Johannes Wirth am LEAD'15:

«Nie im Leben wollte ich Pastor werden»

Johannes Wirth gab am Gemeindebau-Inspirationstreffen Lead'15 einen tiefen Einblick in die Geschichte der GvC Chile Hegi in Winterthur.
Johannes Wirth
Jedes Wochenende besuchen rund 1'000 Besucher die Gottesdienste der GvC Chile Hegi Winterthur. (Bild: Shine-Konferenz 2014)

«Gib nie auf», lautet der Titel eines Buches von Johannes Wirth, dem Leiter der GvC Chile Hegi in Winterthur. Ebenso lautet eines seiner Lebensmottos. «In der Schule war ich unkonzentriert, unbegabt, unglücklich im Militär, voller Minderwertigkeit», gesteht er mit grosser Offenheit gleich zu Beginn des Lead'15-Treffens vor rund 100 Teilnehmern im Mülisaal der Chile Hegi. Er heiratete früh, seine Ehefrau kämpfte mit krankhafter Eifersucht, die Ehe wurde zur Belastung.

Wachstum durch Betroffenheit

In dieser Phase, mit etwa 22 Jahren, stellte Johannes Wirth sein Leben nach einer früheren Entscheidung nochmals bewusst Gott zur Verfügung. Mit unzähligen Berufswechseln hatte es bis damals einer Achterbahnfahrt geglichen. Als erfolgreicher Sportartikelverkäufer jettete er um die Welt.

«Nie im Leben wollte ich Pastor werden», erzählte Wirth, was mit der Geschichte seines Vaters als reformierter Pfarrer zusammenhing. Von ihm erbte er eine depressive Veranlagung, unter der er 20 Jahre lang litt. Dreimal ruft Gott Johannes Wirth in den «geistlichen Dienst», bis er ohne biblische Ausbildung und Lohn bei der GvC als Pastor einstieg.

Früh machte ihn die Drogennot in den 1980er-Jahren betroffen; mit seiner Frau begann er trotz aufkommenden Widerstands etablierter Reha-Werke, Betroffene zu betreuen. Jahrelang gingen sie vierzehntäglich «auf die Strasse». Wirth hat ein Herz für «Kirche und Benachteiligte als Symbiose»; daraus erwächst die mittlerweile 25-jährige Quellenhofstiftung.

Wachstum mit Tränen

Es folgten begeisternde Pionierjahre, die Kirche wuchs und wuchs. Dann erlagen einige Drogenabhängige, die er jahrelang begleitet hatte, ihrer Sucht. Der Schock sass tief. Trotz Zweifel machten sie weiter. Neue Gebäude kamen hinzu. Die moderne Parkarena bietet 1'200 Gottesdienstbesuchern Platz. Die Quellenhofstiftung betreut mittlerweile rund 150 Suchtkranke und psychisch Geschädigte, bietet ihnen Wohn- und Arbeitsmöglichkeiten. Ein Laden verkauft Selbstproduziertes, das öffentliche Restaurant mit günstigem Essen wird rege benützt. Alphakurse, «Love in Action», eine Arbeit unter Prostituierten und sozial Schwächeren, Kinder-, Teenager- und «16+/22+»-Treffen, Deutschkurse für Ausländer entstehen.

Authentisch sein

«Sich selber sein», das ist Johannes Wirth wichtig. Einfach predigen, auftragsorientiert leben. Die Grösse einer Kirche sei unwichtig. Erst wenn der Umgebung ohne die Gemeinde etwas fehle, sei sie gesellschaftlich relevant.

«Es ist Jesus selbst, der Kirche liebt, bewirbt, beauftragt!», betont der 60-jährige Vater zweier Töchter. «Kirchenwachstum lässt sich nicht kopieren, sondern entsteht durch Betroffenheit», so Johannes Wirth. Und: «Frage nach Gottes Willen, nicht nach den Ressourcen!»

Das Lead-Jahrestreffen wird jeweils von swiss-e-motions unter der Leitung von Roman Meury durchgeführt. swiss-e-motions hat sich die Förderung eines Evangelistischen Gemeindebaus auf die Fahne geschrieben.

Zur Webseite:
swiss-e-motions
GvC Winterthur
Quellenhof-Stiftung

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Datum: 18.06.2015
Autor: Rolf Frey
Quelle: idea Spektrum Schweiz

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