Büchertipps für die Kirche von morgen

Von Gemeinde träumen und den Traum leben

Gemeinde ist nicht immer top. Wenn wir vor lauter Bäumen den Wald nicht sehen, helfen Bücher. Vier Bücher sind hier vorgestellt, die den Horizont aufreissen. Denn Gott hat mit der Gemeinde mehr vor, als wir an einem Ort entdecken können.
«Die Vision vom Reich Gottes ist durch nichts zu ersetzen»: Bücher helfen uns, über den Horizont hinaus zu sehen.

Es ist kaum zu fassen, aber erfahren können wir es: Gott der Vater hat das Heil der Menschen auf seinem Herzen und zieht sie in sein Reich hinein. Mit dieser Überzeugung ist Pfr. Geri Keller einer der bekanntesten Prediger der Schweiz geworden. Zu seinem 80. Geburtstag zeichnen Freunde und ehemalige Mitarbeitende seinen Weg nach und geben Echos auf sein Wirken.

Den Titel des 400-seitigen Bandes bildet das charakteristische «Verstasch?» von Keller, der das Evangelium mit Kopf und Herz aufgenommen haben will. «Er möchte, dass Menschen in ihrem ganzen Sein von Gottes Kraft und Erbarmen ergriffen, verändert und für den Dienst im Reich Gottes befreit werden» (Ernst Gysel im Vorwort). Der Band beleuchtet Facetten des wuchtigen Charismatikers, um einem weiteren Kreis die Auseinandersetzung mit ihm zu ermöglichen, der «von vielen gelobt, oft aber auch missverstanden und kritisiert wurde». Im letzten Viertel des Buchs finden sich neun Botschaften von Geri Keller aus zwanzig Jahren – das gepredigte Vermächtnis.

Der Reichtum von Bewegungen

Viele Christen schätzen geistliche Impulse von Kommunitäten und Bewegungen. Da wird Glaube authentisch gelebt. Doch was geht in ihnen ab, wie verstehen und entwickeln sie sich? Und wie könnten ihre Erfahrungen und Anstösse im Alltag aufgenommen werden? Aufschluss gibt das Buch «Kirche im Miteinander von Ortsgemeinde, Kommunitäten und Bewegungen». In einem grösseren Beitrag bilanziert der Don Camillo-Leiter Heiner Schubert 30 Jahre der Kommunität – ungeschminkt. Neue Initiativen wie die Wohn- und Dienstgemeinschaft Casappella in Worblaufen stellen sich vor, neben ihnen bewährte Schwesternschaften und Gebets-Netzwerke.

Kirche als grössere Familie

Was war Kirche in den Anfängen? Frank Viola konfrontiert die Christen mit ihrem Ursprung im 1. Jahrhundert. Aus ihm leitet er Leitlinien für authentische Gemeinschaft fürs 21. Jahrhundert ab. Der US-Autor und Referent bewegt sich seit 1998 in «organischen Gemeinden». Der Zweck seines Buchs «Ur-Gemeinde» (im Original: Reimagining Church) sei nicht, die Kirche neu zu denken und vorzustellen, sondern ihre Praktiken, schreibt Viola im Vorwort. «Denn die Struktur ist das Grundproblem.»

Die von Viola vorgestellte Gemeinde wird durch das Wirken und Leiten des Heiligen Geistes erhalten; sie definiert sich über Beziehungen, nicht Programme und Rituale; sie gleicht einer Gruppe von Spaziergängern, nicht einem Zug. Als Familie Gottes leben Christen «gegenseitige Abhängigkeit statt Unabhängigkeit, Ganzheit statt Zersplitterung, Teilnahme statt Zuschauen». Im zweiten Teil des Buchs behandelt der Autor Fragen verantwortlicher Leiterschaft und plädiert für kollegiale Leitung. Institution nein – Geist-geleitete Gemeinschaft ja: So radikal das Buch etablierte Kirche in Frage stellt, so erfrischend ist ein Spaziergang mit Viola, der die Gefahren organischer Gemeinschaften nicht aus den Augen verliert.

Hören – und dann handeln

Für ihr Überleben in der Zukunft bedarf die reformierte Kirche geistlicher Erneuerung und eines evangelischen Profils, aber auch einer zielgerichteten Unternehmens- und Leitungskultur und klarer Kriterien für Mitglieder. Der oft begangene Weg des geringsten Widerstands führt für Konrad Müller nicht weiter. Müller, seit 1986 Pfarrer in der Zürcher Landeskirche, stellt Vorschläge für eine Stärkung der Volkskirche zusammen. Diaspora-Gemeinden in Taiwan haben ihm gezeigt, dass «eine gute Organisation allein die Kirche nicht rettet. Die Beziehung zu Gott, die daraus fliessende Liebe und die Vision vom Reich Gottes sind durch nichts zu ersetzen.»

Die Reformierten betonen, dass Kirche dort ist, wo auf Gott gehört wird. Daraus folgert Müller, dass solches Hören durchgehend geübt werden soll, auch in der Leitung und im kirchlichen Alltag. Müller wünscht, dass die Schweizer Reformierten in den nächsten Jahren eine Gesamtschau entwickeln und wohlerwogene Umstellungen bald vornehmen. «Die Uhr tickt unaufhörlich und die Zeit des gegenwärtigen Kirchenmodells läuft aus.» Wesentlich scheint ihm, dass Christen die lokale Gemeinde, die ihnen zusagt, wählen können. Weiter schlägt er vor, dass die Kirche Lernziele für den Unterricht definiert und das Wissen über den Glauben prüft.

Mehr zu den Büchern:
Landeskirchenforum

Bücher bestellen:
Walter Wieland (Hrsg.): Verstasch? Impulse aus dem Leben von Geri Keller
Alfred Aeppli, Hans Corrodi, Peter Schmid (Hrsg.): Kirche im Miteinander von Ortsgemeinde, Kommunitäten und Bewegungen
Konrad Müller: «…als nur in Gottes Hand. Wie die Kirche die Herausforderung Zukunft bestehen kann.» Zu beziehen beim Autor
Frank Viola: Ur-Gemeinde. Wie Jesus sich seine Gemeinde eigentlich vorgestellt hatte

Datum: 19.12.2011
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet

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