Macht der Glaube krank oder gesund?

Vital und Lebensfroh.
Der Religionspsychologe Bernhard Grom.

Bewirkt der Glaube Neurosen oder spirituelle Heilung? Der deutsche Religionspsychologe Bernhard Grom weist darauf hin, dass zwischen persönlicher Religiosität und Lebenszufriedenheit ein direkter Zusammenhang besteht.

Berhard Grom sprach kürzlich anlässlich der Thomas-Akademie der Theologischen Fakultät der Universität Luzern zum Thema "Glaube: Neurose oder Therapie? - Religion auf dem Prüfstand".

Benno Bühlmann: Schon seit Jahren beschäftigen Sie sich mit der Frage, wie sich die Religion auf die Psyche des Menschen auswirkt. Macht der Glaube krank oder gesund?
Bernhard Grom: Bei einer vor fünf Jahren durchgeführten Meinungsumfrage unter Europäern sagten 81 Prozent von jenen, die sich als religiös bezeichnen, dass sie aus dem Glauben Trost und Kraft beziehen. Deshalb ist es eher unwahrscheinlich, dass die Mehrheit der religiösen Menschen durch ihren Glauben krank werden. Es kann eher vom Gegenteil ausgegangen werden: Es gibt Studien, die zeigen, dass der Einbezug der Religiosität der Klienten in der Behandlung die Überwindung von Depressionen durchaus beschleunigen kann.

Allerdings gibt es auch Beispiele von religiösen Menschen, bei denen der Glaube neurotische Störungen verursacht.
Ich würde in diesem Zusammenhang von Einzelfällen sprechen, aber es gibt zweifellos auch Menschen aus einem bestimmten religiösen Milieu, bei denen der Glaube zu einer psychischen Belastung wird. Untersuchungen haben gezeigt, dass jene Minderheit von Jugendlichen, die an einen überwiegend strafenden Gott glauben, ein geringeres Selbstwertgefühl haben als andere, die an einen liebenden Gott glauben.

Kann man sagen, dass in der religiösen Erziehung generell ein Wandel stattgefunden hat –weg vom strafenden und hin zum liebenden Gott?
Etwa jeder zweite Gläubige zwischen 50 und 80 Jahren kann bestätigen, dass man früher in der Verkündigung tendenziell strenger von Gott gesprochen hat als heute.

Sie gehen davon aus, dass der Glaube bei den Menschen mehrheitlich eine heilsame Wirkung entfaltet?
Ja. Es gibt verschiedene Autoren, die lebendige Religiosität als "heilende Kraft" bezeichnen. Die Religiosität zeigt nicht nur eine heilende Kraft, sondern trägt auch zur Steigerung der Lebensqualität bei.

Inwiefern führt Religiosität zu einer grösseren Lebensqualität?
Für die heutige Lebensqualitätsforschung steht fest, dass zwischen persönlicher Religiosität und Lebenszufriedenheit, Glück, Hoffnung und Sinnorientierung ein direkter Zusammenhang besteht. Vor allem bei älteren Menschen hat man festgestellt, dass sie weniger Depressivität zeigen, wenn sie Gottesdienste besuchen und beten. Solche Zusammenhänge sind natürlich sehr hoffnungsvoll für jemanden, der den Leuten psychohygienisch zu einem glücklicheren Leben verhelfen will. Und sie bestätigen auch, dass die Frohbotschaft der Bibel tatsächlich viele Menschen froh machen kann.

Autor: Benno Bühlmann

Datum: 02.02.2005
Quelle: Kipa

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