür im Hungerstreik!

Hauskirchen weiter am Wachsen

Trotz alledem ist die Kraft der Hauskirchen im Iran ungebrochen, ihre Stärke und Zahl nimmt im religiösen Untergrund weiter zu. Sie sind Inseln des Lebens nach dem Evangelium in einer fanatisch islamischen Umwelt. Ihr Netzwerk überzieht die ganze Islamische Republik. Für das Regime der Ayatollahs, die nach aussen für Islamisierung der ganzen Welt kämpfen, gibt es keine grössere Niederlage als jene, dass die Bevölkerung in ihrem schon unumschränkten Herrschaftsgebiet sich einer anderen Religion zuwendet. «Jesus Heiland – Jesus Sieger!» wird in Irans Hauskirchen zuversichtlich gebetet!

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Datum: 11.09.2020
Autor: Heinz Gstrein
Quelle: Livenet

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