Die Bedeutung des Kreuzes

Andreas Loos: «Die Macht seiner Liebe ist stärker als der Tod»

Was hat es auf sich mit dem Tod von Jesus am Kreuz? Und wie wirkt sich seine Auferstehung damals wie heute auf das Leben der Menschen aus? Ist das alles überhaupt glaubwürdig? Diese Fragen stellten wir dem Theologen Andreas Loos.
Kreuzigung nach der Darstellung im Film «Son of God»
Andreas Loos

Livenet: Andreas Loos, Sie verbinden eine Hoffnung mit Jesus – inwiefern?
Andreas Loos: Durch Christus hat Gott bewiesen, dass die Macht seiner Liebe stärker ist als der Tod. Ich glaube deshalb, dass Gott auch mit mir schafft, was er Jesus hat erleben lassen. Gott der Vater hat seinen Sohn von den Toten auferweckt. Und weil er es mit Jesus bewiesen hat, wird er mit mir gleich verfahren. Diese Zuversicht habe ich.

Wie können Sie sich so sicher sein, dass Jesus vom Tod auferstanden ist?
Es gibt Zeitzeugen dafür, Augenzeugen, die Jesus gesehen haben. Nach seinem Tod am Kreuz gingen die Jünger enttäuscht weg und sagten: «Er war doch nicht der Christus, der Gesalbte, den Gott beauftragt hat, das Königreich auf dieser Erde wiederherzustellen. Wir haben uns getäuscht.»

Und jetzt steht plötzlich einer vor ihnen, der genau so spricht wie Jesus während seines Lebens zu ihnen gesprochen hat. Er macht dieselben Gesten. Sie erleben dieselben Dinge mit ihm. Er ist anders und doch identisch. Sie erkennen ihn wieder. Auch nach dem jüdischen Glauben gibt es für die Jünger keine andere Erklärung als:  Zudem finden sich auch heute noch eine Art Beweise dafür: Menschen erleben den auferstanden Christus. Er fasziniert Menschen. Er verändert Menschen. Er führt sie zum Glauben an ihn. Das ist für mich das Wichtigste.

Gibt es Spuren dafür, dass Jesus einst auferstand?
Ja, immer wenn sich Menschen entscheiden zu vergeben, wirklich zu vergeben. Vergeben bedeutet: Du bekommst nichts zurück. Der entstandene Schaden kann nicht wieder gut gemacht werden. Immer wenn Menschen sich entscheiden, Böses nicht mit Bösem zu vergelten, Gewalt nicht mit Gewalt, wenn sie hingegen Geduld und Barmherzigkeit und Liebe üben – dann leuchtet die Kraft der Auferstehung von Jesus auf. Und wenn eine Mutter bereit ist, ihr Leben aufs Spiel zu setzen für das Leben des Kindes, das sie gerade gebiert. Das ist die Kraft der Auferstehung.

Hat diese Hoffnung auf Auferstehung auch Ihr persönliches Leben verändert?
2006 erkrankte meine Frau an Krebs. Da tanzten die Todesschatten an der Wand meines Lebens und meiner Familie. Und es sah so aus, als hätte der Tod das letzte Wort und würde alles zerstören. Da habe ich noch einmal viel tiefer begriffen, was es heisst, aus der Auferstehung heraus zu leben. Meine Frau hat gesagt: «Diese Krankheit bestimmt mein Leben nicht ganz. Sie hat nicht das letzte Wort. Selbst wenn ich sterben werde, hat sie nicht das letzte Wort.»

Vielleicht hat dieses Vertrauen auch dazu geführt, dass meine Frau damals wieder gesund geworden ist. Auch heute lebt sie mit der Möglichkeit, an dieser Krankheit zu sterben. Aber das nimmt ihr die Schönheit, das Glück, den Sinn und die Freude aus ihrem Leben überhaupt nicht weg. Weil sie zutiefst das vorlebt, was Auferstehung bedeutet. Meine Frau lebt gewissermassen das, was ich als Theologe unter Auferstehung verstehe.

Sind Sie persönlich bereit zu sterben?
Ja. Ich kann mit Fug und Recht sagen: Ich freue mich auf den Moment, in dem Gott die ganze Gebrochenheit meines Lebens endgültig beseitigen wird; alles, woran ich leide, meine Lieblosigkeit und auch, dass ich noch schlecht und übel gegenüber meinen Mitmenschen handle. Deshalb bin ich bereit zu sterben. Ich kann sterben, weil ich weiss, dass Gott mein Leben dann in seine Hände nimmt.

Was wird man in der Ewigkeit erleben?
Zum Beispiel die Liebe Gottes. Auch im ewigen Leben werde ich von Gott vollkommen geliebt sein. Aber erst dort kann ich ihm diese Liebe zurückschenken und so auch allen anderen, mit denen ich das ewige Leben verbringe. Ich stelle mir den Himmel wie eine vorbildliche Familie, vollkommene Gemeinschaft vor. Natürlich ist es schwierig, sich ein genaues Bild zu machen. Es gibt dort nichts mehr, was die Fülle des Lebens irgendwie beeinträchtigen könnte: kein Böses, kein Leiden, keinen Neid, keinen Hass, keine Eifersucht.

Andreas Loos ist Dozent für Systematische Theologie am Theologischen Seminar St. Chrischona bei Basel.

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Datum: 21.04.2019
Autor: Thomas Hanimann
Quelle: Aktion 3,16

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