Gerade
kratzt das Thermometer wieder einmal an der 40-Grad-Marke. Das Leben
verlangsamt sich. Jeder stöhnt. Doch was in unseren Breiten eher die Ausnahme
ist, ist in Israel und Umgebung Normalität. Was sagt eigentlich die Bibel zur Sommerhitze?
«Jesus, die Sonne, das strahlende Licht…», beginnt
ein Gemeindelied aus den 1980er-Jahren. Zurzeit bleiben einem Gedanken wie diese
allerdings im Mund stecken – oder sollte man sagen: Sie vertrocknen dort? Der
biblische Umgang mit Hitze war nämlich ein völlig anderer als unserer im
gemässigten Mitteleuropa. Tendenziell ist Sonne bei uns die begrüsste und
ersehnte Ausnahme. Im antiken Israel wurde sie viel eher als Bedrohung
wahrgenommen. Kein Wunder, dass Segen in der Bibel oft mit Regen verbunden ist,
bei uns dagegen mit einem fröhlichen «Gott lasse seine Sonne über dir scheinen»
verknüpft wird.
Doch momentan haben uns tropische Temperaturen fest im Griff
und wir können einige Tipps von den Sonnenprofis der Bibel übernehmen – manche
sicher etwas augenzwinkernd. Die Idee zu diesen Tipps stammt übrigens von dem
Journalisten und Theologen Uwe Birnstein.
Hitzeperioden
sind normal
1. Mose, Kapitel 8, Vers 1: «Von nun an soll nicht
aufhören Saat und Ernte, Frost und Hitze, Sommer und Winter, Tag und Nacht,
solange die Erde besteht!»
In Gesprächen über das Wetter mischt sich gern die
Ansicht, dass eine gleichmässige Temperatur von gut 20 Grad doch perfekt wäre: nicht zu heiss und nicht zu kalt. Doch Tatsache ist, dass Gott bereits zu
Urzeiten nach den heftigsten Wetterkapriolen, die die Bibel überhaupt
beschreibt (Sintflut!), festhält, dass es von nun an solche Wechsel geben wird.
Manchmal ist es dabei warm oder kalt – und manchmal gibt es harten Frost und
glühende Hitze.
Wer sich mittags den Schweiss von der Stirn wischt
und den Eindruck hat, dass er gar nicht so viel trinken wie ausschwitzen kann,
hat leicht den Eindruck: Das bleibt jetzt so. Doch Hoffnung bzw. Abkühlung
kommt in der Nacht mit dem nächsten Morgen. Und so starten wir meistens doch
erholt in den neuen Sommertag.
Gottes
Schutz ist wie ein Schatten
Jesaja, Kapitel 25, Verse 4-5:
«Du bist dem Schwachen eine Zuflucht geworden, eine Zuflucht dem Armen in
seiner Not, ein Schirm vor dem Wolkenbruch, ein Schatten vor der Hitze, als der
Zornhauch der Tyrannen wie ein Unwetter gegen eine Wand daherkam. Wie die
Sonnenglut in einer dürren Gegend, so dämpfst du das Toben der Fremden; wie die
Sonnenglut durch den Schatten einer Wolke, so legt sich der Triumphgesang der
Tyrannen.»
Sicher ist es nicht immer angebracht, den eigenen
Alltag zu vergeistlichen, doch es tut schon gut, sich zu vergegenwärtigen, dass
Gott all das in seiner Hand hält. Nicht die wunderbare oder gnadenlose Sonne
steht ganz oben, sondern ihr Schöpfer. Und Gott schützt auch davor, wie ein
Schatten bzw. eine Wolke.
Alles
auf halbe Kraft!
Jona, Kapitel 4, Vers 8: «Und es geschah, als die
Sonne aufging, da entsandte Gott einen heissen Ostwind, und die Sonne stach
Jona aufs Haupt, sodass er ganz matt wurde; und er wünschte sich den Tod und
sprach: Es ist besser, dass ich sterbe, als dass ich am Leben bleibe!»
Im apokryphen Buch Judit wird die Geschichte ihres
Mannes Manasse erzählt, der bei der Feldarbeit einen Sonnenstich erlitt und
daran starb (Judit, Kapitel 8, Vers 3).
Dem Propheten Jona ging es ähnlich, als er nach seiner Predigt in Ninive auf
Gottes Eingreifen wartete. Beide Texte zeigen keine direkte Lösung des Hitzeproblems,
aber sie implizieren eine Selbstverständlichkeit, die uns inmitten von
(manchmal) klimatisiertem Arbeiten abhandenkommt: Wenn es extrem heiss ist,
kann niemand die normale Leistung bringen. Das kann in unserer
Arbeitsgesellschaft und dem Streben nach permanent 120 Prozent ein echter Augenöffner
sein: Zurückschalten, langsamer machen, halbe Kraft fahren.
Oft dient das Wetter als Ausrede. Man kann keinen
Sport treiben oder nicht im Garten arbeiten, weil es zu heiss, zu kalt, zu
trocken oder zu nass ist. Gott hat kein Lieblingswetter. Und er redet sich
nicht heraus. Seine liebste Aufgabe ist es, dass er sich uns Menschen annimmt –
und das tut er auch in lebensfeindlicher Hitze. Einfach immer.
Das
Ende ist kühl
2. Petrus, Kapitel 3, Vers 10:
«Es wird aber der Tag des Herrn kommen wie ein Dieb in der Nacht; dann werden
die Himmel mit Krachen vergehen, die Elemente aber vor Hitze sich auflösen und
die Erde und die Werke darauf verbrennen.»
Interessant ist, dass sich die Hitze als Motiv in
der Bibel bis zum Schluss durchzieht. Beim letzten Gericht Gottes geht es dann
so richtig heiss her – jetzt lösen sich sogar die Elemente auf. Aber danach
wird es kein Klagen mehr übers Wetter geben und kein: «Ist das wieder heiss
heute…». Johannes malt in seiner Offenbarung ein schönes Bild der
anschliessenden Zeit. Tatsächlich wird dann nicht nur die Temperatur angenehm
sein. Selbst Not und Probleme werden keine Rolle mehr spielen. Paradiesisch.
Offenbarung, Kapitel 7, Verse 16-17:
«Und sie werden nicht mehr hungern und nicht mehr dürsten; auch wird sie die
Sonne nicht treffen noch irgendeine Hitze; denn das Lamm, das inmitten des
Thrones ist, wird sie weiden und sie leiten zu lebendigen Wasserquellen, und
Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen.»