YOUCAT-Initiator

«Weihnachten ist die grösste Verrücktheit Gottes»

Der Jugendkatechismus YOUCAT ist das erfolgreichste katholische Buch der Welt. Sein Initiator, der deutsche Publizist und Verleger Bernhard Meuser, bezeichnete die Geburt Jesu jetzt als die «grösste Verrücktheit Gottes».
Bernhard Meuser
Die Geburt Jesu, dargestellt im Film «Son of God»
YOUCAT ist eine Abkürzung für die beiden englischen Worte YOUTH und CATECHISM.

Dass Gott Mensch werde, sei eigentlich ein Skandal, sagte der Theologe und Autor in einem Interview mit der Evangelischen Nachrichtenagentur idea. So herrsche in vielen Religionen zwischen Gott und den Menschen ein unendlicher Abstand: «Im Islam ist der Mensch angesichts der Grösse und Allmacht Gottes ein Nichts.» Das Gegenteil sei in der Esoterik der Fall: «Hier ist das Göttliche eine Art beherrschbarer Energie, die man – wenn man die Technik raus hat – manipulieren kann.» Weihnachten hingegen drücke das christliche Verständnis von Gott aus: «Er ist ganz gross und ganz klein. Er – der Allmächtige – wird Mensch und kommt als kleines Kind zur Welt – unglaublich.»

Tatsachen, kein orientalischer Mythos

Theologen, die die Weihnachtsgeschichte für einen Mythos halten, widerspricht Meuser entschieden. Er glaube, dass die Geschichte «auch historisch gesehen im Kern der Wahrheit entspricht». Wer die Autoren der Bibel zu orientalischen Mythenerzählern degradiere, werde ihnen nicht gerecht: «Sie waren keine Konstrukteure theologischer Hirngespinste, sondern Menschen, die die aussergewöhnliche Geschichte von Jesus Christus bezeugten. Es ging ihnen um Tatsachen, nicht um sinnstiftende Märchen.»

Weihnachtspredigten: Keine Vorlesungen bitte!

Meuser drückte im Blick auf Weihnachtspredigten den Wunsch aus, dass Pfarrer die Herzen der Menschen erreichen: «Ein Prediger muss mit der Wurzel, also mit Jesus Christus, verbunden sein, damit er Gottes Freude verkünden kann.» Damit werde verhindert, dass sich der Prediger polemisch gegen seine Zuhörer wende und sie verkappt kritisiere: «Christen sollten nicht eine Horde von Besserwissern sein, sondern mit tiefer Freude das Lob Gottes singen – das zieht an.» Es gehe nicht darum, auf der Kanzel akademische Vorlesungen zu halten, sondern Menschen tiefer in den Glauben hineinzuführen, so Meuser.

Einheit – nicht in der Sache, sondern in der Person

Meuser ist Katholik. Im Blick auf das Verhältnis von Katholiken und Protestanten erklärte er: «So lange wir versuchen, bloss eine Einheit in der Sache – also in theologischen Streitfragen – zu erzielen, wird es zu immer neuen Spaltungen kommen.» Nötig sei vielmehr eine Einheit in der Person: «Wo wir in der Person Jesu Christi zusammenkommen, gibt es keine Trennung. Diese Einheit erlebe ich mit meinen evangelischen Freunden.»

Glaube: «aktuell, spannend und modern»

Meuser ist Theologe, Publizist und Geschäftsführer der YOUCAT-Stiftung. Die Auflage des 2011 veröffentlichten Jugendkatechismus liegt inzwischen bei fünf Millionen Exemplaren in 30 Sprachen. Derzeit arbeitet der 60-Jährige an einem Kinderkatechismus. Dieser wird nach seinen Angaben auf 200 Seiten Antworten auf etwa 150 Fragen geben. Das Buch werde voraussichtlich 2016 erscheinen.
Meusers erfolgreiches Buch «Christsein für Einsteiger» wurde wieder neu aufgelegt und wird auch von evangelischer Seite her vertrieben. Darin gelingt es dem Autor, «über den christlichen Glauben so brennend aktuell, so spannend, modern und pointensicher zu schreiben wie über jedes andere Thema, das den Leuten auf den Nägeln brennt» (aus einer Rezension). In ihm finden sich Formulierungen wie  «entweder ist Jesus wahrer Mensch und wahrer Gott zugleich. Dann ist er über alle Lieben hinaus zu lieben, dann ist die Liebe zu ihm gleichzeitig Gottes-Dienst. Oder er ist irgendein jüdischer Rabbi, dann stelle ich ihn zu den anderen in den Bücherschrank.»

Zur Webseite:
YOUTCAT

Zum Thema:

Datum: 24.12.2014
Autor: Reinhold Scharnowski
Quelle: Livenet / idea

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