«Ein Paradigmenwechsel»

Missionsgesellschaften müssen flexibler werden

Die Missionsgesellschaften sind gefordert. Frühere Methoden und Rezepte funktionieren nicht mehr. Hintergründe dazu kennt der deutsche AEM-Vorsitzende Dieter Trefz. Er spricht von einem «Paradigmenwechsel».
Dieter Trefz, deutscher AEM-Vorsitzender

In der Mission läuft vieles nicht mehr wie früher. Dieter Trefz, der mit der Kontaktmission selbst ein Werk mit 300 Missionarinnen und Missionaren in 47 Ländern leitet, nennt ein Beispiel: «Früher haben Missionswerke oder Gemeinden Leute berufen, die sie für befähigt hielten. Es gab klare Arbeitsbeschreibungen, die von den Missionaren übernommen werden mussten. Heute jedoch kommen immer öfter Leute zu uns, die erklären, sie hätten von Gott eine Berufung in ein ganz konkretes Projekt erhalten, und sie bitten uns, ihnen zu helfen, diese Berufung zu leben. Das ist ein entscheidender Unterschied zu früher», betont er in einem Interview mit idea Spektrum Schweiz.

Langzeitmission von gestern?

Das frühere Missionarsbild, das einen (fast) lebenslangen Einsatz auf einem Missionsfeld beinhaltete, muss ebenfalls neuen Realitäten weichen. Dieter Trefz dazu: «Klar ist, dass weniger Leute weniger lang auf dem Missionsfeld arbeiten wollen. ... Es gibt aber nach wie vor junge Leute, die bereit sind, viele Jahre auf dem Missionsfeld zu arbeiten, wenn es ihrer Berufung entspricht.»

Pendel-Mission

Ein neuer Trend liegt darin, dass zwischen Missionsfeld und Heimat gependelt wird. Trefz: «Wir merken heute, dass bestimmte Missionsaufgaben nach einem Auslandeinsatz von hier aus weitergeführt werden können. Dazwischen reisen sie 3-4 Mal im Jahr aufs Missionsfeld, um Aufgaben zu erledigen, die nur vor Ort ausgeführt werden können. Sie können dort auch ihre Erfahrung erneut einsetzen, die sie zuvor gewonnen haben. Man kombiniert die eigene Berufsarbeit mit begrenzten Einsätzen zwischendurch, bei denen laufende Projekte unterstützt werden.»

Mission in der globalisierten Welt

Mission bewegt sich heute in einer globalisierten Welt, die Vorteile und Herausforderungen mit sich bringt, an die sich die Mission anpassen muss. Positiv sind laut Trefz die neuen Kommunikationsmöglichkeiten, durch die man mit den Missionaren bzw. interkulturellen Mitarbeitenden problemlos in Kontakt bleiben oder sie bei Bedarf unterstützen oder weiterbilden kann. «Globalisierung bedeutet aber auch», so Trefz, «dass man je nachdem gleichzeitig mit mehreren andern Kulturen zusammenarbeiten muss. Auch deshalb, weil die Reisemöglichkeiten sich verbessert haben.» Die Globalisierung bedeute zudem ein Abschied von der Zentralisierung der Mission, «wo die Heimatorganisation alles bestimmt hat, was im Zielland zu tun ist.» Die Mitarbeitenden wissen viel besser, was in ihrem näheren und weiteren Umfeld geschieht und worauf sie sich einzustellen haben, bilanziert der AEM-Vorsitzende. Dies hat auch neue Entscheidungsprozesse zur Folge, denen sich die Missionsgesellschaften stellen müssen.

Missionsarbeit vor der Haustüre?

Auf die Frage, weshalb sich die Missionsgesellschaften nicht stärker auf die vielen Migranten einstellen, die quasi eine Missionsarbeit vor der Haustüre erfordern, meinte Trefz: «Mission heisst grundsätzlich, dass wir in eine interkulturelle Gruppe gehen und dort das Evangelium einbringen. Dabei geht es darum, unsere Berufung umzusetzen. Diese kann darin liegen, nur in meinem Umfeld zu arbeiten oder in einer fernen Kultur. Es stimmt aber, dass in den letzten Jahren viele Migranten, zum Beispiel aus dem Islam, nach Deutschland gekommen sind und offen für Jesus sind. Aber dies macht den globalen Missionsauftrag nicht obsolet.»

Das vollständige Interview ist im idea Spektrum Nr. 16/2018 erschienen.

Zu den Webseiten:
AEM Schweiz
AEM Deutschland

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Datum: 25.04.2018
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet / idea Spektrum Schweiz

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