Sinnvolle Kurzzeiteinsätze

Wie gute Absichten Gutes bewirken können

Ein Kurzzeiteinsatz kann mithelfen, dem Einsatzteilnehmer eine ganz neue Perspektive auf die Lebensumstände der Leute im Einsatzland zu geben. Immer wieder haben sich auch Leute nach einem solchen Einsatz entschieden, für längere Zeit in das Einsatzland zu gehen, um sich dort einzusetzen. Damit ein solcher Einsatz aber wirklich gelingt und für alle Beteiligten gut ist, müssen ein paar Regeln beachtet werden.
Flüchtlingslager in Thessaloniki (Bild: zVg)
Barbara Rüegger

Als ich im 2015 für ein paar Wochen Einsätze in die Flüchtlingslager in Thessaloniki leitete, hatten wir die klare Anweisung, dass wir den Flüchtlingen nichts bringen würden, das nicht mit der Lagerleitung abgesprochen war. Die Leitung hatte erlebt, dass es im Lager zu Aufständen gekommen war, weil die einen etwas bekamen und die anderen nicht. Ein Team hielt sich aber nicht an die Abmachung. Zum Glück ist nichts passiert, aber für mich als Leiterin war es eine schwierige Situation. Langzeitmissionare und Einheimische kennen die 'Spielregeln' und die Kultur des Landes und Kurzzeit-Einsatzteams tun gut daran, sich an diese Regeln zu halten, wenn sie nicht die Missionare und die Einheimischen in Gefahr bringen wollen, besonders in Ländern, in denen es Christenverfolgung gibt.

Was ist zu beachten?

Gut ist, wenn man schon zuhause etwas über die Kultur des Einsatzlandes und ein paar Worte in der Landessprache lernt. Dazu gehört auch, dass man weiss, welche Art Kleidung im Land angebracht ist und man dementsprechend packt.

Einsatzteams oder Volontäre sollten nicht mit vorgefassten Ideen über das, was sie dann tun wollen, abreisen, sondern vielmehr mit der Bereitschaft, das umzusetzen, was den Leuten im Land am Besten dient. Das mag nicht immer attraktiv sein, kann aber unter Umständen sehr viel bewirken. Vor einigen Jahren brachte ich ein Team von Teenagern nach Rumänien, wo wir in einem Kinderspital Programme für die Kinder gestalten konnten. Danach fuhren wir weiter zu Freunden, welche uns baten, mit ihnen die Wände eines Kindergartens neu zu streichen.

Für die Teenager war dies eine grosse Herausforderung, war die Arbeit doch ziemlich anstrengend, ganz im Gegensatz zu den vorhergehenden Tagen. Gott wirkte in dieser Zeit aber an den Teenagern und nach einem schwierigen ersten Tag ging die Arbeit am zweiten Tag zügig voran. Im Nachhinein hörten wir von unseren Freunden, dass unser Einsatz in diesem Quartier-Kindergarten die Atmosphäre und die Haltung unserer Freunde den lokalen Missionaren gegenüber total verändert hatte, und sie nun weit offene Türen hatten, um auch die Gute Nachricht zu verkündigen.

Was bringt ein Einsatz mir persönlich, was den Personen im Einsatzland?

Wer bereit ist, sich auf eine andere Kultur einzulassen, wird bereichert und mit ganz neuen Einsichten nach Hause kommen. Obwohl ich schon viel gereist bin und an vielen Orten gelebt habe, hat mir die Zeit in den Flüchtlingslagern nochmals auf ganz neue Art die Augen geöffnet für die Nöte von Geflüchteten.

Auch charakterliche Veränderung kann so ein Einsatz bewirken. Vielleicht ist man plötzlich viel dankbarer für alles, was man Zuhause hat oder merkt, dass man auch mit viel weniger leben kann. Auf einem Einsatz können auch neue Gaben und Talente entdeckt und neue Beziehungen geknüpft werden. Wenn Einsatzteilnehmer besondere Fähigkeiten haben das kann auch im Sport sein können sie diese im Einsatzland einsetzen und dort Leute trainieren, so wie es zum Beispiel Florball4all macht. Junge Handwerker oder Landwirte können neue Techniken weitergeben und so Einheimischen zu einem besseren Einkommen verhelfen. Einsätze, wenn sie in Absprache mit lokalen Missionaren oder Einheimischen gemacht werden, können eine grosse Ermutigung für diese sein, ein Zeichen, dass sie nicht vergessen sind, vor allem wenn danach der Kontakt, gerade auch im Gebet, weitergeht.

