Matt Redman: «Mehr Heiligkeit statt Wünsche im Worship!»
Matt Redman (Bild: Facebook)
Matt Redman («The
Heart Of Worship», «Blessed Be Your Name») empfindet, dass ein zentraler Bestandteil von Gottes Charakter im Worship unterzugehen droht. Wenn die Heiligkeit Gottes seiner Nützlichkeit Platz machen müsse, führe dies zu schwacher Jüngerschaft, ist der britische Songwriter überzeugt.
«Jeder Mensch betet an. Ob Christ
oder Atheist, Sie werden jemanden oder etwas finden, an dem Sie mit Ihrem Herzen,
Ihrem Verstand und Ihrer Seele hängen», beobachtet Matt Redman. Die Frage
sei nie gewesen, ob wir anbeten, sondern was und wie. Für den Komponisten von Liedern wie
«10'000 Reasons (Bless the Lord)» ist klar, dass der Mensch geschaffen wurde,
um den lebendigen Gott anzubeten – wie Psalm 150, Vers 6 sagt: «Alles, was Odem hat,
lobe den Herrn.»
Und er zitiert weitere Quellen: Der
Westminster Shorter Catechism sage, dass der «Hauptzweck» des Menschen darin
bestehe, «Gott zu verherrlichen und ihn für immer zu geniessen». Augustinus bemerkte, dass unsere Herzen
unruhig sind, bis sie ihr Zuhause in Gott finden, und C.S. Lewis warnte vor
den Gefahren jeder anderen Herangehensweise – «Götzen brechen immer die Herzen
ihrer Anbeter».
Gott steht in Anbetung über allem
Wenn die biblischen Autoren eine
Vision des himmlischen Thronsaals haben, sei Gott immer im Zentrum, und alles
andere ordne sich um ihn herum an. Die Engel umkreisen ihn, und jedes
anwesende Geschöpf orientiert sich an seiner Grösse und Herrlichkeit, erklärt
Redman.
Wahre Anbetung sei also ein Leben,
das den Wert Gottes über alles andere stellt und diesen Wert dann durch alle
unsere Gedanken, Worte und Taten demonstriert, wie im Römerbrief Kapitel 12 dargelegt.
Uns werde eine Fülle von Informationen
über die Art der Anbetung gegeben, die wir bringen sollen, und wie Gott möchte,
dass wir sie bringen: «Gott hat uns ein ganzes Buch der Selbstoffenbarung
gegeben, in dem Seite für Seite sein Wesen, sein
Charakter, seine Namen, seine Wege und seine Geschichte im Detail beschrieben
werden. Er sagt uns, was ihn ehrt, und was ihn entehrt.»
Nicht, damit wir uns wohler fühlen
In der Bibel gebe es eine
erstaunliche Menge an Informationen, die uns dabei helfen, erläutert Matt Redman. «Ob
es uns gefällt oder nicht, wir können uns nichts von dieser 'Anbetungs-Sache' ausdenken. Wir können nicht abtrünnig werden und entscheiden,
wie Anbetung am besten zu uns passt oder wie sie angepasst werden kann, damit
wir uns wohler fühlen.»
Wir können die Offenbarung, die vor
uns liegt, nicht ignorieren oder uns die Teile aussuchen, die wir mögen und die, welche
wir nicht mögen, sein lassen. «Es versteht sich von selbst, dass wir niemals in
der Lage sein werden, Gott vollständig zu vermitteln oder zu beschreiben, und
hier auf der Erde wird unsere Anbetung immer nur ein kleiner Einblick in die volle
Kraft dessen bleiben, dem wir uns nähern. Aber es ist wichtig, dass wir uns
bemühen, in die Tiefe zu gehen und, so gut wir es können, Anbetungslieder zu
singen, die den Gott widerspiegeln, den wir in der Heiligen Schrift beschrieben
finden. Eine schwache Offenbarung führt
letztlich zu einer schwachen Antwort, und stumpfsinnige Lieder führen am Ende
zu einer verwässerten Jüngerschaft.»
Das fehlende Stück
Eine Lücke in vielen der heutigen
Gemeindegottesdienste sei die Heiligkeit Gottes, analysiert Matt Redman. «Ohne
die Heiligkeit weiss ich nicht einmal, ob wir es 'Anbetung' nennen
können. Es mag Bewunderung sein, sogar Anbetung in irgendeiner Form – aber kann
es wirklich Anbetung sein, wenn es kein Element der Ehrfurcht und des Staunens
gibt? Ein wesentlicher Bestandteil aller biblischen Anbetung ist die
Anerkennung der 'Unvergleichlichkeit' Gottes – dass er durch und
durch heilig ist und alles übertrifft, was wir uns jemals vorstellen könnten.»
Weiter bilanziert Redman: «Ja, wir
dürfen unseren Gott als Vater und Freund anbeten. Ja, wir laufen in seine Arme
der Gnade, singen von Freiheit, Freude und Heilung. Wir leben unter diesem
neuen Bund und dem wunderbaren Mass an Gnade, das Christus über uns ausgegossen
hat – wo wir uns Gott nicht nur nähern dürfen, sondern dies sogar mit Vertrauen
tun können, wie im Hebräerbrief Kapitel 4, Vers 16 beschrieben. Das alles sind wirklich wichtige
Teile unserer Hingabe. Aber sie können nie das ganze Bild sein. Die Heiligkeit
Gottes muss immer im Blick behalten werden.»
