Am Beispiel Bonhoeffer

Was Freunde bewirken können

Der grosse deutsche Theologe und Märtyrer Dietrich Bonhoeffer machte mit 24 Jahren ein tiefgreifendes Erlebnis, das seinen weiteren Weg prägte. Verantwortlich dafür war sein schwarzer Freund Frank Fisher, wie Prof. Peter Zimmerling an einem Vortrag in Riehen aufzeigte.
Prof. Peter Zimmerling
Der evangelische Theologe Dietrich Bonhoeffer (Bild: Facebook)

Dass der überragende deutsche Theologe Dietrich Bonhoeffer, der kurz vor Ende des Zweiten Weltkriegs von den Nazis umgebracht wurde, viele Menschen durch sein Beispiel und seine Texte und Lieder beeinflusst hat, ist bekannt. Dass auch er von Freunden beeinflusst worden ist, schon weniger. An einer Tagung über die Freunde von Bonhoeffer am Samstag (23.11.19) in Riehen BS wurden solche Vorgänge bekannt. Unter anderen durch den Leipziger Theologieprofessor und Bonhoeffer-Kenner Peter Zimmerling.

Ein Verlegenheitsjahr mit Folgen

Dietrich Bonhoeffer hatte bereits seine Doktorarbeit und seine Habilitationsschrift geschrieben, was ihn zum Professor der Theologie befähigte, als er mit 24 Jahren noch ein Zwischenjahr in den USA einschob, weil er erst mit 25 Jahren zum Pfarrer ordiniert werden konnte! Doch dieses Verlegenheitsjahr hatte grosse Auswirkungen auf seine Zukunft als Christ und Theologe. Peter Zimmerling beschreibt den Vorgang auch in der Einführung zum berühmten Bonhoeffer-Buch «Nachfolge», das 2016 vom Brunnen Verlag neu herausgegeben wurde.

Vom «Kopffüssler» zum Christen

Demnach wurde Bonhoeffer während seines Studienjahres 1930/31 am Union Theological Seminary in New York von seinem Freund Frank Fisher zu den Gottesdiensten in eine schwarze Gemeinde, vermutlich eine Pfingstgemeinde, in Harlem eingeladen. Dort wird er vom lebendigen und emotionalen Gottesdienst derart berührt, dass er zu einem lebendigen Christusglauben fand, wie er später berichtet. Ebenso zu einem ganz neuen Zugang zur Bibel. Der «Kopffüssler» Bonhoeffer wurde zu einem ganzheitlichen Christen, dem vor allem die Bergpredigt zum wegleitenden Wort der Bibel wurde. Er beschrieb seine Erfahrung so: «Man konnte hier wirklich noch von Sünde und Gnade und von der Liebe Gottes und der Letzten Hoffnung christlich reden und hören, wenn auch in andrer Form, als wir es gewohnt sind.»

«Daraus hat mich die Bibel befreit»

In einem Brief schrieb er später über sein neues Verhältnis zur Bibel: «Ich hatte schon viel von der Kirche gesehen, darüber gepredigt, darüber geredet und geschrieben – und ich war noch kein Christ geworden, sondern ganz wild und ungebändigt mein eigener Herr. Ich weiss, ich habe damals aus der Sache Jesu Christi einen Vorteil für mich selbst, für eine wahnsinnige Eitelkeit gemacht. Ich bitte Gott, dass das nie wieder so kommt. Ich hatte auch nie oder doch sehr wenig gebetet. Ich war bei aller Verlassenheit ganz froh an mir selbst. Daraus hat mich die Bibel befreit, insbesondere die Bergpredigt. Seitdem ist alles ganz anders geworden. Das war eine grosse Befreiung.»

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Datum: 26.11.2019
Autor: Fritz Imhof
Quelle: Livenet

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