Aargau: Ausstellung erzählt Schweizer Bibelgeschichte

Für das Buch der Bücher keinen Aufwand gescheut: Nachgebaute Druckerpresse
1560 in Basel gedruckt: Die Bibel des Samedaner Notars Jachiam Biffrun
Lutherbibel von 1778

Kein Buch hat die Schweiz so bewegt und geprägt wie die Bibel. Anfangs fand die Heilige Schrift im Reisegepäck von Mönchen ihren Weg ins Land. Heute ist sie fester Bestandteil unserer Kultur. Ihre Entwicklung wird von der Schweizerischen Bibelgesellschaft mit einer Ausstellung in Magden bei Rheinfelden (AG) veranschaulicht.

Etwa 1200 Jahre dauert die Geschichte der Bibel in der Schweiz. Seit ihrer Ankunft hat sie sich in alle Landesteile verbreitet. Im Jahr 1291 wurde die Eidgenossenschaft im Namen des in der Bibel beschriebenen Gottes beschlossen. Die Präambel der neuen Bundesverfassung von 1988 bezieht sich auf denselben Gott. Weltweit sind Teile der Bibel schon in 2335 Sprachen übersetzt. Die Ausstellung „Die Bibel in der Schweiz“ dokumentiert mit Fotografien, Texten und ausgeliehenen Bibelexemplaren die Verbreitung des aussergewöhnlichen Buches.

Christianisierung von Helvetien

In Romainmôtier im Waadtländer Jura dürfte ums Jahr 450 die erste Klosteranlage in der Schweiz errichtet worden sein. Zuvor hatte sich der christliche Glaube, dessen Verkündigung im Römerreich mit den Aposteln begonnen hatte, bis zum 4. Jahrhundert westwärts bis nach Britannien ausgebreitet. Im Jahr 380 wurde das Christentum zur römischen Staatsreligion erklärt.

Doch im 5. Jahrhundert, im Gefolge der Völkerwanderung, verdrängten heidnische Kulte das Christentum. Rechristianisiert wurde Europa hauptsächlich durch irische Wandermönche und angelsächsische Missionare, die Papst Gregor I. aussandte. Der Mönch Gallus liess sich im Steinachtal, dem heutigen St. Gallen, nieder – im Reisegepäck ein wertvolles Gut: die Heilige Schrift.

Ostschweizer Schriften aus dem Mittelalter

„An keinem Ort der Welt dürfte die Überlieferungsgeschichte der biblischen Texte so genau rekonstruierbar sein wie in St.Gallen“, sagt die Bibelgesellschaft. Die ältesten von dort geschriebenen und noch erhaltenen Handschriften stammen aus der Zeit nach 750. Sie enthalten vor allem Texte aus dem Alten und Neuen Testament. Das Kloster wurde vom einheimischen Priester Otmar bereits im Jahr 719 errichtet. Er wurde auch der erste Abt der klösterlichen Gemeinschaft.

Die Mönche im Mittelalter mussten lesen lernen. So konnten sie am Rezitieren der Heiligen Schrift teilnehmen und sie selbst studieren. Dem grösstenteils analphabetischen Volk wurden biblische Geschichten über Bilder vermittelt.

Buchdruck in der Reformation

In Basel druckte ein Geselle Gutenbergs die erste Bibel in der Schweiz. Von grundlegender Bedeutung wurde die Ausgabe des griechischen Neuen Testaments, die der Gelehrte Erasmus besorgte. Sie diente Martin Luther 1522 zur Übersetzung des Neuen Testaments ins Deutsche, welche als „Septembertestament“ bekannt wurde und ein neues Kapitel der Bibelverbreitung einläutete.

Die Übersetzungen dienten auch der Volksbildung, da die Reformatoren Wert darauf legten, dass alle die Bibel lesen konnten. Auch in der Schweiz wurde dank der Reformation das Wort Gottes in die Landessprachen übersetzt. Zwingli verfolgte sogar das Anliegen, die Luthertexte in einem Schweizerischen Schreibdialekt zu verfassen. 1531 erschien die Deutsche Foliobibel.

Verbreitung in der Neuzeit

Die 1780 gegründete Deutsche Christentumsgesellschaft ermöglichte die internationale Vernetzung von Christen. Als ihr Sekretär Steinkopf im Jahr 1801 zum Auslandsekretär der britischen und ausländischen Bibelgesellschaft ernannt wurde, entwickelte sich zwischen Basel und London eine enge Beziehung. Die Gesellschaft machte es sich zur Aufgabe, die Bibel neu zu übersetzen, kostengünstig zu drucken und sie weltweit zu verbreiten.

Die 1804 gegründete Basler Bibelgesellschaft verfolgte das Ziel, die Verbreitung der Bibel vor allem in der Schweiz und Süddeutschland zu fördern. Sie übernahm 1866 die Leitung der Schweizerischen Vereinigung für Kolportage, als in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts diese Verbreitungsart in den Vordergrund rückte.

Als das wichtigste Ereignis der Bibelverbreitung hierzulande im 20. Jahrhundert nennt die (erst 1955 gegründete) Schweizerische Bibelgesellschaft die Entstehung interkonfessioneller Bibelübersetzungen. Darunter fallen die so genannte Einheitsübersetzung oder die Gute Nachricht.

Die Wander-Ausstellung im Dorfmuseum Magden bei Rheinfelden AG ist noch bis Mittwoch 17. März geöffnet.
Weitere Infos unter www.bibelausstellung.ch

Autorin: Monika Breidert

Datum: 16.03.2004
Quelle: Livenet.ch

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