Einsätze unter Kindern

In den verschiedensten Ländern werden Lager für Kinder durchgeführt. Oft sind dies Kinder, die aus schwierigen Familienverhältnissen oder aus Kinderheimen kommen. Diese Sommerlager brauchen viele Volontäre und sind oft offen, auch Ausländer anzunehmen, die für ein paar Wochen mithelfen. Für viele Kinder sind diese Lager die Highlights ihres Jahres und sie freuen sich oft schon seit Wochen darauf. Heritage Ukraine führt solche Lager durch mit gemischten Teams aus lokalen Mitarbeitern und Ausländern. Viele Kinder, die in diese Lager kommen, werden auch das ganze Jahr von den lokalen Mitarbeitern besucht. Möglichkeiten für solche Lager gibt es auch bei Licht im Osten (lio.ch) oder für begeisterte Unihockeyaner bei Floorball4all.

Auch bei Einsätzen unter Flüchtlingen auf der Insel Lesbos kann man Kindern und ihren Familien helfen. Eine Möglichkeit für Kurzzeiteinsätze ist One Happy Family.

Wenn man Einsätze unter Kindern macht, gibt es ein paar Dinge, die zu beachten sind oder im Voraus abgeklärt werden müssen. Es ist gut zu fragen, ob die Organisation, mit der man arbeiten wird, Kinderschutz-Richtlinien hat und ob man diese bekommt, um sie zu unterschreiben. Auch gut zu wissen ist, was die eigene Aufgabe vor Ort sein wird. Ist man dazu bereit und ausgebildet oder wird es eine Überforderung sein?

Vor Ort ist es wichtig, dass man abklärt, ob man Fotos von den Kindern machen darf und ob es in Ordnung ist, sie auch auf Social Media zu posten. Grundsätzlich gilt: keine Einzelporträts von Kindern und schon gar nicht mit Namen oder Ort, wo das Foto gemacht wurde. Gruppenfotos, oder Fotos, auf denen man die Kinder nur von hinten sieht, sind besser. Dies auch zum Schutz der Kinder. Auch Aufrufe an die Kinder, ihr Leben Jesus zu geben, überlässt man besser den lokalen Mitarbeitern, welche die Kinder und ihre Lebenssituation kennen. Kinder wollen gefallen, gerade wenn so 'exotische' Ausländer da sind und wenn sie dann aufgefordert werden, doch aufzustehen, wenn sie ihr Leben Jesus geben wollten, werden wohl alle Kinder aufstehen, egal ob sie wirklich wissen, um was es geht.

Wieso nicht ein Einsatz in der Schweiz?

Manchmal kommt zum Wunsch, die Ferien einmal auf eine andere Art zu verbringen und einen Kurzzeiteinsatz zu machen, auch der Gedanke, dies dann doch an einem ganz anderen, exotischen Ort zu machen. Aber sich für eine gewisse Zeit für Gott und andere zu engagieren, geht auch in der Schweiz und man kann auch hier fremde Kulturen kennenlernen. OM Schweiz bietet da viele verschiedene, auch ganz praktische Möglichkeiten an und so kann man, wenn man nicht reisen will oder das Geld dafür nicht hat, auch in der Schweiz tätig werden. Auch in der Schweiz kann man in Kinderlagern mithelfen, zum Beispiel bei Adonia.

Als Kurzzeitler muss man sich einfach immer bewusst sein: Ich werde wohl in diesen wenigen Wochen nicht die Welt verändern, aber an mir könnte Veränderung geschehen. Wenn man mit dieser Haltung geht, wird man eine gute und profitable Zeit erleben.

Zum ersten Teil des Artikels: Kurzzeiteinsätze: Wenn Gutes tun nicht so gut ist

Zum Thema:
Missionarische Kurzeinsätze: Drei Schritte, damit sie gelingen können

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Datum: 20.07.2021
Autor: Barbara Rüegger
Quelle: Livenet

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