In der ganzen Schweiz treffen sich in der Woche vom 9. bis 16. Januar 2022 Christen aus verschiedenen Landes- und Freikirchen zum Gebet. Heute geht es um Barmherzigkeit: Sie steht im Zentrum des Ruhetages.
Jesus sprach zu ihnen: Wer ist unter euch, der sein einziges
Schaf, wenn es ihm am Sabbat in eine Grube fällt, nicht ergreift und ihm
heraushilft? Wie viel mehr ist nun ein Mensch als ein Schaf! Darum darf man am
Sabbat Gutes tun. (Matthäus 12,11-12; Übersetzung: LUT84)
Lea Schweyer, Seelsorgerin
Gott hat den Sabbat nicht als Gesetz gegen uns gegeben,
sondern als barmherzige Tat für uns. Deshalb dürfen am Sabbat die Jünger mit Ähren
ihren Hunger stillen (vgl. Matthäus, Kapitel 12, Verse 1- 8). Deshalb wird am
Sabbat der Mann mit der verdorrten Hand geheilt (vgl. Matthäus, Kapitel 12,
Verse 9-13). Jesus sieht den Hunger der Jünger und die Misere des Mannes und
lässt sich davon bewegen. Sabbat ist ein Tag der Nahrung und der Heilung: Im
Zentrum des Sabbats stehen daher weder die Handlungsverbote («Nichts tun») noch
die Handlungsgebote («Opfer bringen»), sondern die Barmherzigkeit Gottes.
Am Sabbat Gottes Barmherzigkeit feiern
Im Alten Testament ist der Sabbat ein ausgesprochenes
Bundeszeichen zwischen Gott und seinem Volk, wie dies auch die Beschneidung
war. Der Sabbat dient dazu, innezuhalten, auf Gott zu schauen und zu staunen,
wie heilig und barmherzig er ist. «Haltet meinen Sabbat; denn er ist ein
Zeichen zwischen mir und euch von Geschlecht zu Geschlecht, damit ihr erkennt,
dass ich der Herr bin, der euch heiligt.» (2. Mose, Kapitel 31, Vers 13) Das
Volk Gottes erfährt am Sabbat Gottes Barmherzigkeit und wird selbst von ihr
angesteckt – zum Wohl der ganzen Welt.
Wenn wir uns zum Gottesdienst versammeln, auf Gottes Stimme
hören und mit ihm reden, brechen wir aus dem Alltagskreislauf aus und feiern
Gottes Barmherzigkeit. Am Gottesdienst zerbricht die wirtschaftliche
Leistungslogik ebenso wie die freizeitliche Unterhaltungslogik. Gottesdienst
ist daher weder Business noch Show, weder frommer Krampf noch religiöser Konsum
– sondern viel mehr als das: ein Ort, an dem unsere Seele zur Ruhe kommt und
wir erfahren, dass Gott sich über uns erbarmt. Im Gottesdienst dient uns Gott
mit seiner Barmherzigkeit. Wer diese Barmherzigkeit erfährt, wird zur Barmherzigkeit
angestiftet: «Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.» (Lukas, Kapitel
6, Vers 36: Jahreslosung von 2021)
Durch die Gabe der Barmherzigkeit macht Gott uns bereit,
untereinander Barmherzigkeit zu leben, einander Gutes zu tun und in dieser Welt
Jesus-orientiert unterwegs zu sein, ganz im Sinn von: «Wer ist unter euch, der
sein einziges Schaf, wenn es ihm am Sabbat in eine Grube fällt, nicht ergreift
und ihm heraushilft? Wie viel mehr ist nun ein Mensch als ein Schaf! Darum darf
man am Sabbat Gutes tun.» (Matthäus, Kapitel 12, Vers 11-12)
Reflexionsfragen
Meditieren Sie über den folgenden Satz: Gott hat
den Sabbat nicht als Gesetz gegen uns gegeben, sondern als barmherzige Tat für uns.
Wie erlebe ich Gottes Barmherzigkeit am Ruhetag
in Bezug auf Gott und in Bezug auf Mitmenschen?
Welche kleinen Änderungen könnte ich vornehmen,
um Gottes Barmherzigkeit am Sabbat grössere Bedeutung zukommen zu lassen – als
Einzelperson, in der Familie, in der Kirche/Gemeinde?
Gebetsanliegen
Für die Zeit, um uns auf Gott auszurichten. Wir
durchbrechen die alltägliche Logik von Leistung und Konsum. Wir bitten Gott um
sein Erbarmen (Kyrie eleison – Herr, erbarme dich!).
Um Vergebung, wo der Gottesdienst zum frommen
Aktivismus wurde statt zur Begegnung mit Gott.
Für alle, die im Gottesdienst Gottes Wort
verkündigen, und dass damit die barmherzige Botschaft Gottes weitergegeben
wird.
Dass Gott uns die Augen öffnet, um mit unseren
Nächsten barmherzig zu sein, wie auch er mit uns barmherzig ist.
Dass uns Gottes Geist zeigt, wie wir ganz
konkret Gottzentriert und Welt-unterstützend handeln können.
So könnten ich beten
Barmherziger Gott! Dich loben und preisen wir. Dich beten
wir an. «Heilig, heilig, heilig, Herr Gott Zebaoth», beten wir mit dem Heer der
Engel. Vergib uns, wo wir uns selbst und unsere Aktivitäten im Blickfeld
hatten, statt unseren Blick auf dich zu richten. Belebe unsere Gottesdienste
wieder neu mit deinem Heiligen Geist, damit wir dir begegnen und unsere Herzen
von deiner Barmherzigkeit verwandelt werden. Segne alle, die dein Wort
verkündigen. Öffne unsere Augen und Herzen für die Nöte unserer Mitmenschen und
Gesellschaft. Schenke Ideen und Mut, um mit Barmherzigkeit in deine Kirche und
die Welt zu investieren. Amen.
Aktiv werden
«Wer Gottes Barmherzigkeit erfährt, wird zur Barmherzigkeit
angestiftet.» Tun Sie etwas für Menschen, um deren Nöte Sie wissen: Kaufen Sie
einem Obdachlosen am Bahnhof etwas zu essen, rufen Sie einen einsamen Menschen
an, spenden Sie für ein Hilfswerk... Die
Allianzgebetswoche stellt dazu auf ihrer Internetseite vier Projekte als Anregung
vor.