Seebeben: Wenn die Boulevard-Zeitung "Bild" Hiob zitiert...

Ein Amateuer-Video zeigt die malaysische Insel Penang unmittelbar nach der Katastrophe.

Das Ausmass der Flutkatastrophe nach dem Seebeben in Südostasien wird allmählich ersichtlich. Inzwischen redet man von 200'000 Toten. Diese Katastrophe wirft auch die Frage nach dem Warum auf.

Das Leid der Menschen lässt sich nicht beziffern. Die Kosten für die Nothilfe und die Wiederherstellung normaler Lebensverhältnisse wird jedoch alles übersteigen, was bislang an internationaler Katastrophenhilfe geleistet wurde. Alleine die Versicherer schätzen nach Angaben des britischen Branchenverbandes IUA, dass sie zwischen fünf und zehn Milliarden Dollar auszahlen werden. Arme Menschen sind jedoch nicht versichert.

Der Uno-Untergeneralsekretär für humanitäre Hilfe, Jan Egeland, meint, dass die mittel- und langfristigen Folgeschäden des Seebebens, Millionen von Menschen betreffen. Nach Schätzungen der Vereinten Nationen wird es noch Tage bis Wochen dauern, bis alle Regionen erreicht werden, in denen die Opfer der Flutwellen auf Hilfe warten. Nach Schätzungen des Kinderhilfswerks UNICEF sind von der Katastrophe allein rund 1,5 Millionen Kinder betroffen. In den noch immer von Hilfe abgeschnittenen Dörfern entlang der Westküste Sumatras warteten Tausende Kinder auf medizinische Versorgung, Trinkwasser und Nahrung. Rund 5 Millionen Menschen in der Krisenregion sind von der Grundversorgung abgeschnitten

So stark wie 23'000 Atombomben

Das Erdbeben von Sumatra, das zu dem verheerenden Tsunami-Flutwellen geführt hat, war nach Angaben von US-Forschern so stark, dass es die Erdrotation beschleunigt hat. Die Energie des Bebens kommt 475'000 Kilotonnen TNT gleich. Das entspricht einer Gewalt von 23'000 Atombomben wie sie in Hiroshima Ende des 2. Weltkrieges gezündet wurden. Das stärkste Beben, das je auf der Erde gemessen wurde, war es nicht, denn 1960 gab es in Chile nahe der Stadt Conception ein noch gewaltigeres, das zwischen 15 und 30 Minuten nach dem Beben zu Wellen von mehr als 50 Metern Höhe führte.

Eine Tsunami-Welle erreichte an der Shoup-Bay am Valdez Inlet eine Maximalhöhe von 67 Metern. Der Umstand, dass damals relativ wenig Menschen starben, ist der Tatsache zu verdanken, dass die betroffenen Gebiete, die Küste Alaskas, West-Kanadas, Oregons und Washingtons relativ schwach besiedelt waren

Europa kann sich nach Ansicht des Risikoforschers Gerhard Berz nicht vor einem Tsunami sicher fühlen, wie er jetzt Asien getroffen hat.

Warum oder Wozu?

Beim Beobachten der Medienberichte fällt auf, wie die renommierten Blätter anfänglich vor Sachlichkeit strotzen. Sie lieferten die wissenschaftlichen Erklärungen für die Entstehung von Killerwellen und das Aufeinanderkrachen der Kontinentalplatten.

Die Boulevard-Presse berichtete anders. Sie greift die Ängste der Menschen auf. So "Bild online" mit der Schlagzeile: "Weitere Seebeben drohen. Zerreisst unsere Erde?" Der Bericht wird eingeleitet mit einem Bibelzitat. Es lässt den schwer geprüften Hiob sagen: "Siehe, er hemmt die Wasser und sie trocknen aus; er lässt sie los und sie kehren das Land um" (Hiob 12,15). Weil "Bild online" Hiob erwähnt, ist zu ergänzen, dass dieser Mann am Ende sein Leid dem Schöpfer übergab und er wieder viel Lebensfreude erlebte (Hiob 42,5 und 6).

Die Bibel beschreibt, wie Hiob überzeugenden Trost fand in dem Gott, der ihm alles nahm – aber sein Weg dahin war mühsam, und seine Freunde hätten besser geschwiegen, als ihm mit menschlichen Ratschlägen helfen zu wollen. Es ist in Ordnung, wenn wir keine Antwort haben auf das "Warum“. Manche beeilen sich, Gott die Ehre zu retten, indem sie etwas finden, "wofür die Katastrophe doch gut war“, weil sie fürchten, dass andernfalls ihr Gottesbild ins Wanken kommt.

Vermutlich hat man Gott in unserer Kultur verniedlicht und verharmlost. Wir haben den Schöpfer der Welt reduziert auf einen "lieben Gott“: "Gott ist gut, und deshalb geht es mir gut“. Und wenn es nicht gut geht? Die Flutwelle hat vielen Menschen ihren Kinderglauben weggespült. Wir haben es in vierzig Jahren Frieden und Wohlstand vergessen: Gott ist ganz offensichtlich nicht nur „der liebe Gott“, dessen Job es ist, uns das vermeintlich Gute zu garantieren.

Dabei ist Gott keineswegs unbeteiligt, machtlos oder willkürlich. Gottes Hauptanliegen ist, dass Menschen nicht für die Ewigkeit verloren sind, sondern dass eine persönliche Verbindung zwischen Schöpfer und Geschöpf entsteht. C. S. Lewis sagte einmal: "Gott flüstert zu uns in unserem Vergnügen, er spricht zu unserem Gewissen, aber schreit in unserem Leid“. Gott schreit in diesen Tagen, weil die meisten Menschen taub für sein Flüstern und Sprechen sind. Rechtfertigt dieser Zweck so viele Tote? Man kann Gott nur vertrauen, dass er weiss was er tut.

Den Opfern und ihren Angehörigen kann kein Mensch eine Antwort auf das "Warum“ oder das "Wozu“ geben, die zufrieden stellen könnte. Gott lässt sich aber finden - gerade auch im Leid. Aber das geht nur, wenn ich Gott nicht als Schuldigen suche sondern als Schöpfer, der mich gemacht hat. Hiob hat ihn gefunden und konnte mitten in seiner ganz persönlichen Lebenskatastrophe beten: "Ich hatte von dir nur vom Hörensagen vernommen; aber nun hat mein Auge dich gesehen." (Hiob 42,5)

Quellen: factum/pte/ Nikodemus / Livenet

Datum: 06.01.2005

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