Sünde – was ist damit gemeint?

Das Wort klingt nach Verboten und Druck, nach Angstmache und Religion. Zu alldem kann Sünde führen; ihr Wesen ist damit aber nicht umschrieben. Es geht um mehr.
Sünde

Für die Schreiber des Neuen Testaments ist Sünde der Inbegriff alles dessen, was uns von Gott trennt. Dabei war das ursprünglich gar kein religiöser Begriff, sondern ein militärischer. In den Kasernen wurde das Speerwerfen geübt, vorzugsweise vom galoppierenden Pferd aus. Vor sich hatte der Reiter einen Ring, der an einen Seil hing. Durch diesen Ring hindurch galt es, den Speer zu schleudern. Ging der Wurf daneben, dann war das "hamartia" - "Sünde". Das Ziel war verfehlt.

Dieses Bild stand im Hintergrund, als Paulus schrieb: "Darin sind die Menschen gleich: Alle sind Sünder und haben nichts aufzuweisen, was Gott gefallen könnte." Alle haben sie "das Ziel verfehlt". - Worin hätte es bestanden?

Falsch verstandene Freiheit

In einer Lebensbeziehung zwischen dem einzelnen Menschen und seinem Gott. Darauf war und ist der Mensch angelegt. 1) Und genau das widerstrebt ihm, und zwar von Anfang an. Denn die gleiche Haltung legten bereits Adam und Eva an den Tag. Freiheit und ungetrübte Gemeinschaft mit Gott waren ihnen zugesagt; Misstrauen und Selbstbestimmung wurden ihnen eingeflüstert. "Sollte Gott wirklich gesagt haben, ....?" - "Naja, wenn man's recht bedenkt ... und überhaupt ...", war ihre innere Antwort. Die Säkularisierung, die "Freiheit von Gott", nahm ihren Anfang, als diese beiden zur verbotenen Frucht griffen. Die Folge war die Trennung von Gott - und ein Leben in Zielverfehlung; 1. Mose 3.

Die Wende kam mit Jesus, "Gottes Opferlamm, das die Sünden aller Menschen hinwegtragen wird", wie jemand über ihn prophezeite (Johannes 1,29). Doch dieser Jesus redete auffallend selten über das Thema Sünde. Er kommt den Betroffenen erstaunlich weit entgegen, heilt sie und bringt ihr Leben auf eine neue Schiene. Sünde taucht dann nur wie im Rückspiegel auf: "Geh, aber sündige jetzt nicht weiter!" spricht er der ertappten Ehebrecherin zu (Johannes 8,11).

Freiheit von sklavischen Bindungen

Denn "die Sünden" sind die einzelnen Taten, mit denen man ausdrückt: Ich will als mein eigener Herr oder Herrin leben. "Die Sünde" ist diese Lebenshaltung selbst, weit über alle Vorschriften und Religion hinaus. Jede einzelne Tat verfestigt diese Haltung. "Wer Sünde tut, ist Sklave der Sünde", sagt Jesus (Johannes 8,34), und eben nicht Herr seines Lebens und auch nicht Herrin.

Das letzte Wort ist das nicht. "Wenn euch der Sohn befreit, dann seid ihr wirklich frei", erklärt Jesus im gleichen Atemzug (Johannes 8,36). An solche Befreite wendet sich Paulus beispielsweise in seinem Römerbrief: "Gott sei Dank! Ihr seid nicht mehr hilflos der Sünde ausgeliefert, sondern ihr gehorcht mit Leib und Seele dem Evangelium, wie es euch gelehrt worden ist. Denn nachdem ihr von der Herrschaft der Sünde wirklich frei geworden seid, könnt ihr jetzt Gott dienen" (Römer 6,17.18).

Die Gute Nachricht

"Dem Evangelium mit Leib und Seele gehorchen" ist also der Weg zu einem Leben mit Ziel. Dieses Evangelium besteht darin, dass

- Jesus die Strafe für die Sünde auf sich genommen hat (Jesaja 53,5.6; 2. Korinther 5,21);
- Jesus am Kreuz die letzte Konsequenz der Sünde, den Tod, stellvertretend ertragen hat (Römer 6,23; Johannes 19,30);
- Jesus ebenso stellvertretend wieder vom Tod auferstanden ist (Römer 5,17.18);
- jeder Mensch, der das für sich anerkennt, dieselbe Freiheit erlebt (2. Korinther 5,17-20 und 4,6; Römer 6,8-11).

1) Jeder trägt sie in sich, diese Sehnsucht nach einem Leben in umfassender Harmonie. Gleichklang, Harmonie der Kräfte, Einssein mit sich selbst, Suche nach dem höheren Bewusstsein sind heute die Namen dieser Sehnsucht. Selber bestimmen, wählen können, sich nicht festlegen, offen sein für anderes sind nicht selten ihre Feinde. "Darin sind die Menschen gleich."

Datum: 28.03.2006
Quelle: Livenet.ch

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