Frederik Franson

Der unbekannte Missionspionier

Er hat 13 Missionsgesellschaften und sechs Gemeindeverbände gegründet und Hunderte von Missionaren für die China-Mission von Hudson Taylor und die von ihm gegründeten Allianz-Missionen ausgebildet. Und doch ist er in Europa bis in die theologischen Ausbildungsstätten hinein unbekannt. Die Doktorarbeit von Hans Ulrich Reifler über Frederik Franson kommt daher einer Pionierleistung gleich.
Hans Ulrich Reifler schrieb ein Buch über Frederik Franson. (Bild: zVg / tsc)
Frederik Franson

In seinem Geleitwort weist der Missionswissenschaftler Prof. Bernd Brandl auf den Stellenwert der eben in Buchform publizierten Dissertation hin, die nicht nur Hintergründe der neueren Missions- und Erweckungsgeschichte aufzeigt, sondern auch die Bedeutung des Missionspioniers Frederik Franson (1852–1908) bis in die heutige Zeit. Sie genügt den hohen wissenschaftlichen Ansprüchen und ist gleichzeitig spannend und gut lesbar. Sie entfaltet das missionstheologische Konzept von Franson, das sich bis in unsere Zeit hinein auswirkt.

Moderne Glaubensmissionen

Franson, der in Schweden geboren war und dann nach Amerika emigrierte, ist einer der Begründer von frühen Glaubensmissionen, die darauf aufbauen, dass sich die Missionarinnen und Missionare durch den Aufbau eines Unterstützungskreises selbst finanzieren. Er hat in Europa die Nachversammlungen bei Evangelisationsveranstaltungen initiiert, die Menschen nach einer Glaubensentscheidung Impulse und Hilfestellung für die Festigung und Umsetzung der neuen Glaubensbeziehung verschaffen. Und er hat Tausenden von Menschen auch ohne höhere theologische Ausbildung die Gelegenheit verschafft, sich im Missionsdienst zu engagieren.

Franson galt auch als Förderer von Frauen als selbständige Missionarinnen mit dem Recht, ohne Beschränkung zu evangelisieren, zu predigen, zu lehren und zu leiten.

Konzept für globale Evangelisation

Wegweisend bis heute ist, dass sein Missionskonzept interkulturell aufgebaut war: «Ein holistisch missiologisches Konzept globaler Evangelisation», wie Reifler es formuliert.

Das heisst: «Massenevangelisationen und 'Nachversammlungen für Neubekehrte' führen zur Taufe und Integration in örtliche Gemeinden. In Evangelisations-, Bibel- und Vorbereitungskursen wurden sie vorbereitet für einen lokalen Evangelisationsdienst und einen potentiellen weltweiten Missionsdienst, was schliesslich die Gründung neuer Missionsgesellschaften und freikirchlicher Gemeindeverbände zur Folge hatte.»

Kantige Persönlichkeit

Dass Franson hierzulande nicht bekannter ist, obwohl er zum Beispiel als Anreger von SAM global gilt, liegt wohl daran, dass er zum einen keine seiner Gründungen selbst leitete und sich damit einen Namen verschaffte. Zum andern gilt: Wo viel Licht ist, ist auch viel Schatten. Frederik Franson eckte mit seiner ungestümen und oft forschen Art auch an. Zudem stiess er mit seiner Betonung der baldigen Wiederkunft Christi, die auf dispensationalistischer Theologie aufbaute, auf Widerstand. Bernd Brandl ist daher überzeugt: «Viele Gründungen Fransons überlebten nicht wegen, sondern trotz ihres Gründers.» Gleichzeitig hat seine glühende Naherwartung auch die Dringlichkeit der Missionsarbeit befeuert.

Prägende Organisationen

Für Hans Ulrich Reifler hängt die Bedeutung von Frederik Franson für die Missionsgeschichte denn auch mit dieser Naherwartung zusammen. Zwar seien seine missionsmethodischen Konzepte massiv in Frage gestellt worden. «Doch die durch Franson entstandenen neuen Missionsgesellschaften etablierten sich, passten ihre Missionsmethoden den örtlichen Gegebenheiten an, entwickelten eine konsensorientierte Eschatologie und wurden so innerhalb der weltweiten evangelikalen Bewegung zu prägenden Organisationen.»

Zum Buch:
Hans Ulrich Reifler: Frederik Franson, Weltbürger und Missionsstratege

Zum Thema:
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Datum: 24.06.2021
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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