Was hatten die ersten Christen, dass sie Aufruhr entfachten?
Paulus im Film «Paul, Apostle of Christ» (Bild: moviementarios.com)
Ephesus war die zweitgrösste Stadt des römischen Reiches. Doch die gesamte Stadt geriet durch zwölf Christen in Aufruhr – wenige Hundert Jahre später zählten sich 90 Prozent der Bewohner zum Christentum. Was können wir von diesen Christen lernen?
In Apostelgeschichte, Kapitel 19 wird von Paulus in Ephesus berichtet. Ephesus war eine
reiche Stadt, einflussreich, eine Handelsstadt, in welcher der Tempel der
Göttin Artemis stand. Und das Leben und die Arbeit der Menschen drehte sich
einzig um die Anbetung dieser Göttin, die für Erfolg, Sicherheit, Wohlergehen,
finanzielle Absicherung, Gesundheit, Fruchtbarkeit und sexuelle Befriedigung
zuständig war – verständlicherweise hatte sie nicht nur bei den Ephesern einen
enorm hohen Stellenwert. Ein «echter Epheser» betete Artemis an, etwas anderes
war nicht denkbar.
Zum Ende des
Kapitels (Verse 23 bis 40) wird ein Aufruhr beschrieben, der die ganze Stadt
betraf. Grund der Aufruhr war die kleine christliche Gemeinde in Ephesus. Das
Leben und das Zeugnis dieser ersten Christen Kleinasiens war so stark, dass es eine
ganze Stadt mitriss. Konkret sind es drei Dinge, die der US-Pastor Darren
Rouanzoin in einer Predigt hervorhob.
Die Kirche war mit dem Heiligen Geist erfüllt
Paulus trifft in
Ephesus auf zwölf Jünger, die die dortige Kirche bildeten – aber sie hatten
noch nie vom Heiligen Geist gehört, da sie nur die Taufe des Johannes empfangen
hatten. «Als sie das hörten, liessen sie sich auf den Namen von Jesus, dem
Herrn, taufen. Und als Paulus ihnen dann die Hände auflegte, kam der
Heilige Geist auf sie herab, und sie redeten in geistgewirkten Sprachen und
machten prophetische Aussagen.» (Verse 5-6)
Laut Pastor
Rouanzoin ist das auch der Fall vieler Christen heutzutage: Viele wissen gar
nicht, dass der Heilige Geist und seine Gaben noch heute gelten und nur wenige
Gemeinden leben die Gaben des Heiligen Geistes ganz praktisch aus – er spricht
hier auch aus eigener Erfahrung: «Über die Zeit wird die Kirche schnell bequem
durch Programme, durch zweckgebundene Dinge, durch den Fokus auf das innere Leben
jedes einzelnen. […] Wir komprimieren unseren Glauben auf mich und
Jesus und auf das, was zweckmässig und bequem ist…» Dabei gehe es um so viel
mehr, um die Kraft Gottes in uns: «Sie als Nachfolger Jesu sollen mit dem
Heiligen Geist erfüllt werden, und dann Jesu Macht und seine Gegenwart mit sich
nehmen und die Dinge, die Jesus getan hat, in Ihrem ganz normalen Alltag tun…» Wie viel in unserem Leben tun wir ohne den
Geist und die Gegenwart Gottes?
Die Kirche zeigte mutig und treu Präsenz
Paulus machte
genau das: Er tat die Dinge, die Jesus gemacht hat. Er predigte in der Synagoge
und im Lehrsaal von Tyrannus, Menschen wurden – sogar nur durch das Berühren seiner
Tücher – geheilt und das Evangelium verbreitete sich in ganz Kleinasien (Verse 8
bis 10). Paulus zeigt: Die Kirche lebte mutig und treu und zeigte so in der
Gesellschaft Präsenz. «Kirche ist nicht Entertainment und Programm; Kirche
bedeutet, dass man treu und mutig an dem Ort lebt, an dem man sich befindet.
Und mit Kirche meine ich nicht die Institution oder die Webseite, ich meine
Sie! Warum gab es Aufruhr? Weil die Nachfolger Jesu sich entschieden, mutig
zu leben und ein treues Zeugnis zu sein für jeden, dem sie begegneten, jeden
Tag ihres Lebens, wo auch immer sie hingingen.»
Wir brauchen Mut,
um die Dinge zu tun, die Jesus tat – er heilte, vertrieb Dämonen und kümmerte
sich um die Armen. Es braucht Mut, mit einem Wildfremden auf der Strasse zu
beten oder über den Glauben zu reden. Doch dazu sind wir berufen. Wir sollen in
der Gesellschaft bewusst präsent sein, von Friede erfüllt auf der Arbeit, liebevoll
gegenüber den Nachbarn…
Die Kirche wandte sich von ihren Götzen ab
«Auch traten jetzt viele von denen, die zum Glauben
gekommen waren, vor die Gemeinde und bekannten offen, sich mit okkulten
Praktiken abgegeben zu haben. Zahlreiche
Christen, die Zauberei getrieben hatten, brachten ihre Zauberbücher und
verbrannten sie öffentlich. […] Das alles trug dazu bei, dass die
Botschaft des Herrn sich unaufhaltsam ausbreitete und einen immer grösseren
Einfluss gewann.» (Verse 18-20)
Die Kirche gab
ihre Götzen auf – nicht Leute von draussen. Christen in Ephesus, der Stadt, in
der alles auf dem Götzendienst für Artemis beruhte, hörten auf, ihre Götzen
anzubeten. «Und als sie ihre Götzen aufgaben, schwankte die Wirtschaft – und
die ganze Stadt merkte mit einem Mal, wie sich diese Christen verändert hatten.»
Was ist ein
Götze? «Ein Götze ist alles, was dir ausserhalb von Gott Sinn, Zweck, Bedeutung
oder Identität gibt.» Was für Götzen tragen Sie mit sich herum? Vielleicht die
Karriere, den Job, das, was andere über Sie denken, Beziehungen, Intellekt, die
Familie – wenn Sie etwa mehr Bedeutung darin finden, Mutter zu sein, als ein
Kind Gottes. Wo finden Sie Ihre Bedeutung und den Sinn für Ihr Leben? Und was
würde passieren, wenn wir – in Ephesus waren es nur zwölf Jünger – vom Geist
erfüllt mutig und treu leben und unsere Götzen hinter uns lassen?