Was für eine Ehre!
Die Herrlichkeit der christlichen
Anbetung liege in diesem Geheimnis: dass ein Gott, der so unergründlich heilig
und gerecht ist, uns dazu aufruft, ihn tief zu kennen und ihm nahe zu kommen.
«Die ehrenvollste und gesündeste
Anbetung versucht, sowohl die Immanenz als auch die Transzendenz Gottes
einzubeziehen. Die Transzendenz – dass Gott 'anders' und unendlich
höher ist, als unsere Vernunft je begreifen könnte – und die Immanenz – dass er
ganz nah und persönlich und tief in unser Leben eingreift. Wenn wir jemals
behaupten, uns Jesus zu nähern, aber alles, was wir finden, ist ein zahmer,
gewöhnlicher, überschaubarer Gott, dann sind wir wahrscheinlich nicht halb so
nah wie wir gerne glauben würden. Wenn wir uns Christus wirklich nähern,
wächst nicht nur unser Gefühl für seine Gnade und Freundlichkeit. Auch unser
Bewusstsein für seine Heiligkeit und Majestät wird zunehmen.»
Heiligkeit und Wunscherfüllungen
Ein bemerkenswerter Trend in unseren
heutigen Anbetungstexten sei die Tendenz, nur über die Eigenschaften Gottes zu
schreiben und zu singen, die für uns direkt hilfreich sind – und vielleicht
andere Aspekte seines Wertes zu vernachlässigen, weil sie für unser eigenes
Leben nicht direkt nützlich zu sein scheinen, stellt Redman fest.
«Es ist vielleicht 'Heiligkeit
gegenüber Nützlichkeit'. Die Herausforderung, vor der wir stehen, besteht
darin, nicht nur von Gott als Hirte und Festung zu singen, oder von anderen
Eigenschaften, die wir als vorteilhaft für uns erkennen. Wir müssen ihn auch
als den Heiligen besingen und über die Aspekte seines Wesens und Charakters
staunen, die des höchsten Lobes würdig sind, egal ob wir in irgendeiner Weise
mit im Bild sind oder nicht.»
Anbetung ohne «Ich»
Es sei eine ganz andere Ebene des
Lobes, wenn wir Gott für seinen unendlichen Wert an und für sich verehren –
unabhängig davon, ob es unser Leben bereichert oder nicht, erklärt Redman. Er
wünsche sich mehr Anbetungslieder, in denen das Personalpronomen «Ich»
gar nicht vorkomme. «Lieder, die nicht dazu da sind, uns zu beruhigen oder uns
zu trösten – sondern die einfach dazu da sind, Gott als den gerechten,
strahlenden und heiligen König zu preisen, der er ist. Wir müssen darauf
achten, dass wir ihn für seine Heiligkeit preisen – nicht nur für seine Hilfsbereitschaft.»
Ein akutes Problem
Es gäbe noch viele andere
theologische Fallstricke, auf die wir achten müssten, wenn wir unsere
Gemeindegottesdienste im Jahr 2021 gestalten, aber er glaube, dass ein Mangel
an der Betonung der Heiligkeit Gottes unser akutes Problem sei, wägt Redman ab.
Das Äussere habe gewonnen, das Innere
verloren: «Musikalität und Kreativität haben ein gesundes Wachstum erfahren.
Viele Gemeinden auf der ganzen Welt schreiben, leiten und nehmen sogar
hochwertige Anbetungsmusik auf. Es ist leicht zu erkennen, dass wir in den
äusseren Ausdrucksformen unserer Anbetung einige Verbesserungen erzielt haben. Aber
was ist mit der inneren Seite der Dinge? Wo stehen wir, wenn es um den Kern der
Sache geht? Vertieft sich unsere Theologie? Wächst unsere Spiritualität? Werden
gesunde Jünger geschult? Wird das Leben durch eine gesunde, biblisch begründete
Anbetung geprägt? Gibt es ein ernsthaftes Streben nach der Gegenwart
Gottes? Vielleicht könnten wir in dieser
Zeit davon profitieren, den Fuss vom Gaspedal aller Dinge zu nehmen, die 'exzellent' und 'äusserlich' sind, und uns bewusster als je
zuvor der inneren Seite der Dinge zuwenden.»
Das unvergessene Jahr
Das Jahr 2020 ist eines, das wir nie
vergessen werden – das Ausmass der Störung sei immens gewesen, auch im Bereich der Gemeindegottesdienste, so Redman. «Sich nicht persönlich versammeln zu können,
war manchmal schmerzhaft. Aber neben dem Unbehagen und dem Chaos gab es
vielleicht auch eine Beschneidung – eine Gelegenheit, aus diesem Moment
geistlich schärfer als je zuvor herauszukommen und sich wieder auf die Dinge
zu konzentrieren, die am wichtigsten sind.»
Alles wurde entrümpelt, und wir sind
gezwungen, noch einmal darüber nachzudenken, was bei der Anbetung unsere
höchste Priorität hat und was nebensächlich ist. «Und was wirklich fehlt.
Mich persönlich hat es zu einigen einfachen Texten zurückgebracht, die ich vor
mehr als zwei Jahrzehnten geschrieben habe: 'I'm coming back to the heart
of worship/ And it's all about You / It's all about You Jesus.'»