Wunder

Zeichen des Reiches Gottes

Im Neuen Testament scheint alles sehr einfach. Jesus hat Wunder und Zeichen vollbracht, unzählige Menschen geheilt, ja sogar Tote auferweckt…
Szene aus dem «Jesus»-Film

Jesus hat seinen Jüngern den Auftrag und die Vollmacht gegeben, Kranke zu heilen. Sie haben dies auch getan, schon zu Lebzeiten Jesu, aber auch nach seinem Tod und seiner Auferstehung. Im Unterschied dazu erleben wir heute recht wenig. Gelegentlich verschwinden Krankheitssymptome, aber die «grossen Brocken» (Blindheit, Lähmung, Gehörlosigkeit, Krebs, geistige Behinderung, Totenauferweckung) sind offenbar ausserhalb unserer Reichweite. Auch die Bilanz von Heilungsevangelisten fällt in dieser Hinsicht bescheiden aus – jedenfalls hier in Europa, unter den kritischen Augen der Wissenschaft. Was ist los?

(Heilungs-)Wunder sind Zeichen des Reiches Gottes

Mir scheint wichtig, dass wir Jesu Heilungsdienst vertieft betrachten. Denn so einfach war es auch damals nicht. Wunder und Zeichen sind aus dem Wirken Jesu zwar nicht wegzudenken: Wo immer er hinkommt, werden Kranke geheilt und Menschen von Dämonen befreit. Aber: Die Wunder Jesu haben eine bestimmte Bedeutung. Sie wollen im grösseren Zusammenhang verstanden werden. Sie sind nicht dazu da, Jesus als einen Zauberer zu erweisen, der Naturgesetze brechen kann. Und sie sind auch nicht nur dazu da, menschliches Leid zu mindern. Sondern sie sind Zeichen dafür, dass Gottes Herrschaft jetzt anbricht. Das Reich Gottes ist die Mitte, welche den Heilungen ihre Bedeutung gibt.

Das Reich Gottes schliesst körperliche Heilung mit ein

Jesus hat das Kommen und die Gegenwart des Reiches Gottes angekündigt. Es geht um den Durchbruch der Herrschaft Gottes, welche das Böse und seine Auswirkungen in dieser Welt überwindet und sein Heil Wirklichkeit werden lässt. Das Reich Gottes bringt ganzheitliches Heil mit sich, das auch den Körper umfasst. Die ganze Schöpfung soll letztlich wiederhergestellt werden. Oder wie sollte es sonst zu verstehen sein, dass im Griechischen das Wort für Heilung zugleich Rettung bedeutet?

Jesus ist der Messias und König des Reiches Gottes

Beim Kommen des Reiches Gottes spielt Jesus selber eine wichtige Rolle. Er ist der Messias und König des Reiches. Er ist der Gesalbte, der Heilung und Befreiung bringt. Auf die Frage von Johannes dem Täufer, ob er wirklich der versprochene Retter sei, verweist Jesus auf die Heilungen: «Blinde sehen wieder, und Lahme gehen; Aussätzige werden rein, und Taube hören; Tote stehen auf, und den Armen wird das Evangelium verkündet.» Die Heilungswunder verweisen darauf, dass die Versprechen der Propheten sich in Jesus erfüllen. Jesus erweist sich als Messias und König des Reiches Gottes.

Heilung geschieht, wenn sich Menschen an Jesus wenden

Der Durchbruch des Reiches Gottes in Heilung und Befreiung war aber schon bei Jesus kein «Automatismus». Die Reaktion und Antwort der Menschen auf Jesus waren von Bedeutung. So konnte Jesus in seiner Heimatstadt keine Wunder tun, weil sie ihn ablehnten. Und dort, wo er ausnahmslos alle heilte, waren die Kranken bewusst zu Jesus gebracht worden; sie hatten sich an ihn gewandt und geglaubt, dass er ihnen helfen könne. Warum denn sonst hat der Blinde geschrien, bis Jesus ihn gehört hat? Warum denn haben die Begleiter des Gelähmten das Dach abgedeckt, um ihren Freund zu Jesus zu bringen? Sie alle hatten das Vertrauen, dass dieser Jesus ihnen helfen kann.

Geheilte sind oft überzeugt, die anderen diskutieren

Und was haben die Heilungen «gebracht»? In einigen Berichten wird deutlich, dass die Geheilten selber tief berührt sind von Jesus: Sie wollen ihm nachfolgen und erzählen von dem, was mit ihnen geschehen ist. Andere haben ihn wieder vergessen. In der Öffentlichkeit sorgten die Wunder für Diskussionen: für einige waren es Zeichen der Herrschaft Gottes, andere zogen die Wunder in Zweifel, wieder andere reklamierten, dass Jesus damit Gesetze übertrat oder stellten seine Autorität in Frage. Ein zweifelsfreier Beweis dafür, dass Jesus von Gott kam, waren die Wunder jedenfalls nicht.

Jesus beauftragt und bevollmächtigt die Jünger

Jesu Heilungswirken war und ist natürlich einmalig und nicht kopierbar. Nur: Er hat auch seine Jünger damit beauftragt, den Menschen das Reich Gottes zu verkünden und sie zu heilen. Zwar waren sie damit offenbar weniger erfolgreich als Jesus. Aber sie haben es «getan», sowohl während der irdischen Wirksamkeit Jesu, als auch nach seinem Tod und seiner Auferstehung. Und wir? – Was bedeutet dies alles für uns heute? Einige mögliche Impulse seien hier genannt:

  • Wo das Reich Gottes und die Herrschaft Jesu ins Zentrum gerückt werden, gehören auch Wunder und Zeichen dazu; das gilt im Besonderen für den Alltag und das Leben in dieser Welt.
  • Wunder und Zeichen dienen dazu, dass Menschen, die Jesus nicht persönlich kennen, die heilsame Herrschaft Gottes erfahren; Geheilte Menschen finden leichter den Zugang zu Gott und Jesus, weil sie seine Kraft persönlich erfahren haben; in der Öffentlichkeit lösen Wunder Diskussionen aus.
  • Wir haben den Auftrag und die Autorität, Menschen mit dem Reich Gottes und seiner heilenden Kraft Gottes in Berührung zu bringen; dazu braucht es keine besonderen Zeiten und Orte, das darf und soll überall geschehen, wo Menschen sind und wo wir sind.

Und wenn nichts geschieht?

Wir können niemanden heilen, und das Reich Gottes ist noch nicht umfassend gekommen. Wir dürfen deshalb auch niemandem Heilung versprechen. Aber das darf uns nicht hindern, das Reich Gottes zu verkünden und für Kranke zu beten. Gott kann und will Menschen heilen, und wir dürfen ihnen und ihm den Raum dafür schaffen.

Datum: 06.01.2013
Autor: Thomas Eggenberg
Quelle: bewegungplus

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