Langer Endspurt für die neue Zürcher Bibel

Die NT-Übersetzer Konrad Haldimann (rechts) und Herbert Kohler mit Angela Wäffler
Der Abend bot reichlich Diskussionsstoff.
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Die neue Zürcher Bibel soll im nächsten Jahr in vier Ausgaben erscheinen. An einem ‚Werkstattgespräch’ der reformierten Landeskirche legte Niklaus Peter, der Leiter des Theologischen Verlags Zürich (TVZ), am Montag das Konzept für die Herausgabe der neuen Bibel dar.

Neben einer grossen, gut lesbaren und einfach gestalteten Ausgabe ist in derselben Typographie, kreiert vom Holländer Christopher Noordzij, eine schön gebundene Bibel geplant. Sie soll farbige, ganzseitige Versillustrationen des Basler Künstlers Samuel Buri enthalten – eine Bibel für Trauungen und zum Schenken.

Zum Studieren, zum Schenken, für die Schule, auf den Nachttisch

Dazu kommen zwei Taschenausgaben: eine der bisherigen Konfirmanden-Bibel vergleichbare und eine mit erklärenden Seiten und Fotos für Jugendliche. „Wir wissen: Es kommt darauf an, wie diese Bibel sich präsentiert“, sagte Kirchenratspräsident Pfr. Ruedi Reich am Montagabend zu den 50 Anwesenden.

Wie Niklaus Peter gegenüber Livenet erläuterte, dürfte es Herbst 2005 werden, bis die neue Bibelübersetzung, an der seit 1987 gearbeitet wird, auf den Markt kommt. Ebenfalls geplant ist eine CD-ROM mit dem revidierten Text. Noch sind auch im Neuen Testament nicht alle Bücher übersetzt; bei manchen läuft der Feinschliff. In den Evangelien, die 1996 in einem Vorab-Band erschienen, wird es einzelne Änderungen geben. Die letzte Neuübersetzung wurde zwischen 1907 und 1931 erstellt.

Feministische Wünsche

Im Jahr 2000 sagte die Zürcher reformierte Kirchensynode Ja zu einer Frauenlesegruppe, um feministischen Anfragen Rechnung zu tragen. Ihre Euphorie habe im Lauf der Zeit einer gewissen Bescheidenheit Platz gemacht, sagte Pfarrerin Angela Wäffler von der Gruppe. Diese hat erreicht, dass im Neuen Testament, wenn von Propheten die Rede ist, Prophetinnen an manchen Stellen mitgenannt werden. Mit den Brüdern werden die Schwestern erwähnt, mit den Söhnen auch die Töchter Gottes.

Die Frauen haben auch an der althergebrachten Übersetzung des zentralen griechischen Worts ‚kyrios’ mit ‚Herr’ gerüttelt, aber keine befriedigende Alternative aufzeigen können. In der Endphase der Arbeit am Text wirken sie, wie Angela Wäffler sagte, auf eine „vorsichtige, moderate Anpassung der Übersetzung an feministische Anliegen“ hin. Über den Text entscheiden endgültig die Übersetzungskommissionen.

In Gruppen konnten die Anwesenden zwei Knacknüsse diskutieren. Dabei zeigten sich die Schwierigkeiten der NT-Übersetzung, die, dem Urtext nahe bleibend, auf Präzision und gute Verständlichkeit abzielt. Im Gespräch legten die NT-Übersetzer Herbert Kohler, der durch den Abend führte, und Konrad Haldimann ihre Arbeitsweise dar.

Begleittext

Die Theologin Trix Gretler informierte in der Folge über die spät aufgenommenen Arbeiten am Begleittext, welcher vor allem Erläuterungen zu wichtigen Begriffen (Glossar) und Einleitungen zu den biblischen Büchern enthalten soll. Fussnoten wird die neue Zürcher Bibel nur spärlich aufweisen.

Etwa 80 der ungefähr 200 vorgesehenen Glossar-Artikel sind verfasst; Kostproben machen einen etwas abgehobenen Eindruck. Ein Teilnehmer des Werkstattgesprächs wollte denn auch wissen, ob Nicht-Theologen an der Redaktion beteiligt seien, und mahnte eine leicht verständliche Sprache an.

Datum: 23.01.2004
Autor: Peter Schmid
Quelle: Livenet.ch

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